Re: Electric Light Orchestra (ELO) – Jeff Lynne

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pelo_ponnes

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Electric Light Orchestra (ELO) – Live (2013)

1. Allgemeine Albuminformationen

– VÖ April 2013 Big Trilby/Frontiers Records
– Aufzeichnungen von Soundchecks zu und den Konzerten am 23. Und 24. Mai 2001, CBS Television Studios, LA
– Alle Songs bis auf Roll Over Beethoven geschrieben von Jeff Lynne

2. Hinführung

Im Frühjahr 2001 wurde für für das gerade auf Platte wiederbelebte Electric Light Orchestra (Album „Zoom“) eine Tournee ab September angekündigt, die zunächst dreißig nordamerikanische Städte besuchen und bei entsprechendem Erfolg zur Welttournee ausgeweitet werden sollte. Die Tour wurde im August wegen des schlechten Kartenverkaufs abgesagt, doch bereits im Frühjahr hatte es drei Auftritte gegeben, die für Fernsehshows aufgezeichnet wurden. Los ging es am 20. April in New York mit einem Auftritt für die Sendung Storytellers. Die Band hatte bereits intensiv geübt und überzeugte sowohl Publikum, Musikpresse als auch die Macher der Sendung mit einem druckvollen, fehlerlosen Vortrag. Nur ein Song musste (aus technischen Gründen) wiederholt werden. Nach Aussage der Leute von Storytellers hatte es in der Geschichte der Show noch nie zuvor solche stehende Ovationen gegeben. Einen noch besseren Vorgeschmack auf die anstehende Tournee lieferten einen guten Monat später am 23. und 24. Mai zwei weitere, dieses Mal über die volle Distanz gehende Auftritte zu Werbezwecken, die in den CBS Television Studios in Los Angeles stattfanden und zu einem späteren Zeitpunkt vom Public Broadcasting Service (PBS), einer spendenfinanzierten, nichtkommerziellen Senderkette in den USA, ausgestrahlt werden sollten. Wiederum überzeugte die Band. Als Trostpflaster für die Fans für die abgesagte Tour erschien immerhin Ende des Jahres noch eine DVD, die die Aufführungen der PBS-Shows in hervorragendem DTS Digital Surround-Sound festhielt. 2013 erscheint nun erstmals eine Live-CD, die auf dem Songmaterial der Livekonzerte 2001 basiert, deren Zweck aber im Gegensatz zu der DVD nicht in erster Linie darin besteht, die damaligen Konzerte zu dokumentieren. Vielmehr handelt es sich um ein eigenständiges Livealbum.

3. Musiker und Mitwirkende

Jeff Lynne – Elektrische und akustische Gitarre und Gesang
Richard Tandy – Keyboards und Piano
Marc Mann: Keyboards, Gitarren, Cello Arrangements, Hintergrundgesang
Rosie Vela – Hintergrundgesang
Gregg Bissonette: Schlagzeug, Hintergrundgesang
Matt Bissonette – Bass und Hintergrundgesang
Peggy Baldwin – Cello
Sarah O’Brian – Cello

Bei der Rekrutierung von Mitgliedern ging es nicht um Nostalgie, sondern um das für den jetzigen Zeitpunkt effektivste und musikalisch gewinnbringendste Line-Up. Außer Lynne und Tandy war vom letzten ELO-Line-Up von 86 keiner mehr übrig (sieht man mal davon ab, dass Dave Morgan im Umfeld mitwirkte). Umbesetzungen in der Livebesetzung sind in ELOs Geschichte aber auch früher nicht untypisch gewesen. Das erste Line-Up noch mit Roy Wood hatte wenig zu tun mit dem, das 1986 auf der Bühne stand. Konstanten dabei waren seit jeher nur Lynne, Tandy und Bevan, wobei letzterer durch seine langjährige Mitwirkung bei Part Two wohl prinzipiell schon nicht in Betracht kam.

Wenig überraschend waren die naheliegende Einbindung von Lynnes damaliger Freundin und Sängerin Rosie Vela (Album „Zazu“ mit Steely-Dan-Leuten) als Hintergrundsängerin und die Zuweisung einer Schlüsselrolle an den musikalischen Tausendsassa Marc Mann (u.a. Gitarren und Keyboards, der Techie und Computerspezialist hatte Lynne schon 1994/95 bei den neuen Beatles-Produktionen geholfen und war seither fester Right-Hand-Man). Darüber hinaus konnten für die verbleibenden Positionen renommierte Session-Musiker gewonnen werden: Die aus einer Detroiter Musikerfamilie stammenden Bissonette-Brüder Matt (* 1961, Bass) und Gregg (*1959, Schlagzeug) hatten zum Beispiel bereits Engagements für Künstler der Größenordnung David Lee Roth (Van Halen), Joe Satriani und Carlos Santana hinter sich. Schließlich gab es noch eine Streichersektion, die im linken Bühnenbereich platziert wurde. Sie bestand zunächst aus den beiden klassisch ausgebildeten Cellistinnen Nancy Stein-Ross und Peggy Baldwin. Erstere hatte schon mit J.J. Cale und Tori Amos gearbeitet, letztere ihre ersten Meriten durch ihr Mitwirken beim renommierten Fresno Philharmonic Orchestra verdient. Für die beiden PBS-Konzerte wurde Nancy Stein-Ross kurzerhand durch die aus dem britischen Nottingham stammende Sarah O’Brien ersetzt.

4. Zielsetzungen 2001

Natürlich war es nun bis zu einem gewissen Grad schlichtweg die logische Konsequenz aus der Entscheidung für ein Comeback unter dem Namen ELO, die Lynne plötzlich zurück ins Bühnen-Rampenlicht trieb. Doch in diversen Interviews klingt auch an, dass es durchaus seinem persönlichen Wunsch entsprach, wieder über eine Liveband zu verfügen. Die wichtigste Antriebsfeder für den Perfektionisten war dabei wohl, dass sich durch den enormen technologischen Fortschritt seit Mitte der Achtziger das Live-Soundprofil seiner angestammten Band deutlich schärfen ließ und somit vielleicht einige Dinge gerade gerückt werden konnten. Lynnes Ziel war es eigentlich immer gewesen, mit einem normalen Band-Line-Up live den großen Studioklang reproduzieren zu können, den sie auf Platte lieferten. Die Out-Of-The-Blue-Tour war ein Kraftakt gewesen, der gezeigt hatte, dass ELO vom Sound her der Zeit voraus waren. Deshalb musste man teilweise auf zusätzliche Bandaufnahmen zurückgreifen. Konsequenz aus der (nicht zutreffenden) Kritik von Playbackshows war, dass ELO mit der „Time“-Tour ein anderes Livekonzept propagierten, das ohne Bänder auskam und bewusst einen Unterschied zwischen Live und Studiosound in Kauf nahm. Trotzdem blieb im Hinterkopf von Lynne immer der Traum, eines Tages doch in der Lage zu sein, als normale Band mit 7 oder acht Mann live die Studiobrillanz 1:1 umsetzen zu können.

5. ELOs Liveshow 2001

Vor dem Hintergrund der gleichzeitig anstehenden Bewerbung eines aktuellen Albums lief das Konzept darauf hinaus, den Brückenschlag zwischen Alt und Neu zu suchen. Das Letzte, was man anstrebte, war eine Retro-Show. Vielmehr galt es, auf allen Ebenen klassische, traditionelle Elemente eines ELO-Gigs mit moderneren Ansätzen zu kombinieren, zu überlagern und manchmal auch in zeitgemäßer Weise weiterzuentwickeln.

Die PBS-Konzerte in Los Angeles konnte man auch deswegen als direkte Vorboten der Tour ansehen, weil hier bereits die neue Bühnenshow Premiere feierte, die später, ergänzt um einige weitere Elemente, das Herzstück bilden sollte. Grundsätzlich fiel auf, dass die komplette Hintergrundkulisse in Schwarz und Weiß gehalten war. Die Wände des Saales waren alle mit schwarzem Stoff verdunkelt und zugleich mit kleinen Lämpchen übersät, was die Idee eines Sternenhimmels evozierte. Ebenso dominierte auch bei den Instrumenten und den Bühnenklamotten der dunkle Farbton. Die mit dem ELO der späten Siebziger gerne assoziierten weißen Anzüge wurden also nicht wieder hervorgekramt.

Endlich aber – und hieraus ergibt sich der eigentliche Sinn des auf den ersten Blick nicht wirklich zur Musik des begleitenden neuen Studioalbums „Zoom“ passenden Covers – gab es wieder ein Raumschiff zu bestaunen, welches aber auch nicht einfach dem veralteten Flugobjekt aus den Siebzigern nachempfunden wurde, sondern deutlich moderner und eleganter wirkte: Es handelte sich um eine Konstruktion aus Stahlrohren und segeltuchartigem Material, die von weitem wie eine riesige weiße Kuppel erschien, etwa 30 Meter im Durchmesser. Unterteilt in vertikale Segmente, zwischen denen Scheinwerfer angebracht waren, öffnete das Raumschiff sich wie eine kunstvoll aufgeschnittene Orange (einfach gesünder als ein Hamburger!).

Auch hinsichtlich visueller Effekte kamen die Augenzeugen wie in den alten Tagen reichlich auf ihre Kosten, wobei sie dieses Mal anstatt einer Laser-Licht-Show allerdings mit einem neuartigen multimedialen Licht- und Projektionsspektakel konfrontiert wurden. Mithilfe einer sündhaft teuren Anlage wurde jeder Song gemäß der Stimmung in ein anderes Licht getaucht. Hinter der Bühne befand sich zudem eine große Projektionsfläche für surreale Computeranimationen, die strategisch geschickt eingesetzt wurden, um das jeweilige Sentiment noch besser einzufangen. Natürlich durften auch Trockeneisnebel und gelegentliche wild rotierende Scheinwerferlichter nicht fehlen, wohingegen auf wild rotierende Cellisten und Musiker zugunsten einer coolen Bühnenpräsenz radikaler noch als in den Achtzigern verzichtet wurde.

6. ELOs Livesound 2001

Eine erste Kernfrage, die sich den Beobachtern stellte, betraf die Art der Interpretation der Stücke aus vergangenen Tagen. Entgegen so mancher Befürchtungen wurden die klassischen ELO-Tracks keineswegs in das doch etwas andersartige Klangkostüm der Songs der „Zoom“-Ära gepresst, sondern weitgehend in den vertrauten Live-Arrangements belassen. Die Identität der Evergreens blieb stets gewahrt, oder plastischer formuliert: Ein geschliffener majestätischer Keyboard-Song blieb auch ein solcher. Zentrale Soundeffekte und charakteristische Vocoder-Passagen wurden trotz der aktuellen Vorliebe für mehr Natürlichkeit ebenso originalgetreu nachempfunden, wenn sie denn die Essenz des Stückes ausmachten. (Umgekehrt spielte man die „Zoom“-Songs tendenziell etwas weniger rau, so dass sich insgesamt ein stimmiges Konzert ergab.)

Natürlich färbte Lynnes Klangschulung der letzten Jahre dennoch bis zu einem gewissen Grad auf die Darbietung der alten Songs ab, doch zeigte sie sich lediglich in der Form von dezenten Eingriffen im Sinne von Upgrades. Besonders offensichtlich ist die stärkere Fokussierung auf den Gesang, der bei einem Livekonzert von ELO nie klarer herübergekommen sein dürfte. Ein anderer wichtiger Punkt betrifft die deutliche Akzentuierung der durchaus vorhandenen (aber bisher immer irgendwie verdeckten) akustischen Gitarrenbasis der Hits. Das konnte man vor allem daran festmachen, dass Jeff Lynne, der bisher „live nur ein paar Mal“ zur akustischen Gitarre gegriffen hatte, nun zwischen den Songs und manchmal sogar mittendrin hin- und herwechselte zwischen Akustikgitarre und elektrischem Pendant. Solche Aktionen machten aus rein praktischen Erwägungen ferner ein paar kleinere Änderungen in den Songabläufen nötig, wie zum Beispiel den neu zusammengebastelten Piano-Soloteil bei STRANGE MAGIC. Die kleinen Neuerungen bei TELEPHONE LINE (Intro) und DON’T BRING ME DOWN (Rockabilly-Einlage) dürften indes eher der Absicht entsprungen sein, immer auch ein paar Überraschungsmomente bei den zigmal gespielten alten Liedern parat zu haben.

Noch viel stärker ins Zentrum der Diskussion als Aspekte des Arrangements rückte allerdings die Frage nach der Qualität des Livesounds. Obwohl wie schon 1978, als man notgedrungen auf den Trick mit den mitlaufenden Bändern zurückgriff, lediglich ein achtköpfiges Line-Up auf der Bühne stand und weit und breit kein Orchester oder Chor zu sehen waren, schaffte es das neue Electric Light Orchestra scheinbar mühelos, einen unglaublich reinen und brillanten studiomäßigen Klang zu transportieren, der alles Bisherige in den Schatten stellte. Kein Wunder also, dass dies viele Zweifler auf den Plan rief, die rasch das Ende der Siebziger gerade in den USA weit verbreitete Klischeebild vom ELO als einer Live-Mogelpackung wieder ausgruben. Wie konnte es zum Beispiel sein, dass man eindeutig eine akustische Gitarre hörte, wo zu dem Zeitpunkt doch bloß eine elektrische gespielt wurde?
Auf den ersten Blick schien das von ELO für die Gigs verwendete Instrumentarium dieses Klangwunder tatsächlich nicht bewerkstelligen zu können. Gut, die Cellistinnen waren up to date und verwendeten moderne elektrische Cellos ohne Klangkörper. Auch Richard Tandy war gut bestückt (instrumententechnisch!) und benutzte neben Altbewährtem wie Wurlitzer-Piano, Alpha Juno oder dem klassischen Roland VP-330 Vocoder Plus auch einige neue Maschinen wie den flexiblen und variantenreichen Roland RS-5 64-Voice Synthesizer. [Roland User Group] Und Marc Mann half mit zusätzlichen Keyboards und Gitarrenklängen aus. Doch genügte das wirklich? Wo lag das Geheimnis?

„Ich spiele bei 80% der Songs Gitarre und bei den restlichen Keyboards“, setzte Marc Mann in einem Interview zu einer Erklärung an. „Es sieht nicht gerade nach einer Unmenge an Geräten aus“, gab er zu. Aber der Schein trügt, denn bei den so konventionell wirkenden Instrumenten, die der Technikfreak im Gepäck hatte, handelte es sich in Wirklichkeit durch ihre Kombination mit der Computertechnologie um ganz besondere Innovationen aus den mittleren bis späten Neunzigerjahren. Das wichtigste Arbeitsgerät war vielleicht der VG-8-Gitarrenprozessor: „Ich kann daraus eine große Bandbreite an elektrischen und akustischen Gitarrenklängen hervorzaubern. Und dass ich dabei in der Lage bin, unverzüglich hin- und herzuwechseln, ist entscheidend.“ Ebenso häufige Anwendung fanden ein GR-33-Gitarrensynthesizer (insbesondere für verschiedene Violinen- und Celliklänge) sowie der Roland JV-2080, ein digitaler Synthesizer, der sich gemäß der Devise „ein Synthesizer – viele Sounds“ mit diversen Expansion Boards für typische Synthesizerklänge unterschiedlichster Provenienz füttern ließ. Doch selbst damit nicht genug: Einen weiteren bedeutenden Beitrag zur klanglichen Perfektionierung leisteten eine XP-50-Music Workstation sowie der Roland S-760 Digital Sampler. Die Möglichkeiten der Technologie wurden zweifellos vollstens ausgeschöpft.

7. Die Songs auf dem Livealbum

Nur ein Bruchteil der auf dem Konzert gespielten Songs befindet sich auf dem Livealbum. Die Aufnahmen stammen vorwiegend von den beiden Liveshows. Twilight, Confusion und Secret Messages wurden nur bei den Soundchecks gespielt.

01. Evil Woman
02. Showdown http://www.youtube.com/watch?v=UF5NUSu1qRg
03. Secret Messages
04. Livin‘ Thing
05. Sweet Talkin‘ Woman
06. Mr Blue Sky
07. Can’t Get It Out Of My Head
08. Twilight
09. Confusion
10. Don’t Bring Me Down
11. Roll Over Beethoven http://www.youtube.com/watch?v=nZyYyS8asnc

Bonus: Zwei Studio-Stücke, die in den Neunzigern (Cold Feet) bzw um 2008/2010 (Out Of Luck) geschrieben wurden und für dieses Album vermutlich noch einem Remix und letzten Ergänzungen überzogen wurden.

12. Out Of Luck (Studio) http://www.youtube.com/watch?v=oRAmae8Lghs
13. Cold Feet (Studio)

Weitere Live-Songs (nicht auf dem Album): Bis auf Rock and Roll Is King und All She Wanted finden diese sich alle auf der DVD. Sweet Talkin Woman, das im Konzert gespielt wurde und jetzt auf der CD ist, war auch nicht auf der DVD.

Intro/Do Ya
Strange Magic http://www.youtube.com/watch?v=SgJh8WMIy_Y
Livin‘ Thing
Alright
Lonesome Lullaby
Telephone Line
Turn To Stone http://www.youtube.com/watch?v=e7L24-yz5AU
Just For Love
Easy Money
One Summer Dream http://www.youtube.com/watch?v=D6JpEolbPLM

Tightrope http://www.youtube.com/watch?v=x4Y7R1ZJswE
State Of Mind
Moment In Paradise http://www.youtube.com/watch?v=Y9tTDKIq8L4
10538 Overture http://www.youtube.com/watch?v=4z2-MBZNUaM
Ordinary Dream
Rock And Roll Is King
All She Wanted
Shine A Little Love http://www.youtube.com/watch?v=Z8qRMe5VUAM
Outro (in Teilen auf der Live-CD zu hören)

8. Gesamtfazit zu Auftritten und Album

Die Auftritte im Frühjahr 2001 waren High-Tech-Performances der Superlative, die mit zum Modernsten und Spektakulärsten gehörten, was das junge neue Jahrtausend zu bieten hatte. Vielleicht waren es gerade die oftmals wohlwollende Rezeption seitens der Fans und Medien von Shows diverser ELO-Ablegerbands in den letzten Jahren, die den Meister dazu anspornten, diese Konkurrenz in ihre Schranken zu verweisen. Obwohl man diesen Gruppen ihre Leistung, den ELO-Sound mit guten Umsetzungen am Leben zu halten, nicht absprechen sollte, war der Unterschied doch jener, dass die „Zoom“-Konzerte eine Band zeigten, die wohl auch zurückblickte, sich zugleich aber einer eigenen Zukunft zuwendete. Nach einer Phase in den Achtzigern, in denen man mit alternativen Live-Konzepten jongliert hatte, war nun der absolute Wille zurück, auch im Live-Kontext wieder zu den Sternen zu greifen.

Das Livealbum ist weniger als Dokumentation der „Zoom“-Shows denn als Kompendium zu „Mr Blue Sky“ gedacht. Lynne präsentiert seine Top-11 der Live-Performances von 2001, die seinem Ideal des perfekten ELO-Livesounds, von dem er immer geträumt hat, nahekommen. Er ist somit in gewisser Weise im Hinblick auf die Liveausgabe seines ELO am Ziel angelangt. Erstmals gelang es ganz ohne Rückgriff auf Bänder oder dergleichen live einen Sound zu fabrizieren, der in seiner Qualität wirklich ebenbürtig war mit den majestätisch-opulenten Klanggebilden der Studioeinspielungen. Besonders befriedigt scheint den Klangtüftler dabei zu haben, dass dazu auch keine größere Besetzung nötig war als bei früheren Konzerten. Der finanziell nun sicher mögliche Rückgriff auf weitere Musiker, Chöre oder gar Orchester wäre wohl auch zu sehr der vom Mastermind gerade in den letzten Jahren immer wieder propagierten Auffassung entgegengelaufen, dass es sich bei der Livegruppe ELO im Kern um eine traditionelle Rock’n’Roll-Truppe handelte.

9. Quellen

Wichtigste Quelle zur technischen Ausstattung ist ein Feature vom Roland User Group Mag (2001). Ergiebig auch die Jeff-Interviews im San Francisco Chronicle, 17.Juni 2001, und im Orange County Register, 10. Juni 2001. Bezüglich der Gitarren aussagekräftig der Artikel in Guitar World Acoustic (2001). Ausserdem gibt es hervorragende Konzertberichte im ELO-Fanzine Face The Music Germany (Ausgabe 25 vor allem).

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