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Anonym
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Ich finde den Malte-Lehming-Text kindisch und albern – egal, welche Lieder Dylan wo spielen würde, man könnte immer mit einzelnen Textzeilen irgendwas „beweisen“ (was auch immer). Das ist wirklich die Art von dylanologischer Kaffeesatzleserei, die ich nicht ernst nehmen kann.
Ich finde es allerdings auch etwas verfehlt, wenn viele jetzt „ausgerechnet Dylan!“ schimpfen und sich ganz besonders verraten fühlen, weil nicht irgendein berühmter Künstler, sondern der Gottvater des Protest dort den Halb-Kotau vollführt.
Man muss diese Auftritte wirklich nicht als Verrat an seinen sogenannten alten Idealen hochwichsen – denn dieser Vorwurf hat ja nun wirklich einen meterlangen Bart und haut spätestens seit Mitte der 60er Jahre nicht mehr hin. Man muss diese Gigs aber auch nicht als Subversionsstrategie verklären, die so genial subtil sei, dass kein Schwein sie bisher bemerkt habe.
Ich finde sowohl die Anprangerungen als auch die dylanologische Apologetik in diesem Fall viel zu geschwollen. Ich finde, es ist einfacher: Ein Künstler, der in einem Land auftritt, wo Menschenrechte und Kunst- und Meinungsfreiheit mit Füßen getreten werden, begibt sich auf sakrisch dünnes Eis – vollkommen schnurzegal, ob er Dylan oder Sinatra oder sonstwie heißt. Wo liegt da der Unterschied zu den Burschen, die damals in Sun City das Geld abgegriffen haben, mit dem die südafrikanischen Apartheidler gewedelt haben?
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