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Anonym
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Don Pullen scheint eine gute Überleitung zu sein – herzlichen Dank an Euch, gypsy tail wind, redbeansandrice, nail75. Euer Gespräch heute hat mich wieder einiges notieren lassen. Hancock und Corea kenne ich z. B. kaum – vermutlich kenne ich nur, und auch das nur im Vorbeigehen, etwas aus deren Phasen, die Ihr als Abstiege benannt habt. Nach dem anderen, was ich lese, bleiben sie aber im Hinterkopf.
Redbeansandrice, vielen Dank für den Hinweis auf Graillard – schmierig würde ich das nur nennen, wenn ich gerade schlechte Laune hätte, aber in der Tat ist es mir bei meiner momentanen guten Laune etwas zu glatt. Das liegt nicht an Baker – aber mit dem, wenn auch sehr sparsamen, lyrischen Ton Bleys auf „Diane“ war ich zufriedener.
Gypsy, kräftig auf Pappkarton geschrieben habe ich mir die Empfehlung zu Flanagan, Jones und Lewis. Sie sind aber hoffentlich nicht nur hübsch?
„Hübsch“ ist nämlich mein Codewort für schlechte Schönheit. Part I aus Jarretts Köln-Dings wäre für mich derzeit so etwas, ein, hm, scusi, etwas phallisches Hinarbeiten auf schöne Stellen. Von der Blue Note-Box habe ich Teil IV, 2nd Set hier und da gibt es das auch: An eine wohl noch akzeptable Interpretation von „I Fall in Love Too Easily“ schließt sich Jarretts „The Fire Within“ – und da höre ich das gleiche Anwachsen zur Schön- oder Hübschheit, die Imitation einer sportlichen Welle, ich weiß nicht, ob ich sagen soll, dass da noch ein Surfer im Bild ist. Ich sage das so – ich will gar nicht so tun, als ob ich nicht schwache Zeiten hätte, in denen ich diese Blue Note-Sache, na ja, mit Interesse höre. (Übrigens die einzige von den Triogeschichten, die mich nicht sofort einschlafen lässt.) Interessanter finde ich aber die beiden Soloalben „Vienna“ und „Scala“. Und was die Person K. J. betrifft: In der Regel interessieren mich Personen nur, wenn sie interessant sind. Mimositäten, Aggressionen, Gespreize und Gegurke ums Konto – da fehlt mir jede Laune. Aber in der Tat: Einen Mann, der wie Jarrett im Text zu „Testament“ so herumplaudert, als sei er einer seiner Konzertbesucher, der sich Musik auch einmal gönnt, weil er gehört hat, es habe etwas mit ihr „auf sich“ – nein, ich muss ihn nicht kennen.
Das Kontogekurke ist aber dennoch interessant, und was Ihr darüber geschrieben habt. Es geht mir zwar nicht ins Hirn, für die Kohle oder sonstigen Spirit sich wie eine maskierte Dorfkapelle aufzuführen (siehe Video mit Gerede von „wie hieß er noch?“) und auf den Programmwisch auch noch „Betroffenheit“ zu kleistern. Aber wo ist der Zufall, der Coltrane dazu gebracht hat, seine Leute nicht zu kopieren, sondern zu verwandeln und außerdem noch an ihnen vorbei zu gehen? Dazu braucht es nach Lage der Dinge doch ein real existierendes Wesen – ich meine das lustig. Je nach Laune – mit der habe ich es aber gerade – kann man sagen: er war eben anders, oder, neoliberal: er hat’s geschafft. Ich bin fürs Erste.
Tapscott: Ich habe nicht einmal seinen Namen gehört, bisher, und bin nun dem Video, redbeansandrice, weiter gefolgt und bald zu „A Dark Tree“ gegangen. Das ist genau mein humour im Moment. Danke! Welche Soloeinspielungen würdet Ihr empfehlen? Zu Cyrille habe ich einen netten link (den Ihr aber sicher schon kennt), drollig ist auch die Moderatorin, oder? http://www.roulette.org/rtv.php
Nun aber noch einmal zur Seite der Lehrpläne geschaut und neu gefragt: Ich habe hier zwei Platten von Simon Nabatov, und zwar deshalb, weil im Radio eine Interpretation von Herbie Nichols‘ „Lady Sings the Blues“ lief. (Findet sich auf „Autumn Music“ mit Ernst Reijseger und Michael Vatcher, bei C & P Leo Records.) Dann habe ich mir „Perpetuum Immobile“, Nabatov solo besorgt. Was ist das? Mit Konto hat das nichts zu tun, glaube ich. Ein Kopf, wenn ich mir „Hardly Obliged“ in denselben rufe. In ein spinnenartiges Cellozeug von Reijseger (Zeug, weil es wirklich webt, nicht, weil es à la Darling herumstriche) legt Nabatov eine Hübschmelodie, die mindestens fleur du mal ist. Aber das Perpetuum – ich will mich kurz fassen -: Ist das der gute alte Manierismus, das hemmungslose Nicht-weniger-als-alles-Wollen, und dazu braucht man Beethoven und Hardbop, mindestens?
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