Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Das Piano im Jazz › Re: Das Piano im Jazz
nail75Ich brauche offensichtlich Musik von Mary Lou. Empfehlungen?
Chronological Classics – Andy Kirk so ca. von 1938-1940, ihre eigenen von 1944 und 45 – dürfte allerdings schwer zu finden sein.
nail75Der Unsinn in Bezug auf „schlechte Einflüsse“ wird durch ständiges Wiederholen nicht besser. Es gibt keine schlechten Einflüsse, es gibt nur Nachäffer. Seinen eigenen Stil zu finden, ist das allerschwerste, wie schon häufig gesagt wurde. Dass sich Minderbegabte an eine stärkere, originellere Persönlichkeit anlehnen, ist ebenso verständlich wie bedauerlich. Ich finde es hochgradig absurd, geniale Musiker wie Bill Evans oder Coltrane für Idioten verantwortlich zu machen, die sie kopierten. Eigentlich spricht das ja für die kopierten Musiker!
Du kannst das schon Unsinn nennen… es geht uns allerdings nicht um unbegabte Idioten oder Nachäffer! Hör Dir z.B. mal Harold Land an auf der Roach/Brown „Study in Brown“, wo er eine eigenständige, moderne Version von Hawkins/Byas/Lucky Thompson oder so ähnlich spielt (Golson hat das auch gemacht, etwa in derselben Zeit), und dann vergleich mal sein Spiel auf Sessions aus den späten 60ern (z.B. die tollen Alben mit Bobby Hutcherson), wo er krass unter Coltranes Einfluss stand. Dasselbe geschah mit praktisch allen Saxophonisten… hör Dir Wayne Shorter auf den frühen VeeJay-Alben an und dann in den 60ern – bei ihm war’s zwar weniger stark und er hat immer wieder absolut eigenständige Momente und sich auch ziemlich rasch wieder lösen können. Oder Jimmy Heath, oder eben auch Benny Golson in der Mitte der 60er Jahre, bevor er sich verabschiedete und in den Studios verschwand…
Was wir bedauern ist diese Übermacht von gewissen Einflüssen und Tendenzen, die vielerorts die Individualität einschränkt. Ich glaub so kann man das schon sagen.
Und ich würde ja nicht mal so weit gehen und all die „young lion“ Tenoristen der 90er Jahre (Joshua Redman, Branford Marsalis, Chris Potter, Chris Cheek, Greg Tardy und wie sie alle heissen) in einen Topf werfen und als uninteressante Nachäffer bezeichnen, aber bei den meisten von ihnen war der Coltrane-Einfluss dermassen übermässig, dass sie doch eine ganze Weile gebraucht haben, etwas einigermassen eigenes zu schaffen (bei Marsalis bin ich mir bis heute nicht sicher, aber den find ich eh nicht sehr spannend… Cheek, Potter und Tardy haben ganz schöne Sachen gemacht, letzterem hat sicher der Einfluss Andrew Hills sehr gutgetan!). Die grosse, löbliche Ausnahme ist da übrigens Mark Turner, der sich Warne Marsh als Vorbild gewählt hat… der sticht richtig raus aus dieser Meute!
Findest Du das alles auch Unsinn? Dann belassen wir’s dabei, darf ja jeder seine Meinung haben
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba