Re: Electric Light Orchestra (ELO) – Jeff Lynne

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pelo_ponnes

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@trekker

Was das Buch von Jürgen Wanda betrifft, kann ich es auch jedem empfehlen, der sich für die Musik aus Birmingham interessiert. Er hat einen anderen Blickwinkel als ich und stellt mit Wood, Lynne und Gibbons gleich drei Musiker in den Mittelpunkt. Es liest sich auch sehr schön, nur bin ich mit seiner Bewertung des späten ELOs überhaupt nicht einverstanden, und da spreche ich denke ich für viele. Vor allem wird die immer schon vorhandene elektronische Komponente bei ELO nicht gewürdigt. Nochmal: ich liebe neben ELO auch Gruppen wie Kraftwerk und mag die Synthpopära der Achtziger. Und wenn dann Wanda behauptet, dass ELO damals ihre Besonderheit verloren haben, dann liegt er falsch. Nur dass sich das INteresse von den Streichern weg verlagerte. Aber es gibt eine Reihe von elektronischen MUsikern, die die Bedeutung von ELO für sie rausgestellt haben. Ich mag auch die frühe Ära und Move sehr, aber was Alben wie BOP, SM und Time betrifft, so finde ich, dass sie was absolut Einzigartiges haben (ja, selbst BOP).

Wanda kann offensichtlich mit der Keyboardkomponente der Band nicht so viel anfangen und sieht sie immer unter dem Blickwinkel der Zielsetzungen des ersten Albums. Mir fällt auf, dass er die Interpretation bewusst in eine negative Richtung lenkt, Bsp Bop-Ära,
Seite 199:
„Es gab weder was Neues noch Aufregendes“: Aufnahmetechnisch tauchte Jeff erstmals richtig tief in die Möglichkeiten der digitalen Aufnahme ein. Er experimentierte viel mit Feedback, pitch control, noise Gates und Halleffekten, was, wie er im REmasters-Booklet sagt, zu vielen neuen Ideen führte. Send It, von vielen gehasst, ist aber eine weitere Facette des High-Tech-Roots-Sounds und absolut innovativ. Gut, jeder verwendete 1985 Saxophone, aber eben nicht so wie Jeff bei Destination Unknown. Oder Sorrow About To Fall mit dem interessant vordergründigen Basslauf, So Serious mit der deutlich hörbaren BOngo-Perkussion in Kombination mit der Elektronik. Caught In A Trap als Bsp für Jeff als Intonationsfanatiker (hört auf den Schlussteil mit der unterschiedlichen Betonung von „nowhere to run“). Selbst die Synthistreicher sind nicht bloß als letzter Überrest der Streicheridee zu sehen, sondern als neuer Ansatz, eine Anpassung an die Achtzigerjahre. BOP ist kein ideenloses Album und für Leute, die den Achtziger-Sound mögen, sehr aufregend, im positiven Sinne.

„Live endete ELO so, wie sie angefangen hatten, als Vorgruppe“ – So klingt es, als ob keiner mehr sie sehen wollte. Fakt ist aber, dass ELO bei Heartbeat allen anderen die Show stahlen, dass die Auftritte im Vorprogramm von Rod Stewart umjubelt waren und viele Zuschauer nur wegen ELO kamen und danach gingen. Das waren Testgigs für eine eventuelle spätere Tournee, das sollte man schon mal erwähnen. Jeff Lynne wollte ursprünglich ja nur Heartbeat spielen, doch die unglaubliche Reaktion des Publikums befeuerte ihn , und das war es, warum er dann die anderen Gigs überhaupt erst machte.

Dass Getting to the point so erfolglos war, lag auch an einem Streik, so dass keine KOpien in den Umlauf gelangen konnten.

„Die Öffentlichkeit … erkannte in jeder neuen ELO-Platte den Aufguß der alten Hits“: Parallelen gibt es immer, gab es vorher bei ELO auch, aber gerade die Alben von ELO in den Achtzigern unterscheiden sich für mich sehr deutlich voneinander und zeigen immer wieder andere Facetten von Jeff Lynnes Musikalität.

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