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Hallo ppcw und alle anderen,
danke für deine netten Worte. Bitte habe Verständnis dafür, dass ich es im Moment vorziehe, nicht so viel von mir preiszugeben. Nur soviel: ich habe beruflich rein gar nichts mit dem Musikgeschäft zu tun und bin auch selbst musikalisch völlig unbegabt. Aber wenn mich etwas interessiert hat, bin ich schon immer etwas stärker in die Materie eingetaucht und habe viel darüber gelesen. Ich bin einfach nur ein Fan, der sich darüber gestört hat, dass Jeff Lynne und das ELO immer in so schlechtem Licht präsentiert wurden/werden … all die magischen, spirituellen Erlebnissen, die ich Jeffs Musik verdanke, das Kribbeln, das Gefühl, wenn einem vor lauter Glück und Emotion die Freudentränen hochsteigen … und demgegenüber immer dieses Geschwätz von der Öberflächlichkeit oder Überflüssigkeit von Jeff Lynnes Musik. Vielleicht ist es mein Gerechtigkeitssinn, jedenfalls war da plötzlich dieser starke Drang da, zu schildern, wie diese Musik auf mich wirkt und zu widerlegen, dass Jeffs Musik oberflächlich und nicht relevant sei. Was da teilweise mit Jeff Lynne veranstaltet wird/wurde – der blanke Hass – das wird diesem KÜnstler absolut nicht gerecht, und ich empfinde es als schreiende Ungerechtigkeit. Sicher: es ist immer eine Frage des Geschmacks, ob man etwas gut findet oder nicht. Aber, und das war mein eigentlicher Punkt, den ich auch versucht habe, herauszustellen: man kann Jeff Lynne eines mit Sicherheit nicht vorwerfen: dass er ein gänzlich unorigineller Künstler sei, der nur an die Kohle denkt und schnell mal ein Liedchen produziert deshalb. Es gibt wohl nur wenige Künstler, die eine so hohe Qualitätskontrolle an den Tag legen wie Jeff. Die sich so lange mit einem Song beschäftigen und daran im Detail arbeiten, bis alles so ist, wie es seiner Meinung nach sein soll. Die Tage im Studio verbringen, nur um die Betonung eines Wortes genau hinzukriegen – Jeff ist ein Intonationsfreak – oder eine entsprechendes Keyboard passend zu machen. Ich glaube, dass vielen oberflächlichen (ja, die sind oberflächlich) Radiohörern, die die nette Melodie eines ELO-Songs im Radio hören, gar nicht auffällt, dass da noch viel mehr ist bei einem ELO-Song als bloß eine gute Melodie und netter Gesang: dieses in-die-Tiefe gehen, die ausgetüftelten Arrangements, die kleinen Studiospielereien, das ist zweifellos das Werk eines Meisters. Und das muss meiner Ansicht nach jeder anerkennen, der sich wirklich mit seiner MUsik auseinandersetzt, egal, ob er sie nun mag oder nicht.
Ein Wunsch ist also, dass Jeff Lynne endlich den Respekt erhält, den er wirklich verdient. Und den er zumindest bei den Musikern, die ihn kennen, bereits erlangt hat. Und insofern finde ich es schon wichtig, dass wir ELO-Fans uns bekennen und uns nicht unterbuttern lassen, damit die breite Öffentlichkeit uns wahrnimmt. Andererseits denke ich durchaus pragmatisch, denn ich wünsche mir weitere VÖ, und damit ist es leichter, wenn auch den Leuten an verantwortlicher Stelle klar ist, dass es für ELO sehr wohl einen Markt gibt, ja, dass ELO ein schlafender Riese ist.
Was die Tatsache betrifft, dass ich fast alles lobe, was von Jeff kommt: ich schreib‘ das nicht so, weil ich denke:eigentlich Schrott, aber von Jeff, also Daumen hoch. Nein, ich persönlich mag das wirklich alles. Es gibt kleine Nuancen, aber es gibt so gut wie nichts, dass ich wirklich nicht hören mag von Jeff. Ich mag „Balance of Power“ als Album auch sehr. Es gibt Phasen, da ist es unter meinen LIeblingsalben von ELO, dann wieder nicht. Manchmal ist es Eldorado, dann FTM, dann OOTB, das ändert sich ständig. Man kann höchstens sagen, dass „TIME“ bei mir eine Sonderstellung genießt. Ein Album, dass für mich wie eine Reise in eine andere WElt ist. Man ist wirklich in dieser Welt für eine Stunde. „Discovery“ und Don’t Bring Me Down: mir hat gut gefallen, was einer da in einer Amazon-Rezension geschrieben hat: avantgardistisch. Ich weiss nicht, ob ich es als avantgardistisch bezeichnen würde, aber doch als künstlerisch wertvoll und innovativ. Das ist Artpop. Die Keyboardarrangements, die ganze Atmosphäre des Albums – beeindruckend. Das hat so viel Tiefe. Ich glaube, viele, die das Album früher mochten, haben etwas die Lust daran verloren, weil es zu oft gespielt wurde oder aber, weil sie sich von den Leuten, die es als Discoscheisse abgetan haben, beeinflussen ließen. Discovery gilt -eigentlich zu Unrecht als ELOs Discoalbum, und wer sich halt nicht wirklich mit dem Phänomen Disco beschäftigt hat, assoziert Disco mit ‚minderwertig‘.
Ich würde mich selbst als Jeff Lynne-Fan bezeichnen, der aber ein offenes Ohr für die anderen Sideline-Projekte hat und da beileibe nicht alles schlecht findet. Auch interessiert mich sehr, was Richard Tandy so gemacht hat.
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