Re: The Beatles – Rubber Soul

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mistadobalina

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AmadeusWenn ich einige der letzten Bewertungen betrachte (Otis, Tops, Mista und auch andere) fällt auf, was auch bei der Bewertung von Revolver offensichlich wurde: an diese Songs der Beatles werden scheinbar besonders hohe Ansprüche gestellt, die diese, aus einer sehr kritischen Distanz heraus betrachtet, offensichtlich nicht erfüllen können. Frage: liegt dies an der Halbwertzeit von Popsongs, die sich im Laufe der Zeit verbrauchen? In diesem Zusammenhang interessiert mich, ob ihr die Beatles Songs schon immer so streng bewertet habt.

Amadeus, bei mir ist es so: Ich empfinde die späteren Beatles-Tracks als zu sehr an Mode und Zeitgeist orientiert. Die frühen Alben waren viel schlichter und song-orientierter. Je modischer eine Band produziert, umso schneller nutzt sich das Ganze ab. Die Beatles waren verliebt in Sounds, sie haben George Martin und die Studio-Techniker damit ziemlich kirre gemacht – dieser Effekt noch und hier noch ein Geräusch usw. und pipapo. Diesen Ehrgeiz hätten sie – sorry, aber ich sehe das so – lieber in ihr Songwriting stecken sollen, so wie z.B. Jagger/Richards das gemacht haben und die daran gewachsen sind. Wie wäre es denn mit den Beatles weitergegangen, wenn sie sich nicht getrennt hätten? Hätten sie irgendwann Musicals und Operetten im Stil von „Let it be“ und „The long and winding road“ geschrieben?

Als die Beatles-Alben herauskamen, war ich schon jeweils gespannt, was denn nun als Nächstes kommen würde. Und Rubber Soul mochte ich auch sehr, aber Revolver war schon nicht mehr mein Ding. Ich finde es als Album auch seltsam zerfahren. Übrigens wurde es mir schon nach ein paar Wochen geklaut, und ich habe es nicht mehr neu gekauft, bis ich es dann als CD herauskam, das heißt schon einiges bei mir. :-)

Ich empfinde Pet Sounds übrigens ganz ähnlich und mag die früheren Beach Boys viel lieber, ganz unabhängig davon, dass „God only Knows“ einer meiner Lieblings-Singles ist.

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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)