Re: Bob Dylan

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b-b-grunt

Registriert seit: 08.07.2002

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Also was ich hier lese, hat wenig mit „dissen“ zu tun. Ich lese hauptsächlich über Songs und Stimmen. Was seine Songs betrifft, ist Dylan von diesen absolut überzeugt – egal ob ihm einzelne (Cover-) Versionen zusagen oder nicht. Für ihn sind die Songs allerdings keine Geniestreiche (die man yesterday über Nacht träumt) sondern das logische Resultat der Beschäftigung mit anderen Songs: Zutaten und Mischung sind wichtig, weniger wer zufällig den Mörser reibt. Dazu lese ich eine gewissen Verletztheit, was den Umgang der Kritik mit der eigenen Performance und Intonation dieser Songs angeht – und das ist, ehrlich gesagt, das Letzte was ich von Dylan erwartet habe, dass ihn so etwas kümmert oder beschäftigt. All das illustriert er mit Beispielen aus der populären Musik der letzten 70 Jahre, bei denen viel Dankbarkeit gegenüber Vorgängern und Zeitgenossen, die ihn unterstützt haben, mitschwingt. „Dissen“ seh ich hier wirklich keines. Das er einen anderen Songrwriting Zugang hat als Leiber / Stoller ist klar – die Verbeugung gegenüber Doc Pomus finde ich interessant. Und dass das Atlantic Label gute Sachen hervorgebracht hat, wird von ihm ja ausdrücklich erwähnt, dass er Sun näher steht ist auch keine Überraschung. Wirklich kritisch äußert er sich nur über die Vokalakrobatik bei der Amerikanischen Hymne bei einem Boxkampf (ohne einen Namen zu nennen), nicht ganz zufällig im Zusammenhang mir dem Vorwurf, er zersinge seine Nummern.

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If you dance, you might understand the words better. David Byrne