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Mick67Diese Last Waltz Einschätzung scheint mir aber eher in der Rückschau entstanden zu sein. Man weiß heute, dass Dylan 1994 eine schwere Herz OP hatte und fast gestorben wäre aufgrund einer Herzbeutelentzündung. Vielleicht meint die Marketing Abteilung diese Tatsache. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass 1992 ein Dylan Abschied bevorstand.
Hab das eher so verstanden, dass Dylans Karriere als Songwriter und „Recording Artist“ zu diesem Zeitpunkt und in den Folgejahren einfach mal beendet schien. Nach den verhaltenen bis vernichtenden Reaktionen auf „Under The Red Sky“ wurde damals ja das Zitat in Umlauf gebracht, die Welt hätte genug Dylan-Songs, und dann kam auch tatsächlich erstmal nichts Neues mehr an eigenem Material.
1991 der Grammy fürs Lebenswerk; mit der Bootleg Series eine karriereumspannende Retrospektive; 1992/93 die zwei „Back to the roots“-Cover-Alben; 1994 „Greatest Hits Vol. 3“; im Folgejahr MTV unplugged – wirkte eigentlich alles wie Bilanz ziehen und Kreise schließen; 1996 komplett Dylan-frei (während er gleichzeitig live immer besser zu werden schien), und spätestens als Columbia 1997 mit „The Very Best of Bob Dylan“ um die Ecke kam, war doch im Grunde klar, dass selbst die Plattenfirma alle Hoffnung aufgegeben hatte und nur noch die Vergangenheit verramschte – wenn auch mit erstaunlichem Erfolg. „Written off as a has been…“
Und dann stand eines nicht mehr für möglich gehaltenen Tages plötztlich „Time Out Of Mind“ im CD-Regal, und ich erinnere mich genau, wie ich die skeptisch in den Händen drehte und einfach nicht glauben konnte, dass das wirklich doch noch mal ein richtig neues Album sein sollte…
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Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)