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Ab und an werde ich hier Buchtipps oder auch Kritiken zum Besten geben.
(Zu irgendwas muss das Studium schließlich nützlich gewesen sein.)
Das Buch vom Salz | Monique Truong
(Beck. 2004)„Und glauben Sie mir, GertrudeSteins Französisch ist furchtbar. Wie ein Schuh, der eine Treppe runterfällt. Der Rhythmus stimmt überhaupt nicht. Je näher es kommt, desto lauter und disharmonischer klingt es. Ihr breiter amerikanischer Akzent gefällt ihr jedoch ungemein. Sie betrachtet ihn als notwendige Verzierung, ganz wie eine ihrer beeindruckenden Mosaikbroschen, die sie so gerne trägt.“
Die Geschichte des vietnamesischen Kochs von Gertrude Stein und ihrer Geliebten Alice B. Toklas spielt Ende der Zwanziger Jahre in Paris. In wundervoll metaphorischer Sprache legt Monique Truong in ihrem Debütroman uns die Vergangenheit ihres Protagonisten dar. Einer Salzgewinnung nicht unähnlich, trägt sie nach und nach tief aus dem Verborgenen der Vergangenheit Versatzstücke aus dem Leben von Binh (so der Name des Kochs) zusammen und skizziert so die spannende Biographie eines aufgrund seiner (homo-)sexuellen Neigung aus der Heimat Vertriebenen. Truong enthüllt die innersten Gefühle einer Person – die verletzt wurde und sich selbst verletzt – anhand von Rückblenden und parabelhaften Binnengeschichten. Transparent werden neben seinen familiären Umständen (der innigen Beziehung zu seiner Mutter, den Hass auf seinen Stiefvater), seinen ersten sexuellen Erfahrungen mit einem jungen französischen Koch, auch die Charaktere seiner späteren Arbeitgeberinnen, GertrudeStein (in einem Wort) und Miss Toklas. Häufig verfällt die Autorin dabei in die Perspektive des Kochs, dem es sowohl in der englischen als auch in der französischen Sprache an Vokabeln mangelt und der sich sinnlicher Vergleiche lukullischer Genüsse bedient, um seine Empfindungen und sein Seelenleben – und das seiner Herrinnen – zu beschreiben. Dadurch, dass das Herrschaftsverhältnis der Schriftstellerin Gertrude Stein und Binh dargestellt wird, verdeutlicht Truong auch auf einer anderen Ebene die Kolonialzeit Indochinas. Dies ermöglicht einen Cameo-Auftritt von Ho-Chi-Minh, dessen rätselhaftes Bild(nis) eines vielwissenden vielgereisten Mannes nicht nur den Leser aufmerksam werden lässt, sondern auch Binh so beeindruckt, dass er es gegen das Foto seines Liebhabers eintauschen würde. Der Autorin ist ein großartiges Buch gelungen, gleichwohl die Sprache manchmal über das Ziel hinausschießt und die Wendungen und Windungen viel Konzentration erfordern, das zu den besten der letzten Jahre gehört und aufgrund seiner Doppelbödigkeit durchaus mehrere Male Leselust bereiten wird.
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WerbungDominick Birdsey(Zu irgendwas muss das Studium schließlich nützlich gewesen sein.)
(Erzähl mir doch keinen Scheiß! ;-))
Schöner Thread!
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Gute Idee und interessanter Einstieg!
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Die Geschichte der Liebe | Nicole Krauss
(Rowohlt. 2005)
“Einmal verpasste ich sechs Züge, weil ich nicht herausbekam, wie man nach dem Fahrschein fragt. Ein anderer wäre vielleicht einfach eingestiegen. Aber nicht ein Jude aus Polen, der deportiert zu werden fürchtet, wenn er auch nur vergisst, die Klospülung zu ziehen.“„Die Geschichte der Liebe“ ist ein Buch im Buch. Leo Gursky hat es vor Jahrzehnten in Polen für seine große Liebe geschrieben. In Kriegszeiten hat er es einem Freund zur Aufbewahrung gegeben, der es aber später durch eine Art geistigen Diebstahl missbrauchte, um die Liebe und Gunst einer Frau für sich zu gewinnen. Die Geschichte des Buches und verschiedener Personen, die es gelesen haben und die es berührt hat, wird hier erzählt. Hauptsächlich bezogen auf den mittlerweile achtzigjährigen Autor desselben, Leo Gursky, und des jungen vierzehnjährigen Backfisches Alma, die ihren Namen aufgrund eben dieses Buches erhalten hat. Ihre Suche nach dem Urheber der „Geschichte der Liebe“ wird mit der Biographie Leo Gurskys eng verwoben. Was anfangs noch unbekümmert und unbeschwert erzählt einen Spannungsbogen aufbaut, fällt jedoch am Ende des Romans der gewollten und zu gekünstelten Konstruktion zum Opfer. Als ob Nicole Krauss selbst nicht wusste, wie sich ihr Roman entwickeln würde, scheint sie während des Schreibens plötzlich von der Idee besessen gewesen zu sein, ein plausibler Plot müsse die Handlungsstränge zusammenführen und abrunden. Nicole Krauss will zuviel und das ist ein weiteres Manko. Getrost hätte sie das Figurenpersonal reduzieren und auf Geschichten verzichten können, ja, müssen. Gleichwohl muss man der Autorin zu Gute halten, gelingt es ihr, wunderbare Charaktere zu entwerfen. Glaubhaft und mitunter wunderbar komisch schildert sie die Marotten des alten polnischen Protagonisten, so dass es leicht fällt sich in die Figur reinzuversetzen. Die Gegenüberstellung eines lebensmüden und vom Leben gezeichneten Überlebenden des Holocausts mit den alltäglichen Kleinigkeiten und Banalitäten, wie der Kauf von Turnschuhen oder das Fallenlassen von Münzen in einem Geschäft, stellt ebenfalls einen Reiz dieses Buch dar. Auch Alma und ihr jüngerer (autistisch wirkender) Bruder sind liebevoll gezeichnete Figuren. Ebenfalls sehr gelungen sind Krauss‘ Ideen, die sich in der Rückübersetzung der „Geschichte der Liebe“ widerspiegeln. Sprachlich immer niveauvoll, nuanciert, pointiert und sehr gewitzt. Ein Buch, in dem die Chronologie nicht eingehalten wird und zu viele Figuren den (Spannungs-)Bogen überspannen, erfordert vom Leser oft hohe Konzentration. Letztlich aber wird er dafür mit einer vielschichtigen, manchmal melancholischen, teils ironischen Erzählung belohnt.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Wie wurden eigentlich im Deutschen die ganzen „but“s übersetzt? Schlicht und einfach mit „aber“? (Leo verwendet das „but“ ja sehr häufig in seinen Sätze, im Sinne von „trotzdem“, genauso „yet“)
Mir hat vor allem das Bild von Leos Wohnung gefallen mit Bett, Küche und Wohnzimmer als (Baseball)plates, die er umrunden muss, wenn der Lieferant vom China-Imbiss klingelt.
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mkWie wurden eigentlich im Deutschen die ganzen „but“s übersetzt?
„Dann doch“. Ein sehr prägnantes Mittel, um gerade auf den letzten Seiten zu verdeutlichen, wer überhaupt spricht.
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Die Geschichte der Liebe habe ich auch gelesen, und bewerte es ähnlich, wie Du.
Schöner Thread, ausserdem.Edit: es wurde mal bei LESEN! von Elke Heidenreich besprochen und gelobt.
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Die Klavierspielerin | Elfriede Jelinek
(Rowohlt. 1983)„Die Lichter tappen kurz mit den Fingern nach Erika, finden keinen Halt, wischen ihr fahrig übers Haar, das mit einem Seidentuch zugedeckt ist, rutschen ab, ziehen eine bedauernde nasse Farbspur ihren Mantel entlang und fallen dann hinter ihr zu Boden, wo sie im Schmutz sterben.“
Elfriede Jelineks Roman ist die Charakterstudie einer Professorin am Wiener Konservatorium für Musik. Der Focus liegt insbesondere auf der Beziehung Erikas, der Klavierspielerin, zum „Inquisitor und Erschießungskommando in einer Person, in Staat und Familie einstimmig als Mutter anerkannt“. Dieses Verhältnis ist ein außergewöhnliches (und angedeutet inzestuöses), teilen doch Mutter und Tochter nicht nur die Wohnung sondern auch das Bett miteinander. Erika hat zwar ein eigenes Zimmer, doch fehlt der Tür ein Schloss, denn „kein Kind hat Geheimnisse“. Wie bereits Ester Greenwood in Sylvia Plaths Roman bleibt die Klavierspielerin Zeit ihres Lebens unter einer „Glasglocke“ gefangen. Der Überwachung ihrer Mutter kann sich Erika nur selten entziehen: „Sie weiß, diese mütterliche Umschlingung wird sie restlos auffressen und verdauen, und doch wird sie von ihr magisch angezogen.“ Und weil sie es nicht zur großen Klaviervirtuosin geschafft hat, verdient Erika jetzt das (gemeinsame) Geld als Lehrerin. Selbst also die Kunst kann sie nicht mehr trösten, im Gegenteil, manchmal „schafft sie [die Kunst] allerdings das Leid erst herbei“. Gefühle lässt Erika nicht an sich heran, die Liebe (auch die körperliche) war für sie bisher nur mit Enttäuschungen verbunden, so dass ihr Ich nur ein „bodenlose Gefäß“ bildet. „Sie ist nichts. Und nichts gibt es mehr für sie“. Weder der Ausbruch in eine Peepshow, noch das nächtliche Spannen am Prater sind für Erikas Lustgewinn förderlich. Einzig Selbstbestrafung in Form von Selbstverstümmelung durch Rasierklingen scheinen für Erika Mittel zum Zweck. Und so setzt sie ihre Hoffnung auf einen zehn Jahre jüngeren Schüler: Walter Klemmer. Dieser würde selbst gerne die ältere Klavierlehrerin in seine Frauen-Trophäensammlung einreihen. Auf diese von vornherein zum Scheitern verurteilte Liebesbeziehung liegt ein weiterer Schwerpunkt des Romans, der aber letztlich nicht (wie in der Verfilmung von Michael Haneke zu sehen) das Hauptaugenmerk sein will.
Das Ende soll hier nicht verraten werden, nur soviel, dass der Leser sich wie auch in anderen Romanen Jelineks mit (äußerster) Gewalt konfrontiert sieht. „Die Klavierspielerin“ ist eine sprachliche Metaphernkanonade, die in der Nachkriegsliteratur sicherlich Ihresgleichen sucht. Selten wurde eine Charakterisierung einer einzigen Figur mit einer derartigen Wucht an Sprache beschrieben, ein Buch so derart hervorragend bis in die kleinsten Details durchkomponiert- und strukturiert, wie es Jelinek hier gelingt. Das beginnt mit einem Perspektivwechsel, der durch Anonymisierung das Aufheben des mütterlichen Einflusses in der Außenwelt (also außerhalb der gemeinsamen Wohnung) verdeutlicht, über die Desavouierung herrschender Klischees mittels Sprache und auch ihrer Übertreibung, bis hin zu Jelineks wunderbarem (österreichischen) Humor. Eingebettet in sowohl literarische (Bernhard, Plath, Kafka etc.) als auch musikalische Intertextualität (Schubert, Schumann, Bach, Beethoven). Niemals driften die Allegorien und Metaphern ins Banale, niemals wird es zur Phrase oder Plattitüde. Auch wenn mitunter das Gefühl entsteht, dass Jelinek sich ihres Könnens (zu selbst-)sicher ist und sie sich lieber an ihrer eigenen Sprache ergötzt als die Handlung des Romans voranzutreiben, möchte man keinen einzigen Satz, kein einziges Wort missen. Einer der lesenswertesten und mehr als empfehlenswertesten Romane, der allein den Nobelpreis verdient gehabt hätte.--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Bei Plath ist es allerdings eher eine selbstauferlegte (bzw selbstaufgesetzte) Glasglocke, oder? Nichtsdestotrotz eine sehr gute Rezension. Das Ergötzen an der eigenen Sprache wird ja vor allem bei „Gier“ ganz unangenehm deutlich – mir gefällt „Die Ausgesperrten“ am besten.
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Dominick Birdsey
„Die Klavierspielerin“ ist eine sprachliche Metaphernkanonade, die in der Nachkriegsliteratur sicherlich Ihresgleichen sucht. Selten wurde eine Charakterisierung einer einzigen Figur mit einer derartigen Wucht an Sprache beschrieben, ein Buch so derart hervorragend bis in die kleinsten Details durchkomponiert- und strukturiert, wie es Jelinek hier gelingt.Kann ich so unterschreiben. Beeindruckend ist das, keine Frage. Nobelpreiswürdig auch. Für ein Leservergnügen halte ich es allerdings nur bedingt, weil in der Tat die stilistische Selbstverliebtheit ab und an überhand nimmt. Ein Sprachdickicht, durch das man erstmal durch wollen will, um die Handlung nicht aus Versehen zu verpassen. (Der Bezug zu Sylvia Plath erschließt sich mir allerdings weder in Sprache noch Inhalt so auf die Schnelle; aber das muss ja nichts heißen.)
Schöne Rezension, Herr Birdsey!--
I like to move it, move it Ya like to (move it)mkBei Plath ist es allerdings eher eine selbstauferlegte (bzw selbstaufgesetzte) Glasglocke, oder?
Nein, würde ich nicht sagen. Es ist ja eine Depression, die sich wie eine Glasglocke über die Protagonistin stülpt.
@SJ:
Die Intertextualität auf „Die Glasglocke“ ist u.a. an diesem Zitat nachzuvollziehen (allerdings gibt auch Jelinek Plath als Referenz in Interviews an):
„Die Zeit vergeht, und wir vergehen in ihr. Unter einer gläsernen Käseglocke sind sie miteinander eingeschlossen, Erika, ihre feinen Schutzhüllen, ihre Mama. Die Glocke lässt sich nur heben, wenn jemand von außen den Glasknopf oben ergreift und ihn in die Höhe zieht.“Fraglos ist der Roman nicht einfach (runter) zu lesen. Es erfordert Aufmerksamkeit. Aber wenn man sich den Zeilen widmet und sich damit auseinandersetzt ist es ein großer Genuss.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Dominick BirdseyNein, würde ich nicht sagen. Es ist ja eine Depression, die sich wie eine Glasglocke über die Protagonistin stülpt.
Aber ist es nicht so, dass die Glocke bei Plath selbstauferlegt ist und Erika durch ihre Mutter zurückgehalten wird?
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mkAber ist es nicht so, dass die Glocke bei Plath selbstauferlegt ist und Erika durch ihre Mutter zurückgehalten wird?
Bei Plath ist es ja eine Krankheit. Die wird sich Esther gewiss nicht selbst auferlegt bzw. ausgesucht haben. Es wird ja zunächst auch mit fragwürdigen Mitteln versucht, die „Glasglocke“ zu lichten. Sicherlich verhält es sich bei Erika anders, doch ist der hauptsächliche Faktor ihrer Hassliebe und (ja auch) Hörigkeit sicherlich in ihrer Erziehung zu suchen. Im Gegensatz aber zur Protagonistin entkommt Erika der Glasglocke ja nicht (wobei die Heilung von Esthers Krankheit ja auch möglicherweise nur eine zeitweilige und vermeintliche zu sein scheint, legt man Plaths Biografie zugrunde). Walter Klemmer vermag sie auch nicht darunter wegzuholen. Im Gegenteil: denn so wie das Buch anfängt (Erika stürzt wie ein Wirbelwind in die Wohnung), so endet es auch (Erika beschleunigt ihren Schritt und geht nach Hause). Der Kreis schließt sich.
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Die Glasglocke | Sylvia Plath
(Suhrkamp. 2005)“Für ein Mädchen, das fünfzehn Jahre lang immer nur glatte A’s nach Hause gebracht hatte, schien das ein trostloses Leben zu sein, aber ich wusste, so war es, wenn man heiratete, denn Kochen und Putzen und Waschen war genau das, was Buddy Willards Mutter von morgens bis abends tat, und sie war mit einem Universitätsprofessor verheiratet und war selbst Lehrerin an einer Privatschule gewesen.“
Literatur muss immer im Kontext der Zeit betrachtet werden, in der sie geschrieben wurde. So zum Beispiel lässt sich der Nachahmungseffekt auf Werthers Suizid nachvollziehen. Sylvia Plaths Roman „Die Glasglocke“ wurde im Jahr 1963 veröffentlich, also in dem Jahr, als sie Selbstmord beging. Der Roman spielt knapp zehn Jahre vorher, in den fünfziger Jahren, in den USA. Esther Greenwood hat ein Stipendium bei einer New Yorker Modezeitung gewonnen. Schnell scheint sie den Reizen der Stadt – in Form von Partys und Männerbekanntschaften – zu erliegen, doch in Wirklichkeit beginnt bereits hier eine tiefe Depression sich wie eine Glasglocke über ihr Leben zu wölben. Dieser erste Teil des Romans zeigt eine (sogar aus heutiger Sicht noch) sehr emanzipatorische Einstellung einer jungen Frau, die eben nicht wie ein petticoattragendes Heimchen im Schatten ihres Ehemannes verkümmern (und ihm „dienstbar“ sein) möchte, sondern sich gegen herrschende Konventionen und Konformismen stellt. Der zweite Teil des Romans beschreibt den pathologischen Verlauf einer sich stetig verschlimmernden Depression, mit dem Selbstmordversuch Esthers und den Möglichkeiten damaliger Heilungsmethoden. Durch die detaillierte Darstellung der Krankheit wird auch der autobiographische Charakter des Romans augenscheinlich: wie auch ihre Protagonistin versuchte Sylvia Plath selbst sich mittels Schlaftabletten umzubringen. Sie versteckt sich im Keller, wo sie aber noch rechtzeitig gefunden wird. Dies war einer der Gründe, warum der Roman erst unter einem Pseudonym veröffentlicht wurde (auch Goethe veröffentlichte seinen Werther zuerst anonym). Das Ende des Romans, die vermeintliche Heilung der Krankheit (das Öffnen ihrer Glasglocke) und die Entscheidung der Ärztekommission darüber, dass sie die Nervenheilanstalt verlassen kann, muten rückblickend wie ein Treppenwitz der Geschichte an: Sylvia Plath brachte sich kurz nach der Veröffentlichung des Romans um. Plaths Sprache ist simpel und sowohl metaphorisch (ihr Leben in New York kommt ihr vor wie ein verästelter Feigenbaum) und ironisch/sarkastisch als auch präzise und trocken. Im Suhrkamp Verlag erschien „Die Glasglocke“ in der Reihe der Jahrhundertromane. Und das völlig zu recht.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Sehr schön, Dominick! Eines meiner liebsten Bücher. Wie schätzt du „Ariel“ ein (kenne ich nocht nicht)?
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Schlagwörter: Dominick Birdsey, Literatur, Rezensionen
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