Re: Die besten Bands/Musiker ever

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mistadobalina

Registriert seit: 29.08.2004

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Mich erstaunt immer wieder, wie einige Leute hier Künstler in gut und schlecht, deren Musik in „Grütze“ oder „Genialität“ einordnen. Und das mit einer Bestimmtheit, die ganz klar erkennen lässt: die meinen das ernst. Möglicherweise hilft starkes Ablehnen ja bei der Festigung eines eigenen Standpunktes und wahrscheinlich habe ich in meiner reiferen Adoleszenz ja ähnlich reagiert. Hier aber wünsche ich mir, dass wenn solche – ernsthaft vorgetragenen – Vorwürfe kommen, diese auch ebenso sachlich auf der musikalischen Ebene erklärt werden. Versuche, die Beschreibungen wie „fadenscheinige, schlechtinformierte Musikalität“ beinhalten sind mir dann zu dürftig und ich ich gestehe auch, dass ich nicht weiß, was „schlechtinformierte Musikalität“ ist.

Ich bin sicher kein Experte was Musik betrifft, halte aber mein musikhistorisches Wissen für nicht unbedeutend. Dass Rufus Wainwrights Einflüsse sehr stark vom Musical und dem Kabarett (ich würde auch sagen: Operette) herrühren, erkennt man indes auch ohne große musikalische Vorbildung. Diese Einflüsse verbindet Rufus mit seinem – für meine Begriffe sehr klassisch geprägtem – Songwriting. Und ich halte das, wie er es macht und auch die Stücke, die dabei herauskommen für einmalig und überaus bemerkenswert. Ganz gleich ob man sie nun mag oder nicht.

Ich habe bisher auch noch nicht entdecken können, dass sich Rufus damit brüstet, ein großer, genialer Künstler zu sein – möglicherweise wird da aber auch etwas mit seiner sehr explizit zur Show gestellten homosexuellen Attitüde verwechselt, einer Attitüde übrigens, die gern einmal ironisiert. Das konnte man gerade bei seinem Konzert sehr gut sehen: Rufus hat durchaus die Gabe, mal über sich selbst zu lächeln, was ihn in meinen Augen noch zusätzlich sympathisch macht.

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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)