Re: Das Piano im Jazz

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gypsy-tail-wind
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redbeansandriceja, der Unterschied zu Horace Silver ist groß… allerdings find ich Flannagan vergleichsweise schwer zu fassen… also, die richtig lyrischen Pianisten der Bud Powell Schule wären für mich etwa Duke Jordan und Al Haig (und an die besten Momente der zwei kommt Flannagan für mich nicht ran…) und auf der rhythmischeren Seite wären Silver, Walter Bishop Jr, Junior Mance (bei letzterem schon ein Fragezeichen)… Barry Harris ist irgendwo dazwischen, nicht leicht zu sortieren, bißchem monkischer, eher lyrisch, und auf eine Art sehr eigen… Kenny Drew und Tommy Flannagan sind beides so Musiker die eine relativ große Bandbreite im Powell Stil abdecken konnten, ich glaub, die sicher zu erkennen ist echt nicht einfach, entsprechend gefallen beide mir manchmal wahnsinnig gut, manchmal lassen sie mich eher kalt…

Geht mir ganz ähnlich, mit beiden… beides exzellente Begleiter (Drew natürlich v.a. auf Dutzenden von Black Lion Alben aus dem Jazzhus Montmartre und ähnlichen Jobs mit US-Saxophonisten).
Aber so richtig warm werde ich mit denen auch nicht. Mit Hank Jones fast noch eher… der geht irgendwie eine Spur weiter zurück, da steckt auch mehr aus der Zeit vor dem Bebop drin bei ihm.
Ein anderer Vergleich für Flanagan wäre Barry Harris, der ungefähr zur selben Zeit aus Detroit kam… aber Harris ist ja der krasse Bopper, während das bei Flanagan nicht ganz so klar ist für mich… ein Hardbopper ist er auch nicht wirklich (da wäre Wynton Kelly ein guter Kontrast, im Vergleich von „Giant Steps“ zu „Coltrane Jazz“ zum Beispiel), aber ich will bei ihm auch nicht den Bezug zu Teddy Wilson, Art Tatum etc. raushören, wie ich das bei Hank Jones tue.
Irgendwie ist Flanagan für mich so ne Art Proto-Klassizist. Der macht ganz schönen Mainstream Jazz, der sich irgendwie nicht so klar einer Richtung oder Schule zuorden lässt… so sehe ich das ungefähr… und er kann grosse Meisterschaft an den Tag legen, aber er tut das nicht immer… oder so.

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