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Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
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Meine Frage zu Borah Bergman – vielleicht hat jemand von Euch eine Idee. Im Netz habe ich nicht allzu viel über Bergman finden können, auch das längere Interview bei allaboutjazz hat nicht weiter geholfen. Es gibt da also auf allen mir bekannten Platten von Bergman eine Art Themenbruchstück, eine thematische Skizze – wenn sogar das nicht schon zu viel gesagt ist –, die nicht nur wie ein »Tick« hin und wieder auftaucht, sondern teilweise die Stücke auch strukturiert oder wenigstens deren Ausgangs- und Zielpunkt markiert. Mit der im genannten Interview erwähnten »Upside Down«-Technik bzw. Bergmans »ambi-ideation« bzw. »ambidexterity« scheint mir das nichts zu tun haben. Eher schon, da auch Bergmans Neigung zum Kontrapunkt und zum polyphonen Spiel immer wieder hervorgehoben wird, mit der Ausführung und Stimulation eines Themas wie B-A-C-H in der »Kunst der Fuge«. Aber auch das trifft es sicher nicht genau. Ich gehe die Platten einmal ab und nenne ein paar Beispiele; im Einzelfall wird das Thema, das ich meine, auch leicht abgewandelt oder noch weiter verkürzt:
A New Frontier (solo, 1983)
Gleich zu Beginn von Night Circus pt. 1. Bei ca. 4 min hält Bergman inne und ich habe den Eindruck, jetzt setzt er gleich wieder diesen Tupfer; er tut es aber nicht vor Ende des Stücks.
Upside Down Visions (solo, 1984)
Auch hier bereits zu Beginn des Titelstücks, Rückkehr bei ca. 4.20 min. In dem kurzen »Spirit Song« scheint mir eine Variation des Themas vorzuliegen, die im folgenden »Poignant Dream« weiter ausgeführt wird.
The Human Factor (mit Andrew Cyrille, 1992)
Erneut gleich zu Beginn des Titelstücks.
Reflections on Ornette Coleman and the Stone House (mit Hamid Drake, 1995)
Hier ist das Thema nicht so eindeutig zu hören, aber dann kommt es eben doch; zuerst etwas verhalten in »Focus on Sanity« (bei ca. 9 min), dann in »Lonely Woman« und in »Stone House« scheint mir auch die Variante aus »Upside Down Visions« wiederzukehren.
Luminiscence (mit Greg Cohen, Kenny Wollesen und John Zorn, 2008)
Das Thema gleich wieder zu Beginn und auf allen weiteren Stücken, in »Scattering« und »Candela« auch mit der erwähnten Variation. In »Luma« dann – das einzige Stück, bei dem Zorn beteiligt ist – hört man auch gut, dass diese thematische Skizze große Affinität zum Horn hat (was für Bergman wohl überhaupt sehr wichtig ist).
Wie sich die Sache im Duo mit Evan Parker (The Fire Tale, 1990) verhält, müsste ich erst nachhören, stelle mir das dort aber eher schwierig vor.
Habt Ihr eine Erklärung für dieses manische Wiederkehren des Themas, das ja unabhängig von den Alben, der Zeit der Aufnahme und den beteiligten Leuten ist? Ist es überhaupt nachvollziehbar, oder hat hier eher der Hörer einen »Tick«? Kennt Ihr ähnliche Fälle?
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