Re: How To Buy…..?

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friedrich

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Napoleon DynamiteHatte Bowie 1977 plötzlich keine Singles mehr in den Charts?

Doch, hatte er, aber LOW ist meines Erachtens nicht unbedingt ein Hit-Album, wie man es sich vorstellt. David Bowie hatte doch 1974-75 in Los Angeles gelebt und in der Show Biz Metropole „rock’n’roll with lipstick on“ (John Lennon) gemacht. Mit YOUNG AMERCANS war er auch in den USA zum Star geworden und hatte mit FAME einen Nr. 1 Hit. Ich fand immer, der Blue Eyed Soul von YOUNG AMERCANS ist eher upbeat und hat Glamour. STATION TO STATION danach ist zwar etwas anders gelagert, aber immer noch großes Kino.

LOW hingegen ist reduziert, teilweise fragmentarisch, verstörend („Don’t look on the carpet / I drew someful awful on it“), auf der 1. Seite der LP nervös und kantig, auf der 2. Seite getragen und schwermütig. Depressiv, würden manche vielleicht sogar sagen. Kein Glamour mehr, kein lipstick, sondern Bonjour Tristesse. Vieles von LOW erscheint mir nicht gerade radio- oder gar hitparadenfreundlich und passt in manchen Fällen nicht einmal ins Popsong-Format – darunter die gesamte zweite, fast rein instrumentale LP-Seite. Damit hat David Bowie viel riskiert und ich frage mich, wie sein Label darauf reagiert hat, dass sein Star und Goldesel mit sowas ankam. Ich weiß, SOUND AND VISION war dann doch ein Hit, aber von der heiteren Stimmung her ist dieses Stück doch nicht unbedingt typisch für LOW. Im UK kam er damit zwar auf Platz 3 der Charts, aber in den USA gerade mal auf Platz 69. Verglichen mit FAME oder auch GOLDEN YEARS von STATION TO STATION (in den USA Platz 5) ist das doch ein kommerzieller Flop.

PS.: Die zweite Single von LOW, BE MY WIFE schaffte es überhaupt nicht in die Charts …

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)