Webbed Hand Records

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  • #31099  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

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    …wieder eines unter tausend, jedes will beleuchtet sein (…)…

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    independent netlabel

    ein label, das sich ausdrücklich der elektronischen musik verschrieben hat und hier zum teil sehr abseitiges terrain beackert, wenn man bspw. an vincent bergeron denkt, der die teile eines zerrissenen bildes auf neue weise musikalisch wieder zusammenzusetzen gedenkt, oder an mcdill mit seinen verstörenden klangabenteuern.
    darüber hinaus werden soundmalereien angeboten, die sich zum teil damit begnügen, einen teppich anzubieten, auf dem ausgestreckt der hörer eigenen kompositionen folgen kann.
    die eigendefinition liest sich folgendermaßen: „Webbed Hand Records is an independent netlabel with a focus on strange works of audio art that defy tidy categories. With an expanding catalog of unique recordings and a growing roster of visionary sound artists, we’re the label to visit for sound in the service of enchantment.“
    in jedem fall spannend, weit ab vom gewohnten, vertrauten.
    hier einige beispiele, aufgrund des sehr großen angebots, ein paar mehr als sonst.

    interpret – werk [labelnummer] bewertung

    Saluki Regicide – Dematerialized [wh001] **1/2
    soundgemälde. statisch, langsam, atmend. oberflächen, die sich eignen, um auf ihnen gedankengebäude zu bauen, vielleicht wird deshalb in den beschreibungen so oft von träumen, traumarbeit gesprochen. sphärisch, ambient. feine texturen.
    musik- hören bedeutet hier sich zu trennen von gewohntem. der umgang mit diesen sounds erfordert eine andere form der auseinandersetzung, eine andere art der aufmerksamkeit. vielleicht unterscheidet sie sich zum hören herkömmlicher musik wie das lesen von prosa zu lyrik. ich bin jeweils auf eine andere weise gefordert, unterschiedliche rezeptoren werden angesprochen. hier suche ich die entsprechung, den vergleich, erwarte handlung, fortschreiten, dort ist die teilhabe, das erfühlen und benennen teil des erlebens.
    This is headphone music for playing in the dark, plain and simple. The work of Saluki Regicide is a transmission from one synaesthetic consciousness to another. Simultaneously dark and witty, it engages your mind and leads it to some very strange places.”

    Saluki Regicide – Rain I [wh002] **1/2
    trägheit, form der bewegungsunruhe.
    über siebzig minuten das flehen der möwen, den schwachen hauch des windes, der vom wasser her weht, das segelschlagen.
    wenn der wind dreht, trägt er teile der melodie eines liedes, die aus dem radio des nahe gelegenen restaurants ertönt. das wetzen des schleifsteins, das knüpfen am fischernetz. regen? tropfen? verlockung, der ruf, sirenengleich?
    wer etwas anderes hört, hat auch recht. manchmal klingt es wie aus einer konservendose, dann ist es wieder klar und hell, wie nach dem umschlagen des wetters: die wolken und ihr grau sind fern, über allem strahlt nur noch das helle gelb der sonne.
    It is recommended that you play this at low volume, as background when you go to sleep. Shifting repetition of motifs, ensures that your brain will quickly be lulled by the strange yet familiar sounds which inhabit this dreamscape.”

    Rowboat Magicians – Strange Invention EP [wh013] **
    klopfen, hämmern, leicht verzerrt, dominant, aber nicht insolent.
    strange invention“.
    dräuende abfolgen ergänzen, sprachsequenzen schmücken aus.
    scifi ist stichwort und ausgangspunkt für referenzen.
    „allover“ wirkt wie musikalische metaplasie, eine umwandlung von soundgeweben in wiederum eine neue, ähnliche art geflecht, als lägen sie übereinander, würden verwoben, verschoben, integriert.
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    Mystified & Saluki Regicide – Razor Pilgrimage [wh018] ***
    wieder eine beteiligung von saluki regicide, einer der dominierenden künstler, vor allem in den anfängen des labels taucht immer wieder sein name auf.
    sehr unterschiedlich geartete titel, die sich im gesamtkonzept thematisch einen und den weg einer wanderschaft zeichnen sollen, bei der die betreffende person immer wieder auf sich zurückgeworfen wird, sich immer wieder neu begegnet. bei diesem projekt zeichnete mystified aka thomas park für das gesamtkonzept sowie für loops und samples verantwortlich, während saluki regicide das cover artwork lieferte.
    die musik weist immer wieder asiatische anklänge auf, die sich hervorragend in die angedeuteten songstrukturen einfügen. empfehlenswert: „a trail of tears“.
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    Akashic Crow’s Nest – Skidbladni [wh021] **
    “Skidbladni is a second, shorter release by Akashic Crow’s Nest. The concept here is dream logic, temporal dislocation, and auditory hallucination. The music is constructed entirely from the output of an image synthesizer (which turns pictures into sounds), with effects added, but no other instruments or samples.”
    – nicht enthusiasmierend, aber auch nicht enervierend
    – eine blasse färbung lediglich in der vorstellungswelt
    – so füllt sich nur langsam der offene, weite raum mit den dingen, die dazu beitragen könnten, den sound zu übersetzen in handhabbare und durchschaubare interpretation
    – sehr zäh
    – aber deshalb nicht unattraktiv
    – denn die metamorphose eines klangs ist nirgendwo klarer gezeichnet als in „tylwyth teg“.

    Materia Confusa – Transmutation EP [wh030] **
    “Materia Confusa’s debut release with Webbed Hand Records is an EP of compositions influenced by alchemical processes and electronic voice phenomena.”
    der einstieg auf dem ersten titel gelang mit einer an dark gothic erinnernden klangwelt und passenden frauenstimme. leider „transmutierte“ diese atmosphärische klangwelt in ein grunzendes, zirkulierendes etwas, das sich von sich selbst nicht mehr befreien konnte.
    der zweite track ist unförmiger, schlechter zu ergründen, bleibt nicht haften, auch nicht nach mehrmaligem hören.

    mayfairgrin – Spider & the Moon [wh035] **
    Spider & the Moon is a 31-minute composition which carries the listener on a textural tour through a varied soundscape. The strength of this work is the skillful use of processed acoustic instruments (djembe, bowed guitar, environmental sounds) woven into a richly illustrative tapestry that engages the mind without overstimulating it. Here sounds happen in washes and highlights, like some kind of impressionistic watercolor painting. It is simultaneously dark and uplifing.“

    spoonPhase – Nightmare [wh49] **
    Nightmare“ is a 76-minute dark ambient composition by spoonPhase. Carried along by ectoplasmic bass through a place vast and unlit, you perceive great presences in the distance, huge things passing, while hovering nearby are strange small creatures which occasionally mumble and titter in your ear.”
    Electronic;Experimental;Ambient;Drones;Soundscape;Dreamworking
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    C.P. McDill – Covert Ecology EP 12.93 [wh052] **
    – klangexperimente
    – auf- und abmäandernde tonwelten
    – klanglandschaften
    – weniger stückwerk, als aus sich selbst ergebende musikalische elemente
    – besonders interessant ist der einsatz verschiedensten samplings
    – durchaus ein anstrengendes vergnügen.

    kursiv gesetzte textstellen sind wiedergaben von der website des labels.

    teil 1/2

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    #3999389  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

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    teil 2/2

    interpret – werk [labelnummer] bewertung

    Vincent Bergeron – Casse-tête de l´Existence [wh056] **
    “For this concept album, the idea was to make new song writing. All structures were influenced by rock and also by experimental techno and prepared improvisation (which I still don’t really enjoy most of the time though). There’s choruses, verses, bridges, introductions and endings. They don’t appear in the order, all the times, but they are there. The vocals and the lyrics came after. All lyrics were inspired by the instrumental music. It’s marvellous to treat human voice like an instrument instead of the driving force behind the music. I’m making the music I have in my head since many years. I hope the excitation, discovery of infinite possibilities can be heard. “I also tried to associate general concepts of human existence.”
    der experimentelle gedanke steht hier eindeutig im vordergrund. schnell muss man sich von vorstellungen der hörbarkeit trennen. fetzen sind zu erfassen, stückwerk, welches sich kaum kombinieren lässt. und dennoch ist fesselung möglich.

    Marco Lucchi – I found an-insoluble, indefinite-ear [wh059] ***
    eine sehr interessante kollaboration, die sich hier auftut zwischen marco lucchi: electronics samples und keybords sowie dario lucchi: french horn. ein blick auf das cover verdeutlicht, dass es sich um vater und sohn handeln muss, die labelinfo bestätigt dies.
    der kompositorische part lag dabei beim vater marco.
    die sehr warme produktion nimmt sich zeit, ist auf überdauern angelegt (75 minuten!). wabernde soundmalereien, die immer wieder ästhetische reize durch den einsatz des horns sowie diverse samples (bspw. aus „blue velvet“) erfahren.
    es ist sehr schön zu sehen, dass auch solche projekte wege an die öffentlichkeit finden.

    Rafael Flores & Mystified – Intrigue [wh060]
    dreizehn verschiedene texturen, die in der bearbeitung profil gewinnen. gehauener stein, unförmig bleibend, aber andeutend, anreiz gebend.
    – fahle, leichenblässe, die über manchem gesicht liegt. schwere, flache, verstörende atmung (track fünf)
    – eine verletzung des zeit-raum-kontinuums, wie in einem scifi- streifen, wenn die astronauten auf ihrer abenteuertour zwischen die grenzen der universen geraten und der komponist gefordert ist, dies musikalisch auszudrücken (track sechs)
    – ferner donnerhall, wie von tausend stiefeln erzeugt, so fern, dass die ahnung trügen könnte, als sei es in einer nicht existierenden welt selbst ein trugschluß, ein radiogeräusch völlig, eine illusion, nichts diesseitiges (track acht)
    – rhythmische atmung, wie bei einem taucher, der sich in der vertäuung eines wracks verfangen hat und nun sorgsam darauf acht gibt, ruhig zu bleiben, um so sauerstoffsparend auf hilfe zu warten
    bei rafael flores handelt es sich um einen spanier, der zu den pionieren der elektronischen musik gezählt werden muss. seit 1981 arbeitet er in diesem bereich und hat diverse soloprojekte auf den werk gebracht.

    Kaazim Zareb – Miraaya [wh062] ***
    “A review of this album by Andrew Latham of „Mannequin Oddio Media”: „it’s rare that i come across a record that i have to tear myself away from. unfortunately this is the case with kaazim zareb’s miraaya. this entire record is coated in reverberating, echoy middle eastern indian music remixed by mystified and cp mcdill. the contrasts of bass and treble play together like lights and shadows, intertwining and complimenting each other where each melody, texture, or drone threatens to overpower the other. there’s a perfect balance found on this record of drama and beauty, again much like shadow and light play. upon first listen, i immediately drew the comparison to early dead can dance and peter gabriel’s passion album. though i wouldn’t say that miraaya is as dark or as dramatic as either of those comparisons. like a lot of classical jazz music that conjures mental images and memories of early spring, so does miraaya in that it’s light-hearted without losing it’s sense of identity. the rhythms are subtle, tribal, deliberate, and trance-inducing. unlike most indian-esque music, where one would normally hear walls of frantic sitar, in it’s place is wandering flute and clarinet drones. the music is perfect for lazy sunday afternoons and may induce spontaneous outbreaks of yoga sessions while listening. i highly recommend this album for any one into world music and experimental jazz. if you frequently find yourself listening to NPR and enjoying the obscure music one will most likely hear on that radio station, then this is definitely your cup of tea…”
    [COLOR=“Indigo“]in depths

    K.M. Krebs – The Light Will Fill the Darkness and Obliterate It [wh065] ***
    – unterschiedlichste klänge des kanadiers
    – mal schroff, rau, erhaben
    – dann weich, warm und wohlig
    – wasser rauschen, wasser, das sich bäumt ([COLOR=“indigo“]track drei)
    – zerren, raffen, stauchen, bohren (track fünf)
    – sirren, ziselieren, fäden spinnend, anschwellender glockenklang ([COLOR=“indigo“]track sechs)
    – das tönen von hörner aus dem altai (track sieben)
    – peilung, klingeln (track neun)
    – dröhnen, wässerung, nachschwingen (track zwölf)

    Mika Björklund – Gunkanjima [wh069] **1/2
    “Sound artist Mika Björklund’s latest project is a journey by evocation to the abandoned island city of Gunkanjima, which for a while during the 20th Century contained a heavily populated mining settlement. This desolate place still has its apartment towers, factories, schools and other building intact but crumbling. Through drones and other idioms of electronic music, Mika guides us through its resonant passageways.”
    avantgarde, electroacoustic, dark ambient, soundscape, musique concrete sind genrebezeichnungen, die für diese art musik herhalten müssen. sehr aufwühlend. “[COLOR=“Indigo“]departure”: aggressiv, metallen, laut.

    Mystified & Stephen Philips – Texture One [wh070] **
    mystified konnte man bereits begegnen, auf wh018 arbeitete er mit saluki regicide zusammen. stephen philips kreiert hier einen remix eines stückes von mystified (originaltitel: „fishery“). er setzt dabei auf abstraktion, mystifizierung und ambiente sounds. über fünfzig minuten.

    man muss von einer sehr professionellen seite sprechen, die in aufbau und layout besticht. der zugriff auf die einzelnen veröffentlichungen ist sehr einfach. leider erfolgt der download dann über archiv.org. dieser umweg muss gegangen werden.
    die informationen zu den einzelnen werken sind umfangreich, absolut befriedigend. das bemühen um ein ansprechendes cover artwork ist zu loben und hervorzuheben. hier gelingt in den meisten fällen eine symbiose.

    kursiv gesetzte textstellen sind wiedergaben von der website des labels.

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