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Hab in den letzten Wochen immer mal wieder zu Earl Hines‘ Ellington Sessions gegriffen. Für das Master Jazz Recordings Label nahm er zwischen 1971 und 1975 solo vier LPs mit Ellington-Stücken auf. Der grosse Teil davon erschien 1988 auf einer Doppel-CD bei New Worlds Records, der Rest wurde auf einer einzelnen CD 1997 nachgereicht.
Hines hat Unmengen aufgenommen, ich habe keineswegs einen Überblick über seine Diskographie. Er geht zurück zu den Anfängen des Jazz, hat mir Armstrong gespielt. Sein Spiel hat nie die geschliffene Eleganz eines Teddy Wilson oder die Brillanz eines Tatum gehabt, er hat sich auch im Rahmen seiner Comebacks (etwa „Grand Reunion“, 1966 für Limelight mit Coleman Hawkins und Roy Eldridge und Hines‘ Trio aufgenommen, komplett auf einer Verve Doppel-CD zu finden) stilistisch nie angepasst sondern seinen eigenen, „alten“ Stil beibehalten.
Umso eindrücklicher, wie er sich hinter die Musik Ellingtons macht. Neben vielen überaus bekannten Klassikern (Satin Doll, In a Mellotone, Solitude, Caravan, Mood Indigo, Come Sunday, Sophisticated Lady, Black and Tan Fantasy, Prelude to a Kiss) finden sich auch ein paar weniger häufig gehörte Nummern, so über zehn Minuten lange Interpretationen von „The Shepherd“ und „Black Butterfly“ oder Titel wie „Heaven“, „Take Love Easy“ oder „Don’t You Know I Care“. Was Hines da alles drauf hat, von der einfachst-reduzierten Solo-Weise bis zu Passagen, in denen man glaubt, das ganze, vertraute Orchester-Arrangement zu hören – das ist ganz, ganz grosse Kunst!
Jedenfalls für mich bisher mit Abstand das eindrücklichste, was ich von Hines kenne!
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