Re: Bob Dylan

#300341  | PERMALINK

bobsfan

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Ich hatte es ja angedroht!
Wieder ein wichtiges Album aus meinem Verständniss kommentiert:

Blood On The Tracks“

Zerrissen vom Schmerz vor der unausweichlichen Trennung von seiner geliebten Sara, voll von eigenen Schuldzuweisungen und in der Hoffnung, daß es noch eine Rettung gibt schreibt Bob im Jahre 1974 viele brilliante Texte in sein legendäres „kleines rotes Buch“, lyrische Kunstwerke, welche sich diesmal direkt mit ihm selbst beschäftigten.
In dieser Zeit macht Bob gerade eine Ausbildung in der Anwendung kubistischer Kunst zur fiktionellen Aufhebung der Zeit in der Malerei beim jüdischen Maler Normann Raeben in N.Y..
Raeben lehrt Dylan beim Malen „Hände, Kopf und Augen zusammenzubringen“ – und Dylan setzt diese Kunst erstmals auch in seiner Songlyrik um.
Keine Metaphern, keine Posen, Finten oder weit hergeholte Vergleiche direkte und klare Songtexte – Lieder vom Verlust der Liebe, Einsamkeit, Schmerz und Schuld.

Ausdruck dafür ist die komplette Neueinspielung des bereits September 1974 in New York eingespielten Albums( bekannt als boot „New York Session) im Januar 1975 in Minnesota.

Das Album wird ein Riesenerfolg und ist für viele Fans sein bestes – mindestens aber sein zweitbestes – Album seit „Highway 61 Revisited“.

Dylan selbst sagte in einem Interview über diesen Erfolg sinngemäß:
„Es ist mir ein Rätsel wie man sich mit Wohlgefallen diesem Schmerz aussetzen kann“

Ein Übersetzer übersetzte „Blood On The Tracks“ (Blutige Spuren oder Blutige Gleise) wunderschön mit „Herzblut in den Plattenrillen“ – besser kann man es für mich nicht übersetzen!!!

Einzelne Lieder kann man eigentlich kaum herausheben – alle sind einmalig und brilliant.

Erwähnen kann man sicher „Idiot Wind“ – ein sehr schmerzvolles Lied, „You´re A Big Girl Now“ – an Sara gewandt oder seine schon innerlich vollzogene schmerzliche Trennung in „If You See Her Say Hello“.

Nicht zu vergessen aber auch sein „Shelter From The Storm“ – hier macht sich Dylan selbst Mut und will zeigen, daß es doch immer wieder jemanden gibt, der ihm – auch in dieser fast ausweglosen Situation – Unterschlupf gewährt – und (bitte fein beobachten!!):“ „Versucht Euch einen Ort vorzustellen wo es immer sicher und warm ist….“und eine Strophe später: „Anmutig kam sie zu mir und nahm meine Dornenkrone…“ sein Unterschlupf im christlichen Glauben.

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Denk ich an Deutschland in der Nacht....(H.Heine)