Re: Spex

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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TheMagneticFieldLiegt hier, aber noch ungelesen. Electronic Beats klingt auch gut, aber dass sie nur noch in Englisch erscheint, schreckt mich etwas ab.

Ich kenne ein paar ältere Ausgaben von EB. Die fand ich sehr gut. Teils sehr speziell und auch sehr anspruchsvoll. Mit das beste, was ich an Pop-Journalismus kenne.

songbirdElectronic Beats ist eher ein Coffee Table Magazin, viele Bildstrecken.

Die Spex Ausgabe spricht mich thematisch nicht so an, die Beilage der ersten Ausgabe ist allerdings ein netter gag. Mit den beiden cds kann ich auch wenig anfangen.

Die Beilage der ersten Ausgabe zeigt einen interesanten Kontrast zwischen dem, was engagierter Pop-Journalismus damals war und heute ist. Man muss sich dabei noch dazudenken, dass die SPEX anfangs auf billigen Zeitungspapier und auch in entsprechendem Format gedruckt wurde und keineswegs in jedem Bahnhofskiosk erhältlich war. Das war Subkultur und auch noch ziemlich handgestrickt, was sich nicht nur im Layout sondern auch in den Texten zeigt. Und natürlich in den Themen. Joy Division kannte damals in Deutschland kaum jemand (heute hingegen kann man in Souvenirshops Jute-Beutel mit dem Covermotiv von Unknown Pleasures kaufen) und die Fehlfarben hatten noch nicht mal ihre erste LP veröffentlicht. Außerhalb von SPEX und SOUNDS (die wenig später das Zeitliche segnete) gab es dafür so gut wie keine Öffentlichkeit. In der damaligen SPEX sind die Sendezeiten von John Peel’s Music auf BFBS abgedruckt. Das war damals eine der ganz wenigen Möglichkeiten solche Musik überhaupt zu hören – sofern man von dieser Sendung wusste und sie über Antenne empfangen konnte.

Die beiligenden CDs finde ich auch enttäuschend. Ich finde aber fast alle Gratis-CDs von Musikmagazinen enttäuschend, da ich den Eindruck habe, dass da viel Material zweiter Wahl verwurstet wird. Wenn in der SPEX behauptet wird das seien 35 „wichtige“ Tracks aus 35 Jahren, ist das schon sehr hochgegriffen und wahrscheinlich nicht mehr als flotter Spruch. Ich finde das weit überwiegend uninteressant. Wobei ich offenvgesagt nicht weiß, was die SPEX heutzutage für „wichtige“ Popmusik hält. Aber es tritt ja auch Mark Tessedekis (glaube ich, oder wie heißt der?) die Diskussion los, was an Popmusik heute überhaupt noch relevant ist. 1980 war es jedenfalls fast schon identitätsstiftend und zeugte vom Willen zur Abweichung, wenn man Joy Divisions Closer hörte und nicht Pink Floyds The Wall.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)