Re: Fela Kuti

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friedrich

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sparch
Ich habe schon einiges über Fela geschrieben, allerdings nicht in diesem Thread sondern hier.

Danke für den Tipp!

bomberalfiAbsolut richtig gehöhrt. Die geniale Weiterentwicklung fand dann nochmal zusammen mit David Byrne statt. „My Life In The Bush Of Ghosts“ gehöhrt mit zum Besten.

1980/81, als REMAIN IN LIGHT herauskam, kannte in Deutschland natürlich kein Mensch Fela Kuti, ich auch nicht. Brian Eno und David Byrne waren meines Wissens auch nicht besonders auskunftfreudig, was ihre Inspirationsquellen betraf. Ich habe damals jedenfalls nichts davon gelesen oder gehört. Viel, viel später, erst vor ein paar Jahren, las ich, dass sich Eno schon Mitte der 70er sehr anerkennend über Fela geäußert hatte. Auf der letzten CD-Wiederveröffentlichung von RIL ist sogar ein OUTTAKE namens FELA’S RIFF.

Als Non-Musician (Selbsteinschätzung) mit Kunsthochschulenhintergrund ging Eno auf sehr unkonventionelle Art mit musikalischen Quellen um und kombinierte sehr gern Sachen miteinander, die eigentlich überhaupt nichts miteinander zu tun hatten, so dass in einer Art surrealistischem Effekt etwas völlig anderes entstand, als die Summe der Zutaten. REMAIN IN LIGHT ist so ein Fall: Kreuze NYC Art-School Punks mit Afrikanischem Groove und Du bekommst ein hochbrisantes Gebräu. Noch weiter gegangen sind Eno und Byrne tatsächlich mit BUSH OF GHOSTS. Klangschnipsel aus dem Radio, Gospelgesänge, Arabische Musik werden mit NYC Art-Funk verspleißt, völlig ungeachtet der ursprünglichen Sinnzusammenhänge, und heraus kommt etwas ganz anderes. Das beste Zeichen, dass dies voll und ganz gelungen ist – vielleicht sogar zu gut! -, ist das Stück Qu’ran: Ein gesungener Text aus dem Koran, den man mit einem schleppenden Funk versetzt hat. Einige Muslime fanden das aber gar nicht lustig und auf späteren CD-Ausgaben der Platte, wurde Qu’ran dann durch ein anderes Stück ersetzt.

Es ist eine reine Mutmaßung von mir, dass Fela seine nigerianischen musikalischen Wurzeln während seiner Zeit in London und New York in den späten 60ern und frühen 70ern mit James Brown und dem elektrischen Miles gekreuzt hat. Ich halte das aber für sehr gut möglich, denn zu dieser Zeit waren James und Miles zwei der Superstars von Black America und an einem Afrikaner in den USA, der Saxophon spielt, dürften diese Einflüsse kaum vorbeigegangen sein. Soweit ich weiß ist er in den USA auch mit den Black Panthers in Berührung gekommen. Den Funk von James Brown und das musikalische Gebräu von Miles (z.B. BITCHES BREW) kann man bei Fela jedenfalls heraushören. In sofern vereinigt Fela auch teils sehr unterschiedliche Quellen in seiner Musik.

Friedrich

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)