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nail75Ich habe das Buch nicht gelesen, aber das klingt so, als hätte der Autor das absichtlich gemacht – genau das ist das Ziel oder?
Sein Textverfahren ist es sicherlich, aber ob es das Ziel des Autors war, den Leser zu irritieren, zu verwirren und vielleicht zu verlieren, kann ich dir nicht sagen. So wie ich es verstanden habe, war seine Absicht, die Charaktere, die Dylan auf Textebene der Songs und als Kunstfigur Dylan in die Welt gesetzt hat, daraufhin abzuklopfen, was wir von ihnen lernen können. So wie wir William Shakespeare auch eher über die Protagonisten seiner ‚Werke‘ zu verstehen suchen.
Ich muss sagen, ich schätze Maik als RS-Redakteur wie kaum einen Dritten.
Wie kompetent er im RS sowohl über Musik, Film als auch Literatur zu schreiben weiß, ist beeindruckend. Die Bezüge, die er zumeist herstellt, zeugen von großer Kenntnis, und insbesondere seine Dylan Artikel waren brillant.
Und ich hätte mir Catfish auch definitiv nicht zugelegt, wenn es nicht von ihm wäre.
Dennoch vermisse ich bei Catfish ein wenig Varianz, weil alles dem einen literarischen Kalkül folgt: Maik trifft in wechselnder skurriler Kulisse und mythischen Momenten, in einem wie er es nennt „verrücktem Wachtraum“ eine dylaneske Figur nach der anderen bzw. letztlich immer denselben ‚Bob‘ mit unterschiedlichen Masken, und hat mit ihr verschwommen tiefsinnige und bedeutungsschwangere Gespräche, welche mir inhaltlich alle auf Songtexte und Statements von Dylan zurückzugehen scheinen.
Diese Mischung aus Maiks konkreter Reise einerseits und den gesammelten (und ins Deutsche gebrachten) Uneindeutigkeiten (Masken des Trickser etc.) andererseits, ergeben diese handlungsarme, zwischen Klärendem und Vernebelndem wabernde Melange, die mir auf Romanlänge literarisch nicht nur zu wenig ist, sondern mich böse gesprochen in einzelnen Passagen auch an vergessen geglaubte Eso-Öko-Märchen-Bestseller erinnert, deren Titel ich mich nicht zu nennen getraue.
Der größte Reiz des Buches liegt sicherlich im Aufspüren der Bezüge und Andeutungen. Schnitzel-, oder besser Schnipseljagd für Dylanologen. Und ein solcher bin ich halt nicht, auch wenn hier so einiges in regelmäßiger Nutzung ist: Mono-Box, Bootleg #1-3, #10, Sidetracks, zig weitere geliebte Alben, die Shelton Biografie sowie das Definitive Bob Dylan Songbook.
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