Re: Sandy Denny

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futterhoernchen

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Solo trifft mich direkt und unmittelbar mitten ins Herz. Die schönste Version, die ich kenne ist auf A boxful of treasures. Keine andere ist so klar, direkt und schonungslos wie diese. In den Live-Versionen ist ihre Interpretation zurückhaltender und gebrochener. Aber in dieser ist sie stolz und stark und ihr Solo ist keine Niederlage, sondern Erkenntnis und bedingungslose Konsequenz:

Good morning, good afternoon,
And what have you got to say?
Well I’m waiting, but I can’t stay long,
It’s such a lovely day.

Ihre Stimme haut mich schon mit der ersten Zeile völlig um. Ihr Einsatz wird nicht durch Musik eingeleitet – die Musik folgt ihrem Gesang. Ihre ersten beiden Sätze drücken so viel Stolz aus und sind geradezu überheblich. Aber so wie sie es singt, kann man getrost davon ausgehen, dass sie gute Gründe dafür hat.

There’s a time to be talking
And a time when it’s no use.
Right now I think the things you say
Are liable to confuse.

Ihre klare Stimme drückt in diesen Zeilen so viel innere Ruhe aus – trotz dieser schmerzhaften Einsicht. Sie ist nicht verbittert und macht keinen Vorwurf. Sie sieht eben nur ein, dass alles Reden manchmal nichts mehr bringt. Somit zurückgeworfen auf sich selbst singt sie ihren Refrain:

I’ve just gone solo.
Do you play solo?
Ain’t life a solo?

Die zweite Strophe verstehe ich leider nicht so ganz. Würde mich sehr über Interpretationen und Erläuterungen freuen.

What a wonderful way to live,
She’s travelling all over the world.
Why, the fame and all the golden
Opportunities unfurled.
No time for the gent with the Mulliner Bentley
And heaven knows what else.
Why, he wouldn’t even stand a chance
With all his oil-wells.

I’ve always lived in a mansion
On the other side of the moon.
I’ve always kept a unicorn
And I never sing out of tune.
I could tell you that the grass is really greener
On the other side of the hill,
But I can’t communicate with you
And I guess I never will.

Es bestünde ja irgendeine Hoffnung, eine Chance – im Song wunderbar poetisch ausgedrückt. Aber derjenige, an den sie diese Worte richtet, versteht sie nicht – versteht nichts von dem, was sie sagt und auch nichts davon, was sie fühlt. Sie kann ihn nicht erreichen. Warum auch immer, darauf kommt es inzwischen nicht mehr an.

We’ve all gone solo.
We all play solo.
Ain’t life a solo?

Diesen Song meinte ich vorhin, als ich schreib, dass ihre Texte trösten können. Zurückgeworfen auf uns selbst fühlen wir uns einsam und allein. Aber das Wissen, dass sich jeder mal so fühlt, verbindet uns wieder mit der Welt. Es ist das sichere Gefühl, den Aufprall nach dem freien Fall zu überleben, egal wie tief der Abgrund war.

Und in dem Moment, in dem man wieder zu Besinnung kommt, möchte man am liebsten sagen:

Good morning, good afternoon,
And what have you got to say?
Well I’m waiting, but I can’t stay long,
It’s such a lovely day.

Ohne einen lieben Forumianer hätte ich die Musik von Sandy Denny wohl nicht ohne weiteres entdeckt. An dieser Stelle noch mal: Danke!

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