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Mein Dylan-Einstieg war eine zufälliger und er ist auch schon Jahrzehnte her: Meine ältere Schwester hatte DESIRE und das Live-Album HARD RAIN im Regal stehen aber irgendwann wanderten die Platten zu mir rüber und blieben da. Meine erste selbstgekaufte war STREET LEGAL, dann BUDOKAN und SLOW TRAIN. Später kam anderes dazu: GREATEST HITS VOL. II, NEW MORNIG, JWH, BIABH …, der Klassiker HW 61 erst viel später, aber wo bekam man damals die Infos her, welche die Must-Haves sind, zumal Dylan damals nicht gerade en vogue war? Aber Anfang der 80er veränderte sich dann mein musikalisches Beuteschema. Möglicherweise gut so, denn Dylans Output wurde von da an meines Wissens qualitativ recht schwankend.
Vielleicht war das kein optimaler Einstieg, aber dennoch prägend. Erst viel später fand ich heraus, was mir an Dylan auf Anhieb so gefiel: Die trotzige, selbstbewusste Stimme. Dass das tolle Texte waren, die er sang, wusste ich irgendwie und damit konnte man sich als Dylan-Hörer irgendwie auch schmücken, aber wirklich verstanden habe ich sie mit meinem Schulenglisch eigentlich nicht. Aber die Melodien waren auch toll.
DESIRE und NEW MORNING würde ich heute immer noch als sehr gute Platten sehen. NEW MORNING scheint mir sogar eine seiner musikalisch besten zu sein (Country, Blues, Gospel, sogar etwas Jazz!), auch wenn sie nicht die großen klassischen Songs enthält. BUDOKAN? War damals eine günstige Anschaffung im Doppel-LP-Format. Weiß nicht, ob ich die heute noch ertragen könnte mit ihren auf Las Vegas-Style umarrangierten Stücken. Aber man muss Dylan eins lassen: Er war damals immer in Bewegung und wandelte sich dauernd und die Ergebnisse waren nicht vorhersehbar. Aus heutiger Sicht kann man auch die gescheiterten oder abgebrochenen Experimente, die Revisionen und Sinneswandel als Teil des Prozesses sehen. Wie es heute ist, weiß ich nicht. Vielleicht kann man auch eine Sinatra-Platte so sehen. Muss einem ja nicht gefallen.
Aus heutiger Sicht halte ich vielleicht BRINGING IT ALL BACK HOME für sein bestes Album und für einen guten Einstieg.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)