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Guter Post. clas!
Wegen Jones/Flanagan und Lewis/Jones – ich verehre John Lewis, für mich ist er einer der swingendsten Pianisten überhaupt, gerade in seiner lyrischen Art. Das Modern Jazz Quartet mein ich jetzt aber nicht, sondern z.B. das wunderbare Solo-Album „Private Session“, oder „The Wonderful World of Jazz“ und andere Atlantic Alben. Auch auf den Savoy-Sessions von Charlie Parker ist er gut (obgleich er in Sachen Parker natürlich im Schatten von Powell, Haig und Jordan steht).
Ich weiss, was Du mit „hübsch“ meinst, bei mir ist das eigentlich auch meist ein negativ konnotiertes Wort, aber diesmal nicht. Eher so in die Richtung: macht grossen Spass, ist meisterlich gespielt, tut aber niemandem weh… das kann man bei Flanagan und Hank Jones wohl generell sagen. Da gäb’s dann z.B. auch die Joe Lovano/Hank Jones Kollaborationen – kenne bisher nur das Quartett, die Live-Sessions, die ich vom Radio habe, sind wunderbar… das Duo-Album liegt noch ungehört herum.
Von Hank Jones würd ich übrigens mit Nachdruck „Upon Reflection“ empfehlen, ein ganz tolles Trio-Album, auf dem er Stücke seines Bruders Thad spielt. Sehr schön sind auch die frühen Verve-Sessions – sie wurden auf der CD „Urbanity“, einer der ersten Veröffentlichungen der tollen aber leider schon lange eingestellten „Verve Elite Edition“, in den 90ern neu aufgelegt.
In Sachen Tommy Flanagan ist meine Sammlung etwas grösser… die Enjas mit Al Foster, Mraz, Elvin Jones… „Giant Steps“, „Eclypso“, „Confirmation“… „Let’s“ ist ja auch von Thad Jones, hab ich aber noch nicht, ebensowenig wie „Thelonica“ (von der ich aber grad sehe, dass die in der neuen Enja-Reihe wieder da ist, muss ich mal suchen). Ich hab dann von ihm auch noch ein paar jüngere Aufnahmen, das Geburtstagskonzert auf Blue Note („Sunset and the Mockingbird“, glaub ich?), und die tolle „Sea Changes“ auf Evidence (die originale „Sea Changes“ hab ich glaub ich auch noch irgendwo…). Und dann das wunderbare unbetitelte Album von Bennie Wallace auf AudioQuest, das ist ganz grosse Klasse und eine wunderbar warme, analoge Produktion! (Das führt noch zu Lou Levy, aber dies mal in Klammern, da ich den schlecht kenne… auch auf AudioQuest und auch von Wallace gibt’s ne CD namens „Old Songs“, teils im Trio, teils mit Levy, der ganz wunderbar spielt dort).
Und jetzt der erste stilistische Bruch… Simon Nabatov – bin mir bei ihm nicht ganz sicher, wieviel da dran ist und wieviel blosse Tastenlöwen-Virtuosität. Die (vergriffene aber als Download erhältliche) „Chat Room“ im Duo mit Han Bennink ist jedoch grosse Klasse!
Die „Swing Kings“ mit Schlüter und Antolini hab ich auch noch, aber ewig nicht mehr gehört… das ist so ne Art Update der Tatum/Hampton/Rich Session, hyper hyper, aber Spass macht das schon, wenn man in der richtigen Stimmung ist. Die Nabatov-Trio auf hat ist glaub ich auch ganz ok, aber die hab ich erst ein oder zweimal gehört und das ist lange her.
Und jetzt der zweite stilistische Bruch… Mary Lou Williams… ja, Mary Lou Williams!!!
Ich wusste ja schon länger, dass die Dame mächtig was drauf hat, hab aber gestern mal wieder zwei ihrer Chrono Classics gehört (1944 und 1945-47). Mann Mann Mann ist das gut! Die Sessions mit Mary Osborne (g) und Margie Hyams (vib/d) sind grandios, Osborne hat ihren Charlie Christian verarbeitet, Williams ist eine grandiose Pianistin irgendwo zwischen allen Stilen (Swing, Bop, später hat sie sogar mit Cecil Taylor ein Konzert gegeben, das dann auch – auf Pablo als „Embraced“ – veröffentlich wurde).
Williams stiess – ich glaub – 1938 zur Band von Andy Kirk und wurde da sofort zur wichtigsten Solistin und Arrangeurin. Die Kirk Classics von ca. 1938-41 stehen demgemäss jetzt weit oben auf meiner Hör-Liste… es gibt von ihr auch schöne Aufnahmen auf HighNote, ein Album mit Voices und Grant Green und Messen etc. etc. … ich kenne ihr Werk noch sehr schlecht, es ist verstreut erschienen und wohl mühsam zusammenzubringen, aber irgendwann werd ich das bestimmt versuchen! (Von Geri Allen gibt’s eine hübsche Trio-CD die unter „Mary Lou Williams Project“ lief, mit Andrew Cyrille mal wieder zurück im Mainstream – er spielt ja schon um 1960 auf einer Coleman Hawkins Moodsville Scheibe mit…)
Also nochmal: Mar-eeeeee . . . LO-UUUUU . . . . . . WILLLL-EEEEEEEEE-AMS!!!!
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