Stasisfield

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  • #32273  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

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    seit fünf jahren empfänger und sender unterschiedlichsten klangmaterials hat sich stasisfield offensichtlich auf das ganz besondere spezialisiert. zumindest in anlehnung an die bisher eruierten netlabels, bei denen sich zwar das eine oder andere schon durch besonderheiten bei der klangerzeugung und –verarbeitung hervor getan hat, jedoch keines so konsequent den weg verfolgt hat wie stasisfield. denn hier gibt es keine formalen, keine inhaltlichen grenzen, keine weisungen bezüglich eines genres. das experiment oder besser die art und weise töne entstehen zu lassen, scheint plakatiert, aber es muss ergänzt werden, dass die suche nach den bindenden elementen, sequenzen, die aus dem fremden das erkennbare und aus dem unmöglichen das mögliche machen stattfindet. merkwürdig, absonderlich, geradezu kurios sind dabei nicht nur die ergebnisse, sondern ist zum teil auch die art der klangewinnung (siehe u.a. sf 3006).
    eine lesbare textur gibt es in den seltensten fällen, melodie und rhythmus sind so wenig bestandteil wie scheinbar irgend möglich. diese ausdrucksform zielt auf wahrnehmung, die sich nicht täuschen lässt.

    heute schon mal einige beispiele aus einem doch recht breiten katalog:

    labelnummer – künstler – produkt (ohne bewertung)

    SF 4010 jacob ludvigsen – hyersdagslys
    – enervierende klangcollagen
    – kraftvolles und schwaches mischen sich
    – rhythmisches zerfällt
    – angriffe auf konzentration, bedrohung der empfindung: was muss/kann man sich in diesem zusammenhang zumuten (und warum)
    – die suche nach einem lösbaren geräusch, weil es einem rätsel aufgibt oder weil es sich entdräut und in erkennbares, verträgliches übergeht, das warten auf den (erlösenden) augenblick

    SF 4009 john kannenberg – chicago aqua
    – wasser
    – nichts steht in diesem klanggemälde deutlicher im vordergrund
    – wasserfall, fontänen, strandgeräusche
    – immer wieder durchzogen von gesprächsfetzen, den klängen vorbeifahrender boote
    – ein zwar abstraktes, jedoch in jedem fall narratives bild entsteht
    – 15 minuten
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    SF 4008 goh lee kwang – radiowave
    “Subtle tones, gentle hiss, staccato rasps and voluminous silences are at the forefront of Malaysian artist Goh Lee Kwang’s four-part meditation on transmissions. With one hand on the dial and the other on the volume, Lee Kwang scans the airwaves and the spaces between them, creating a suite of pieces that present a sonic duality of vast distance and extreme closeup, capturing tiny particles in a void.”
    titel: part 3

    SF 4001 ernesto rodriguez – prisma
    – das erste werk im vierten jahr des labels (erklärung für die labelnummerierung)
    – violine, viola, cello, trompete, klarinette sind hier im einsatz
    – wenige anschläge oder ein zaghaftes blasen sind jedoch die einzigen hinweise, um die genannten instrumente zu erkennen
    – verfremdet werden sie als erzeuger von tönen verwandt
    – exkursionen in die perkussiven eigenschaften der klangkörper
    – beängstigend zum teil, fremd allemal
    titel: a
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    SF 3006 andrea polli – retina burn
    – spannend!
    – “Hunter College NYC professor of film and media Andrea Polli presents a half hour composition of Intuitive Ocusonics, a system for sound performance based on eye movements that she has been using since 1996. In Retina Burn, soundwaves generated by the sun are manipulated by movements of the performer’s eye, thereby allowing the listener to audibly „view“ the sun without the usual risk of damaged vision. The composition’s low hums and fluttering sine waves combine with percussive blinks and squints to gradually move through a series of sonic dilations; a feast for the ears prepared by the eye.”

    SF 2005 glenn bach – diamond finesse
    der diamantenen struktur abgeschaut ist das klangabeuteuer bachs. spitzige, fremde geräusche, die sich zu einer einheit modellieren. unförmig wie ein ungeschliffener stein. mit ecken und kanten, an denen man sich schneiden kann. in dem der stein bewegt wird, verändert sich nicht nur der blick auf ihn, auch die reflexionen des lichts werfen neue muster zurück. so wird im drehen und wenden der diamant erkannt, das innere und äußere gefüge verbindet sich zu einem ganzen. weniger musikalie denn lautgemälde.
    titel: to fly through
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    teil 2 folgt.

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      #4075961  | PERMALINK

      klienicum

      Registriert seit: 14.03.2005

      Beiträge: 7,451

      teil 2

      einige projekte des stasisfield- labels sollen nun noch vorgestellt werden. sie passen sich ein in das bisher gezeichnete bild des outputs: der experimentelle anspruch ist hoch, die suche nach definition und ausformung von klang und klangerzeugnis stehen im vordergrund. der hörer ist gefordert in der auseinandersetzung mit dem ungewöhnlichem, aber auch in der beantwortung der frage seines verständnisses von musik.

      SF 4007 peter koniuto – past andromeda
      New York-based composer Peter Koniuto’s piece is an expansive meditation on exploration and the vastness of physical and acoustic space. A crafter of systems-based music, Koniuto here sets a variety of quiet sounds in motion – piano, radio transmissions, percussion, drones – and gently nudges them into ever-changing relationships, like tiny objects floating in zero gravity. Adrift in repetition, its subtle, sometimes sudden changes create an atmosphere of – dare it be said – „Eno-esque“ serenity.”
      ein fast sechzigminütiges musikalisches schauspiel mit zum teil ergreifenden momenten.

      SF 4005 fessenden – preview ep
      die drei chicagoer convey (bass), fiehn (guitar, cd-players, clickwheel) und hess (drums, percussion) spielten diese drei stücke live über ein einzelnes mikro im studio ein.
      neben der unmittelbarkeit und intensität dominieren momente des innehaltens, des verhallens, der wahrnehmung also von tönen, die in der fortsetzung, im direkten anschluß des folgetons sonst nicht gehört werden. augenblicke des prozesses von „musikproduktion“ werden so deutlich, als würde man das spielen auf dem instrument in zeitlupe wiederholen.

      SF 4003 ernesto diaz-infante – mirrors on the crisis of the moment
      politische statements musikalisch eingehüllt und alles andere als einlullend, titel wie “war”, “ecology” oder „global capitalism“ sprechen eine deutliche sprache. „tsunami“ zeigt sich jedoch beispielsweise nicht als ein über den hörer hereinbrechendes spektakel, sondern ist im gegenteil bearbeitet als ein fast gleichmütiges anschlagen eines saiteninstruments. „war“ erweist sich als eine variation davon und man ist schon im frühen stadium dieser aufnahmen bestrebt, die unterschiede auszumachen. denn hier geht es um nuancen beim spiel auf der steelstring- guitar.

      SF 4002 micah silver – utopian artifacts
      New York – based composer, visual artist and curator Micah Silver presents a pair of pieces derived from works for other media. Scale is a plaintive work for synthesizer and short wave radio that debuted as a sound installation. Houston/Touch („for mark rothkowitz“), a piece for tone generators, noise and guitar, accompanies a video that evokes the gritty, intense spirituality of the abstract expressionist’s late-period works, specifically the fourteen black paintings in Houston’s Rothko Chapel. Although both pieces were originally composed seperately, together they create a balanced whole, fifty minutes of sonic stasis that are truly in motion while remaining still.”

      SF 3005 raemus – stream studies
      hier ist ein kanadier am werk, der uns in unterschiedlichste landschaftliche gefilde mitnimmt. die aufnahme und konservierung von sounds findet hier in seiner simpelsten form statt. denn der prozess der erzeugung wird aufgrund des vorhandenen tonmaterials – fließendes wasser, rush hour- geräusche, das surren der insekten – fast gänzlich vernachlässigt, lediglich eine nachbearbeitung findet statt.

      SF 2007 david hahn – good friends we´ve lost
      mit “good friends we´ve lost ” verabschiedet sich der in seattle ansässige david hahn von zwei freunden, die jeweils auf tragische weise ums leben kamen, der eine durch aids, der andere im balkankrieg. gelungen sind ihm dabei eindringliche werke, die auf dem zusammenspiel von cello und elektronik beruhen. getragen, aber nicht rührselig, warm und sehr dicht. diese kompositionen sind sicher ein novum im spektrum dieses netlabels.

      auf der seite des labels findet man sich sehr gut zurecht. der anspurch an die optischen komponenten ist ausgesprochen hoch. die soundqualität ist einwandfrei. leider lassen sich werke aus den frühen jahren nur noch teilweise downloaden. wer sich auf stasisfield tummeln möchte, sollte in jedem fall lust auf neues haben, mut zum wagnis mitbringen, denn es gibt garantiert fremdes auf die ohren.

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