Re: Das Piano im Jazz

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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da ich gerade viel zeug der plattenfirma PI höre, war das gestern ein pflichttermin – obwohl iyer nur hin und wieder auf PI, meistens aber auf ACT veröffentlicht. wie auch die neue trio-cd ACCELERANDO, wegen deren bewerbung die drei herren gerade unterwegs sind.

interessanter vergleich zu jason moran’s bandwaggon, genauso hip, genauso alles von fats waller bis techno ins eigene system importierend, genauso kommunikativ und genauso entspannt.

ich muss gestehen, dass ich doch ein wenig überrascht war, wie aufregend iyer, mit dem ich mich bisher nur peripher beschäftigt habe, spielt. das ist schon ziemlich virtuos und kühl, aber dann in den schattierungen bei ruhigen phasen durchaus ergreifend. trademark sind aber seine fetten ostinatos und repetitiven klangcluster, meist mit halb durchgedrücktem pedal. die wärme kommt von stephan crump, dem bassisten – ein ganz toller musiker (der ja auch ein duo-album mit steve lehman veröffentlicht hat), sehr eigen, in sich ruhend, druckvoll.

wenn ich aber eine sensation ausrufen möchte, dann wäre das der drummer marcus gilmore, enkel(?) von roy haynes, der bei seinem onkel graham haynes auch schon mal drum&bass-beats zu elektronik gespielt, angeblich aber auch schon chick corea unterstützt hat. iyer meinte gestern, dass er gilmore seit 2003 kennt, da sei dieser 16 gewesen. kurz danach spielte er schon bei steve coleman, seit langem aber auch schon in iyers trio.

was gilmore aus dem handgelenk beherrscht und was eine tatsächliche innovation der jüngeren new yorker drummer zu sein scheint (damion reid und tyshawn sorey können das auch), sind die beschleunigungen und verlangsamungen im metrum, natürlich auch synchron mit der band – das scheint mir aus der neuen musik zu kommen und ich höre das im ‚handgemachten‘ zusammenhang erst seit ein paar jahren. bei gilmore geht das so weit, dass er mit einer hand im beat beschleunigen, mit der anderen gleichzeitig verlangsamen kann. wie das geht: keine ahnung. der effekt ist jedenfalls unglaublich, da man das gefühl für den beat beibehält, aber was anderes hört…
gilmore hat auch eine tolle haltung gegenüber seinem (übrigens total reduzierten) kit – bei aller lockerheit sehr gespannt, angriffslustig, unglaublich präzise – da geht nichts in die breite, als puls oder teppich, alles sitzt als scharfer akzent. die snare stimmt er bei jedem stück um, setzt sie mal quasi-melodisch, mal rein perkussiv ein.

das ganze geht als 2stündiger audience-pleaser am stück durch, in immer neuen überrschaschungen, vor einem enthusiastischen, zahlreichen und sehr informierten publikum (diese ACT-alben scheinen sich wirklich zu verkaufen…). eigenartig, da das ja wirklich alles andere als eine anspruchslose oder leicht zu kontextualisierende musik ist.

ich konnte mich dem aber auch nur anschließen. hier ein kleines live-beispiel, auf dem man gilmore gut hört – es war die allerletzte (vierte?) zugabe gestern: THE STAR OF A STORY, ein disco-klassiker von heatwave.

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