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j.w.Dass ausgerechnet eine Einschätzung von Brian Eno hilfreich bei der Frage, wie man sich Dylan nähern kann, wäre, erscheint mir in der Tat paradox. Ich könnte mir aus der Rock/Pop-Szene kaum eine Figur suchen, die ein größerer Antipode zu Dylans Verständnis von Musik ist.
Eno hat das nicht explizit auf Dylan bezogen. Es geht um Songs (Popsongs, Rocksongs, Folksongs …) im Allgemeinen und ein Song ist zunächst einmal: Musik! Das Zusammenspiel von Text, Musik, Interpretation ist ein komplexes und ich behaupte mal, auch ein trivialer Text kann einen guten Song geben, denn da spielen auch noch Melodie, Vortrag usw. mit rein. Selbst einen guten Text kann man schlicht überhören, als Nicht-Muttersprachler sicher leichter als als Muttersprachler. Wer hört bei SATISFACTION der Stones denn die Zeilen mit der Konsumkritilk raus? Das ist ein Song, der erschließt sich zunächst über die Musik, selbst wenn der Text gut ist. Bei Dylan ist das nochmal komplizierter, aber der Klang seiner Stimme ist für mich essentiell für seine Musik. Dass die Texte auch großartig sind – umso besser! Oder mal umgekehrt: Was wären seine Texte ohne seine Art, sie vorzutragen? Wenn man STUCK INSIDE OF MOBILE auf dem Textblatt liest, ohne die Musik im Ohr zu haben?
wahrSelbstverständlich. Ich sehe es ähnlich wie Friedrich: Dylans Stimme, also das Wie, ist mir wichtiger für sein Verständnis, als das Was, also die Texte. Wobei die natürlich auch wichtig sind, aber für mich nicht in erster Instanz.
Gut und knapp formuliert! Was mich bei Dylan emotional gepackt hat – damals als Teenager – das war der Klang seiner Stimme. Das mögen andere anders wahrnehmen und das ist auch okay so. Aber hey! – wir reden hier von Musik und damit von Gefühlen!
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)