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Anonym
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Hannoversche Allgemeine ZeitungEine Biografie
über …
… einen
PopsongDie Verfasser von Popsongs haben es gut. Sie müssen nichts Schlaues sagen, nichts Gereimtes und schon gar nichts für die Ewigkeit. Sie haben ja immer noch die Musik, die ja für einen Popsong auch ganz schön wichtig ist. Dann lassen sich Refrains voller rätselhaft mystischer Wortwucht besser einordnen wie „I’m blue, da ba di da ba dei da ba di da ba dei da ba di da ba dei da ba di da ba dei“ oder „Habba habba zoot zoot, odda abba wat-wat, e-wat dann Doodep-a-doodep-a, aha-doodep-a, a-kartong“.
Diese Texte haben gegenüber denen manch anderer Popmusiker zwei Vorteile: Sie müssen erstens nicht mit dem Druck umgehen, die Welt retten zu müssen. Daraus resultierend zweitens: Sie werden nicht überschätzt. Was mit Poptexten passiert, deren Schreiber meinen, die Welt retten zu müssen, kann man dem neuen Album von Coldplay entnehmen.
Der Chefbotschafter der Popmusik ist und bleibt aber Bob Dylan. Seinen Texten – sagen wir mal: allen, weil kein Dylan-Fan freiwillig widersprechen würde – haftet Botschaft an, manchen gar Weisheit und ewige Gültigkeit. Kein Song von Bob Dylan gilt als einfach nur so geschrieben, und wenn, dann hat wiederum das eine Bedeutung. Dylans Texte, und seien sie noch so einfach, sind nicht einfach. Und weil das so ist, sitzen Dylan-Fans auch heute noch da und hauen sich plötzlich mit der flachen Hand gegen die Stirn, weil sie gerade ein 35 Jahre altes Lied verstanden haben.
Und aus diesem Grund gibt es auch immer wieder Bücher, die Dylan und seine Musik erklären. Jetzt kommt wieder eins. Es ist die Biografie, nein, nicht des Künstlers, sondern des Songs „Like a rolling Stone“. Greil Marcus hat sie geschrieben, er betrachtet den Song im Kontext seiner Zeit und der politischen Verhältnisse. Und ein Song, über den man ein ganzes Buch schreiben kann, ist natürlich mehr als ein Song. Kürzlich wurde er – von den Redakteuren der Altrockerkampfpostille „Rolling Stone“ – zum besten Popsong aller Zeiten gewählt.
Greil Marcus, der schon sehr viele Bücher über Bob Dylan geschrieben hat, sagt, das Lied habe das Versprechen einer neuen Zeit auf den Punkt gebracht, die dann doch nicht gekommen sei. Und Dylan selbst hat über das Lied gesagt, das habe gar nicht er geschrieben, sondern ein Geist. Na, dann.
Das könnte für „Habba habba zoot zoot“ allerdings auch zutreffen.
uj
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