Re: Das Piano im Jazz

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Anonym
Inaktiv

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Ich notiere, ich notiere, notiere … Haig und Jordan, Hipp. Um also mit dem Danken zu beginnen, das nicht anschleicherisch sein soll, sondern eben Dank. Von M. L. Williams habe ich „nur“ „Embraced“ und eine Kompilation mit späteren Sachen als dem von Dir, gypsy, beschworenen Trio. Aber in die Schriftfanfare habe ich auch gleich geblasen, danke. Der npr-link, Thelonica, ist konserviert und will gehört werden. Von Tapscott, nail75, habe ich mir heute „Among Friends“ geholt und war dann außerdem besonders von Simmons begeistert. A Dark Tree ist auf dem Postweg. Bis er eintrifft, redbeansandrice, werde ich Zeit finden, den Tapscott-blog zu durchforsten: danke. – Heute ist eine neue Sendung von jazz-collection hereingeflattert, über Flanagan – was ja kein Zufall sein kann (http://www.drs.ch/www/de/drs/sendungen/jazz-collection.html). Katharsis, danke, ich werde einmal nach diesem Soundtrack suchen, auch wenn es ein Soundtrack ist.

Und möchte etwas zurückpaddeln. Ich habe mir noch einmal „Perpetuum mobile“ angehört – nein, Nabatov ist kein Tastenlöwe. Mir scheint, das hat etwas damit zu tun, wie man einen Bezug herstellen kann zu der Welt, die ja trotz aller Toleranztrompeten immer nur die eigene ist. Sei also ein Akkord, es ist bereits nicht gleichgültig, welchen man sich auf solch eine Bitte vorstellt. Aber sei er also. Was mache ich damit? Drücke ich – etwas anderes wäre es ja nicht – alle Töne zugleich? Da wäre ich Hans-guck-in-die-Luft. Tembriere ich das Ding? Breche ich es auf? Versenke ich ihn in den Untergrund und spiele orchestral über ihn hinweg? Umspiele ich ihn und komme – das wäre womöglich kokett – irgendwann eindeutig auf ihn zurück? Mache ich ihn zum Palimpsest, weil ich gerade nostalgisch bin, und werbe um ihn mit allen möglichen Intervallsprüngen, als wüsste ich nicht – vielleicht, weil ich es wirklich nicht weiß -, worauf ich hinaus wollte? Welche Zeit habe ich überhaupt, fehlt sie mir, verfüge ich über sie, bin ich eins mit der Lady? Gleich, was mir gerade naheliegt, in jedem kann ich außerdem schlechter oder besser sein. Höre ich die sommermüden (oder sommerfrischen?) Tupfer von Hank Jones im Duo mit Lovano („Lady Luck“ auf „Kids“), die mir sagen: jetzt war (ist) Sommer, ich kenne den Herbst und den Rest und habe genau auf den keine Lust, wozu also große Worte machen, let’s play hübsch in the good way – höre ich sie also, was soll ich dann mit Nabatov anfangen? – Den Rest. Höre ich die Triller in „U-Trillo“ (der Witz ist von Nabatov, kein Kalauer von mir) auf „Perpetuum immobile“, weiß ich, dass er kein Löwe ist. Zwar, er könnte sich ein gutes älteres Klavier kaufen, da wären die Töne trockener. Nicht so wichtig, man muss ohnehin immer den Klang im Kopf herstellen, die Instrumentenkorrektur läuft nebenbei.)

Aber Nabatov ist ja kein Jazz? Ich frage Euch das ernsthaft. Und erinnere mich zunächst an die vielen gelesenen Äußerungen von Jazzmusikern: „Keine Ahnung, was Jazz ist, ich mach Musik.“ Dumm natürlich, dass sich darunter alles Mögliche bedecken kann. Mir scheint’s nachvollziehbar. – Aber was nun, wenn man Jones einen tune gibt und Nabatov denselben? Zusatzbedingung: Zeit satt. Nabatov würde sicher mehr Zeit brauchen oder sich nehmen wollen. Aber was sagt das? Ich finde die alte Lehre sehr frühlingshaft: Das Subjektive ist das Objektive. Geht natürlich nur, wenn man nicht ausschließt, dass sich da manches ändern kann.

Ich ergänze das hoffentlich morgen, wenn ich den nächsten Stilbruch begehe mit einer Frage zu Borah Bergman. Jetzt kippen mir die Lider.

Katharsis: Bei schlechtem Salzburg und Wien dachte ich an die vierhändigen bzw. zweiklavierigen Sachen von Mozart und Schubert. Ich kann Dir keine genauen Angaben über die Werke machen, da ich nichts davon habe. Aber als ich sie hörte, schien’s mir Gassenmusik. Für heilsamen Widerspruch bin ich offen. Bien sûr. Für andere Werke von M. und S. würde ich ins Duell gehen – z. B. mit dem musikalischen Schminkbetrieb, ließe er sich nur fassen.

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