Re: Bob Dylan

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notdarkyet

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frankie leeHat jemand das Buch von Maik Brüggemeyer gelesen?

Ich find´s großartig. Brüggemeyer hat, das wussten wir ja schon vorher, über die Jahre einen wirklich behutsamen persönlichen und gleichzeitig respektvoll distanzierten literarischen/journallistischen Umgang mit der Figur seines Interesses gefunden.

M.E. ist es eigentlich kein Roman. Prosa ist es allemal. Es nimmt die scharfe Kurve zwischen Dokufiction, Entwicklungsroman, Dylan-Sachbuch und Short Story. Die Lyrikelemente kommen von Dylan – gute Entscheidung!

Wahrhaft ein gewagtes, wenn nicht gar gefährliches, Projekt. Respekt für Brüggemeyers Mut (oder gar Fatalismus…). Ich vermute, er wusste, dass er dieses Vorhaben bewältigen kann. Ein Text voller Selbstvertrauen im Umgang mit dem Gegenstand. Gut so. Neben dem Genuss beim Lesen bleibt auch der mitschwingende (kleine aber feine) Tabubruch gegen das dominierende Dogma der kleiner werdenden Dylanologen-Boheme: No Fiction with Dylan.

Fiction with Dylan! Wie sich Brüggemeyer in seinem Text der abgedroschenen Binsenweisheit des „Mann mit den Masken“ bedient, ist in dieser Form mehr als legitim: Er lädt Dylan nicht auf, unterstellt ihm nichts, sucht nicht nach Erklärungen. Er bedient sich (auch) Dylan und verschwimmt deshalb mit seiner zweiten Hauptfigur. So macht es auch die Figur Dylan schon immer. Die Kunstform ist dabei relativ egal – Hauptsache man beherrscht sie.

Ja, sehr gelungen. Glückwunsch an Brüggemeyer!

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