Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Solokünstler › Paul Weller › Re: Paul Weller
Etwas off topic, aber stimmen die Vergleiche zu TSC/The Jam? Dann würde ich mir Herrn Penate mal anhören.
********************************
Die gute Nachricht vorweg: Es gibt junge Briten, die kein Binge Drinking praktizieren. Jack Peñate fühlte sich sogar als Rebell, weil er als Londoner Vorstadtbursche nicht das tat, was alle anderen taten: Kapuzenpullis tragen, gefährlich aussehen, tatsächlich manchmal irgendwelche Leute überfallen oder einfach nur saufen bis zum Umfallen. Der heute 22-Jährige hörte lieber zu Hause Musik, sah sich Filme an und lud Freunde zu Gartenpartys ein. Guter Junge, dieser Jack. Irgendwie uncool, aber dafür klug und gebildet und artig. So klingt auch „Matinée“.
Es ist das Debütalbum eines Indiepop-Strebers, der ganz unbedrohlich über Themen wie seine Lieblingsklamotten („Got My Favourite …“) singt, die alle für ihn eine Erinnerung tragen. Cool ist das wirklich nicht. Eher kuschelig. Der goldene Siegelring zum Beispiel stammt von Mutti und er gibt ihm Kraft. „Love forever“ steht auf der Innenseite.
Nein, ganz ohne Spott und Ironie: Peñate hat ein bemerkenswertes Erstlingswerk vorgelegt, das altklug und unbedarft, ungestüm und clever zugleich ist. „Matinée“ klingt fast beängstigend genau nach der Schnittstelle von The Jam und Style Council, die es in Wirklichkeit natürlich nie gegeben hat. Und klar: In den großen Schuhen von Referenzgrößen wie Paul Weller bewegt sich so ein Streber traumhaft leichtfüßig.
Das Album bietet elf schmissige Schrammelpop-Perlen und drei Balladen. Es glänzt mit hübschen Glockenspiel („Spit At Stars“) und bremst im richtigen Moment mit offbeatigen Gitarren – nämlich im vierten Song „Torn On The Platform“. Mit „Learning Lines“ beweist sich Peñate dann im fünften Stück als Balladenkönner. „Run For Live“ drückt wieder auf das Gaspedal und „I Will Be Here“ beeindruckt mit Northern-Soul-Anleihen.
Angesichts solcher schlauen bis dreisten Anleihen am Gitarrenpop der achtziger Jahre – man könnte noch die Housemartins und Prefab Sprout als weitere Inspirationsquelle nennen – schreiben manch böse Finger, Jack Peñate sei der Shakin’ Stevens des Indierock. So gemein dieser Vergleich mit dem Rock’n’Roll-Nachäffer („You Drive Me Crazy“) auch ist, in einem Punkt stimmt er: „Shaky“ war auch nie cool.
Jack Peñate: „Matinée“ (XL/Beggars/Indigo)
--
"I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered." - George Best --- Dienstags und donnerstags, ab 20 Uhr, samstags ab 20.30 Uhr: Radio StoneFM