Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Das Piano im Jazz › Re: Das Piano im Jazz
Wenn M.L. Williams Erwähnung findet, dann sollte zumindest auf Jutta Hipp hingewiesen werden, die durchaus das Potential gehabt hatte, von der Obskurität zu einem kleinen Stern zu werden.
Flanagan ist ein schönes Beispiel für einen subtilen und gefälligen Begleiter. Der beste Vergleich lässt sich vielleicht zwischen „All night long“ und „All day long“ ziehen. Die Band bleibt in etwa die selbe, nur wechseln Waldron und Flanagan. Das erste Album finde ich vertrackter, schwierige zu verstehen und weniger eingängig. Das zweite entwickelt eine sonnige, entspannte Stimmung und ist intuitiver verstehbar. Ich finde, dass das nicht zuletzt den Pianisten zuzuschreiben ist.
Ich für meinen Teil kann immer noch nicht nachvollziehen, inwiefern Tyner ein brachialer Doppelfäuster sein soll? Vielleicht entsteht der Eindruck dadurch, dass er in Heavyweight-Bands spielt und sich dort behaupten muss?! Ich finde sein Begleitspiel zwar immer auch schwer, aber auch immer passend und in den richtigen Momenten sogar unglaublich leicht und federnd. Vor allem finde ich, dass er geschickt bei harmonischen Wendungen und Improvisationen war.
Ein schönes Beispiel für seine Leichtigkeit ist das „Nights of Ballads and Blues“ Album, oder auch das Zusammentreffen von Coltrane und Hartman. (Oder auch hier: http://www.youtube.com/watch?v=5tjlz3DYmTw&feature=related)
Die Nennung von Bill Evans ist insofern vielleicht etwas problematisch aber gerechtfertigt, weil er durch sein entschlacktes Spiel dem „weißen“ Jazz der 90er und 2000er Tür und Tor geöffnet hat. Das Problem ist, dass Evans (in meinen Augen) einer der tiefschichtigsten Pianisten gewesen ist, der diese Tiefe aber geschickt „überspielt“ und in melodischen Läufen getränkt hatte. Insofern wurde er ein leichtes Opfer unzähliger Epigonen, die diese Tiefe schlichtweg übersehen haben.
Schade ist auch, dass Evans hauptsächlich auf den Trio-Pianisten reduziert wird, der er zweifellos war. Aber Sessions mit Hubbard, Zoot Sims oder Eddie Costa geraten da ins Hintertreffen und verklären den Blick auch etwas.
--
"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III