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nail75Inwiefern sind Tyner und Jarrett problematisch?
also… das sind zwei sehr unterschiedlich problematischs: es gibt so Musiker, die sind für sich genommen ok, teilweise sogar viel viel besser, aber wenn ich mit einbeziehe, wie die auf andere Musiker abgefärbt haben, dann wünsch ich mir fast, es hätte sie nicht gegeben… um mal drei Namen in den Raum zu stellen, John Coltrane, McCoy Tyner, David Sanborn… Coltrane gehört auch für mich zu Recht zu den ganz großen… aber die langweiligeren neunzig Prozent der Musiker in seinem Gefolge wären vielleicht kreativer gewesen, hätten geschmackvollere Musik gemacht, ohne seinen erdrückenden Einfluss… Art Peppers späte Alben kann ich noch interessant finden, aber Billy Harper, Pullen/Adams, die langweiligeren Sachen von David S Ware…, gibt sehr viele solche Alben; pure Spekulation, aber vielleicht wären deren Karrieren ohne Coltrane spannender verlaufen, wenn ich mir Sachen wie die McLean und Hill Blue Notes anhöre, dann krieg ich schon den Eindruck, dass „progressiver Mainstream Jazz“ Anfang der sechziger Jahre noch ein sehr viel offeneres Feld war als Anfang der Siebziger… jetzt mag es irgendwie vermessen sein, Coltrane und Tyner auf einer Stufe zu sehen – aber letztlich sitzt Tyners Klavierspiel bei den Pianisten in diesen Bands nicht minder tief als Coltrane bei den Tenoristen, dieses „brachial erleuchtete“ das meinen geliebten Bebop-Charme über weite Strecken aus dem Jazz-Mainstream verdrängt hat, geht mir oft genug auf die Nerven… that said: wenn ich Tyners Aufnahmen, mit Coltrane aber auch noch die aus den Siebzigern höre, dann merk ich schon, dass das ein toller Musiker ist, mit einem eigenen Stil, nicht sein Fehler, dass der so oft kopiert wurde… und letztlich scheint mir seine Musik der siebziger auch immer noch „flexibler“ als die vergleichbaren Alben von Pharoah Sanders oder Alice Coltrane… David Sanborn, um das abzuschließen, ist an sich ein ordentlicher Saxophonist mit einem bemerkenswert originellen Sound – aber die Tatsache, dass mittlerweile fast jeder Saxophonist auf Popaufnahmen… genauso klingt verleidet ihn mir ziemlich gründlich…
was nun Jarrett betrifft… da können andere sicherlich mehr zu sagen; von den vier, fünf Alben die ich kenne… da hör ich Kreativität, reichlich, aber Schönheit nur sehr bedingt… so wie ich bei Tyner/Hancock eher zu Hancock halte, find ich die frühen Aufnahmen von Chick Corea irgendwie deutlich interessanter als alles was ich von Jarrett gehört hab… da können wir gerne sagen, das sind cups of tea, wenn jemand Alben wie Fort Yawuh großartig findet… und wer ein Köln Concert aufnimmt, muss damit leben, problematisch genannt zu werden…
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