Re: Electric Light Orchestra (ELO) – Jeff Lynne

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pelo_ponnes

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Electric Light Orchestra (ELO) – On The Third Day (1973)

„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Erde aber war wüst und leer … [Dann schuf er Meer, Land und erste Lebewesen]Dritter Tag. Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden.“ … Er schuf das große Licht für den Tag, das kleine Licht für die Nacht und das Electric Light Orchestra für die Musikliebhaber. (Bibel, Genesis 1, 1 – 15, im zweiten Teil frei ergänzt).

Anmerkung 1: Für die Genesis-Fans: es handelt sich um das line-up ohne Peter Gabriel)

Anmerkung 2: Für die Fans von Xavier Naidoo. Ja, es stimmt, das Licht wurde am ersten Tag geschaffen, und die Lichter am Himmel am vierten Tag. Aber wer will nach so vielen Jahren noch so genau wissen, ob das stimmt? Dritter, vierter Tag. Ich meine, die Grenzen verschwimmen (Jeff blickte da auch nicht so ganz durch und hat alles mal zum dritten Tag dazugezählt)Außerdem kann man ja leicht mit den Tagen durcheinanderkommen. Ich meine, das war ja alles neu, und die Sonne und der Mond wurden ja erst erfunden als Orientierungspunkte … :)

Um das gleich klarzustellen, ich bin durchaus gläubig, auf meine Weise. Aber ich denke, der liebe Gott versteht auch Spaß. Jedenfalls muss das Jeff Lynne gedacht haben, der sich mit dem Albumtitel ganz klar auf die Bibel bezieht. Er behauptet von sich zwar, nicht sehr religiös zu sein, dennoch tauchen in einigen Songs auch anderer Alben – die ursprüngliche Version von Heaven Only knows begann mit einem Gebet – Anspielungen auf Religiöses auf. Und die Leute, die ELO bei ihren diversen geheimen Botschaften satanische Botschaften unterstellten, verfehlten die Sache wohl total. Das soll aber nicht so sehr das Thema sein. Vielmehr möchte ich etwas das Konzept und die Entstehungsgeschichte des Albums „On The Third Day“ beleuchten, das dritte Studioalbum des ELO von „Musikgott“ Jeff Lynne. Und: Es geht eigentlich gar nicht so sehr um Religion in dem Album.

1. Allgemeine Albuminformationen

– VÖ: November/Dezember 1973 (UK: Warner Brothers)
– Aufnahmestudios: Air Studios, London und De Lane Lea Studios, London.
– Produzent: Jeff Lynne
– Toningenieure (aufnehmende): Dick Plant und Douglas Bogey (De Lane); John Middleton und Denny Bridges (Air)
– alle Songs außer In The Hall … (E. Grieg) geschrieben von Jeff Lynne

2. Das Cover
Während das Cover der US-United Artists-Version in schwarz-weiss gehalten ist und ein von Richard Avedon inszeniertes Gruppenfoto zeigt, bei dem die Bandmitglieder ihren Bauchnabel enthüllen, spielt das originale UK-Cover viel stärker auf den Albumtitel und das Albumkonzept (siehe 6.) an. (Der Albumtitel wurde von Jeff Lynne und dem Manager vorgeschlagen). Es handelte sich um ein Dreifachklappcover, das auf der Vorderseite ein Bild der Erde mit Jeffs Kopf – der dadurch als Gott/König des Universums erschien – darüber zeigte. Wobei man bei genauerem Hinsehen feststellte, dass der Kopf sich in einem Ausschnitt befand. Klappte man das Cover auf, so erschloss sich einem der Gag, da man nun sah, dass der Kopf Teil eines ganz normalen Fotos auf der Innenseite war, bei dem Jeff mit leuchtender Kristallkugel abgebildet war. Auch das Rückseitencover griff das Albumkonzept auf und zeigte eine Sonnenfinsternis.

3. Albumentstehung und Produktionstechnik

Die Rahmenbedingungen für die Aufnahme des neuen Albums waren schwierig. Zum einen wechselten ELO 1973 in UK die Plattenfirma von Harvest zu Warner Brothers. Zum anderen war es für die Gruppe weiterhin sehr wichtig, ausgiebig zu touren, um sich zu etablieren. Roll Over Beethoven hatte sich auch in Amerika zum Hit gemausert und eröffnete die Möglichkeit, in Amerika Fuß zu fassen. So blieb zwischen UK-Tournee, Amerikatournee und Fernsehauftritten nur wenig Zeit, um sich Plattenaufnahmen zu widmen. Ein längerer, zusammenhängender Studioaufenthalt war nicht möglich. Dennoch war es wichtig, ein neues Album fertigzustellen. Die Aufnahmen mussten eben schnell und abschnittsweise über die Bühne gehen. A propos Bühne: Man behalf sich damit, dass Proben für neues Material bei Auftritten während Soundchecks oder backstage abgehalten wurden. Erste Proben fanden im März statt. Nach der Englandtournee folgten im April (bis Mai 73) erste Aufnahmesessions in den Air Studios, bei denen 6 Songs aufgenommen wurden: Daybreaker, In The Hall…; Everyone’s Born To Die, Dreaming of 4000, Ma Ma Ma Belle und Showdown. Teilweise wurden später noch einige Effekte/Overdubs hinzugefügt. Bei der Amerikatournee ab Juni, die ein großer Erfolg wurde – ebenso wie die Fernsehauftritte in Shows wie Midnight Special – nutzte die Band die Möglichkeit, ähnlich wie Pink Floyd, weiteres neues Material zu testen. So wurde die spätere erste Seite des Albums bereits komplett aufgeführt, ehe man nach Ende der Tour ab August zu weiteren Sessions wieder ins Studio ging (De Lane Lea Studios, London). Showdown wurde vorab als Single ausgekoppelt und zum Hit. Im Oktober fand die Endabmischung in den De Lane Lea Studios statt, und noch vor Jahresende stand das Album in den Plattenläden. Dies ist die Entstehungsgeschichte des Albums.

Das Aufnahmeverfahren ähnelte, nicht zuletzt aufgrund der vergleichbaren Rahmenbedingungen, durchaus dem des Vorgängeralbums. Das Meiste wurde live im Studio eingespielt, und auf dem Album sind viele erste und zweite Takes. Dennoch ist bereits eine verstärkte Tendenz zum Einsatz von Studiotricks erkennbar. Es gibt im Vergleich zu ELO 2 doch etwas mehr Overdubs. Ich bin auf Aussagen gestoßen, die besagen, dass teilweise nur die Rhythmustracks live aufgenommen wurden. Dann seien die Gesangsspuren und später Streicher im Overdubverfahren hinzugefügt worden (Lynne-Songdatabase). Allerdings sind dies Infos aus zweiter Hand. Eventuell beziehen sie sich auch auf die Folgealben.
Jeff Lynne benutzte für seinen Gesang jedenfalls Automatic Double Tracking (ADT). Und um die wenigen Streicher wie ein Orchester klingen zu lassen, wurde auf Multitracking zurückgegriffen.

4. Musiker und Mitwirkende
Da die Aufnahmen sich über einen längeren Zeitraum hinzogen, änderte sich das Line-up, so dass man differenzieren muss. Die Songs, die im Frühjahr aufgenommen wurden, wurden mit Jeff Lynne (Gitarre und Gesang), Bev Bevan (Drums), Richard Tandy (Klavier, Moog), Michael de Albuquerque (Bass), Mike Edwards (Cello), Colin Walker (Cello) und Wilf Gibson (Geige) aufgenommen. Da Wilf und Colin die Gruppe nach der Amerikatournee im Sommer verließen, ersetzte Mik Kaminski Wilf bei den späteren Sessions. Die Suche nach einem neuen Cellisten gestaltetete sich zunächst erfolglos. Da ELO als siebenköpfige Gruppe bekannt war, erfand Jeff Lynne für das Albumcover den fiktiven „Ted Blight“ (kleiner Scherz), der, so die meisten Quellen, von Jake Commander (aus dem Bandumfeld) verkörpert wurde. Einige behaupten auch, es sei Rick Pannel, der Live-Toningenieur gewesen, der auch bei den Fernsehauftritten den 2. Cellisten mimte.

Hugh McDowell, der auf dem US-Cover erscheint, spielt nicht auf dem Album mit, sondern stieß erst später zur Gruppe hinzu. Daneben war bei den Sessions im Frühjahr Marc Bolan beteiligt, der Gitarre spielte. Dies war eher Zufall, da man sich im Studio traf. Allerdings kannte Lynne Bolan schon länger seit den Idle Race-Tagen. Sie wurden nun richtige Freunde. Bolan spielte auch am 10. April 1973 live mit ELO (watford Town Hall). Als weitere Gäste auf dem Album sind einige weibliche Backgroundsängerinnen (Showdown) zu nennen, deren Namen mir nicht bekannt sind.

Im Verhältnis zu späteren ELO-Aufnahmen war der Einfluss der anderen Musiker bei den Aufnahmesessions noch verhältnismäßig groß. Dies lag nicht zuletzt am gewählten Aufnahmeverfahren und der Art und Weise, wie die Songs im Umfeld von Liveauftritten entwickelt und getestet wurden. Beim gemeinsamen Einüben begrüsste Lynne durchaus Ideen der Streichersektion für die Arrangements, zumal ihm da die Erfahrung fehlte. Ebenso soll Albuquerque, wenn ich mich recht erinnere, die Idee zur Basslinie auf Showdown gehabt haben. Dennoch dominierte Lynne auch diese Aufnahmesessions und zeichnete sich im allgemeinen durch klare Anweisungen an die Mitmusiker aus. Er ließ auch keinen Zweifel daran aufkommen, dass ELO sein Projekt mit seinen Songs war, und dass er die Entscheidungen fällte.

5. Zielsetzung

Im Vorfeld der Albumaufnahmen hatte sich Jeff Lynne einige konkrete Dinge vorgenommen. Angesichts der nachwievor zentralen Bedeutung der Tourneen sollte auch das neue Album wie „ELO 2“ dergestalt sein, dass es ohne große Modifikationen auf die Bühne gebracht werden konnte. Ansonsten aber stellte das Album in vielerlei Hinsicht eine bewusste Abkehr vom Vorgängeralbum dar. Während sich letzteres sehr stark an typischen Leitideen des Progressive Rock orientierte, wollte Lynne mit diesem Album nach einem eigenen, persönlicheren Weg suchen, anspruchsvolle Musik zu machen: Musik, die zwar andersartig war, aber zugleichauch melodischer, rhythmischer und zugänglicher als zuvor. Die Integration der Streicher in den Gesamtsound sollte ebenso ganz bewusst modifiziert werden, wobei Lynne dabei durchaus noch in den Kategorien des ursprünglichen ELO-Konzeptes dachte. Schließlich, so argumentierte er, benutze man in einem Orchester verschiedene Instrumente für verschiedene Anteile. Tendenziell suchte er mit „On The Third Day“ nach Möglichkeiten, das Bandkonzept weiter zu öffnen, ohne die ursprüngliche Idee gänzlich aus dem Kopf zu verlieren

6. Genre, Konzeption, Klangbild

„On The Third Day“ war Lynnes erster Versuch an einem Konzeptalbum mit dem Projekt ELO. Wie bereits angedeutet, spielt der Albumtitel auf die Schöpfungsgeschichte an. Auf einer zweiten Ebene wird auch Bezug genommen auf die Auferstehungsepisode im NT. Durch das ganze Album zieht sich nach Lynne das Leitthema „Gott, Leben und Tod“, die Vermutung von etwas Größerem als uns, das das ganze Universum durchzieht. Dennoch fällt das Album in zwei Teile, die bei der Originalversion den beiden Albumseiten entsprachen. Die erste Seite ist als Fortsetzungsgeschichte angelegt und stellt nach einer Einleitung verschiedene Geschichten und Situationen vor, die das Leitthema von unterschiedlichen Blickwinkeln her beleuchten. Hier dominiert der Konzeptgedanke, während auf der zweiten Seite den einzelnen Songs größeres Gewicht zukommt und das Leitthema stark in den Hintergrund tritt. Dennoch ist es als loser Orientierungspunkt vorhanden: Daybreaker, Showdown (okay, an Seite 1 angehängt), Dreaming of 4000, In The Hall Of The Mountain King, oder auch der Bonustrack Everyone’s Born To Die, spielen alle mit dem Spirituellen, Überirdischen oder beziehen sich in ihren impressionistischen Texten auf Aspekte des Leitthemas. Nur bei Ma-Ma-Ma Belle wirkt das alles etwas aufgesetzt und nicht überzeugend.

Die einheitliche thematische Ausrichtung des Albums spiegelt sich in musikalischer Hinsicht insofern wieder, als die Einzelsongs durch Interludes verbunden sind. Wobei durch die Umrahmung der Songs der ersten Seite mit einem wiederkehrenden Thema dennoch eine gewisse Zweiteilung des Albums entsteht, die sich aber eher bei der CD-Version bemerkbar macht. Im Vergleich mit dem Vorgängeralbum ist die unterschiedliche Herangehensweise bezüglich der Zwischenspiele auffällig. Bei „ELO 2“ waren sie integraler Bestandteil des Stücks. Bei „On The Third Day“ verbinden sie Einzelstücke, die aber ansonsten auch für sich alleine stehen können. Damit hatte Lynne einen Weg gefunden, wie er seine Vorliebe für klare, präzise Songstrukturen einbringen konnte und trotzdem den Grundgedanken des suitenartigen Aufbaus der Albumstücke weiterverfolgen konnte.

Das neue Album unterschied sich aber nicht nur hinsichtlich der Songstrukturen deutlich vom Vorgänger. Obwohl auch „ELO 2“ in diese Richtung geht, ist „On The Third Day“ wohl das ELO-Album, das sich am stärksten durch eine gewisse Rauheit und Ungeschliffenheit auszeichnet. Die Streicher und insbesondere die knarzigen Cellos spielten nach wie vor eine zentrale Rolle im Klangbild von ELO, dennoch wurden sie unaufdringlicher und mehr als eines von verschiedenen Hauptinstrumenten als als das dominierende Hauptinstrument eingesetzt: Cellos und Violinen ergänzen eher eine Rockbasis von Gitarren und Schlagzeug. Wenige ELO-Studioalben sind so gitarrenlastig wie dieses. Es wurde eine Vielzahl verschiedener Gitarren verwendet, z. B. eine Les Paul von 51, eine Gibson Firebird von 53, eine Shaftsbury von 73, eine Strat von 63 und eine Yamaha Acoustic. Als weiteres Hauptelement kommen die vom Moogsynthesizer dominierten Passagen hinzu. „On The Third Day“ ist auch ein sehr Moog-lastiges Album, wobei die Verbindung von Streichern und Moog sehr gut gelingt. Die Gesangsstimme tritt hingegen eher in den Hintergrund. Hinzu kommen einige Soundeffekte wie Phasing, rückwärts eingespielte Gitarren oder Morsing, aber nicht übermäßig.

Hinsichtlich der Klangfülle erreicht „On The Third Day“ nicht die Komplexität des Nachfolgers, aber die Arrangements sind im allgemeinen sehr progressiv oder experimentell.

Es ist schwer, das Album einem Genre oder einer Bewegung der Zeit zuzuordnen. Während „ELO 2“ in der Tat stark in der Tradition des Progressive Rock, wie er von anderen Bands gespielt wurde, steht, emanzipiert sich Lynne auf diesem Album in gewisser Weise davon und findet seinen eigenen Weg. Zwar sind die Songstrukturen deutlicher konventioneller, aber die Songs sind dennoch experimentell, insbesondere bezüglich der Arrangements. Und mit diesem Album beginnt auch ein weiterer Ansatz sich herauszukristallisieren, wie er später noch typischer wird: das in die Tiefe gehen, die Vielschichtigkeit. Man hat ELO später oft vorgeworfen, nur noch ganz normale Radiomusik zu machen. Wenn man so will, war aber immer eine progressive Komponente enthalten. ELOs Raffinesse bestand vor allem in dem Herumexperimentieren mit dem Multitracking und dem Auskundschaften aller nur denkbaren Möglichkeiten des Studios. Und dazu sind auf diesem Album die ersten Ansätze erkennbar. Auch was die Einflüsse und Stile betrifft, öffnete sich Lynne weiter: neben Beatles und Beach Boys ist der zunehmende Einfluss von Motown, R&B feststellbar. Dieses Album nimmt aber auch Einflüsse des Heavy Rock auf: Deep Purple oder ähnliches. Die Stones waren ein Einfluss. Andererseits auch der Glamrock.
Zusammenfassend kann man diesbezüglich sagen, dass die Liste der Zutaten mittlerweile so groß war, dass eine Vermischung derselben mit dem ureigenen Stil sicherstellte, dass das Endprodukt ein durch und durch origineller und einzigartiger Sound war: der ELO-Sound.

7. Die Songs

01 Ocean BreakUp/King Of The Universe
Nach der Einleitung mit hackendem Streichermuster und viel Moog ist dies ein typischer Eröffnungstrack, der sich immer mehr bis zu einem Höhepunkt aufbaut und ohne klassisches Strophe-Refrain-Muster auskommt. Textlich führt er in die THematik des Songzyklus ein. Die Zeile „I know A“ ist ein Insider-Gag. Es handelt sich – wie beim kompletten Songzyklus der Seite wohl – um einen ersten Take. Leichter Verzögerungseffekt auf der Stimme.
02 Bluebird is Dead
Melodisches, langsames Stück mit effektiven Streichermotiven. Textlich geht es um jemanden, der nicht akzeptiert, dass seine Freundin tot ist. Als Soundspielerei ist eine rückwärts eingespielte Gitarre eingebaut.
03 Oh No Not Susan
Es geht um ein Mädchen, dass alles Materielle besitzt, aber letzlich nicht glücklich ist mit ihrem Leben. Das Taboowort „fuckin‘ thing“ bemerkte wohl niemand bei der BBC, denn der Song wurde oft im Radio gespielt.
04 New World Rising/Ocean Break Up Reprise
bietet einen interessanten, experimentellen Mix aus Streichern und Moog und soll ein optimistischeres Gefühl erzeugen. Die Stimme klingt sehr verzerrt.
05 Showdown
stellt den Versuch dar, Motown Rhythmen und Stilelemente mit Streichermotiven zu verbinden. Sehr funkig, mit tollem Gitarrensolo und überraschendem Ende. Es war nicht auf der originalen UK-LP, wofür geschäftliche Gründe ausschlaggebend waren. Wohl aber auf der US-United Artists Version.
06 Daybreaker
ist ein keyboard-dominiertes hochmelodisches Instrumental, um kratzende Streicher ergänzt. Schrieb Jeff ursprünglich exklusiv für einen Gig in der Birmingham Town Hall als Eröffnungsnummer.
07 Ma-Ma-Ma Belle
Riff Rocker, der auf einem Stonesmäßigen Gitarrenriff basiert. Krachende Gitarren und Cellos. Das wilde ELO, wie man es sonst selten auf Studioplatten hört, wohl aber Liveplatten.
08 Dreaming Of 4000
Song mit vielen experimentellen Elementen: Tempowechsel, sich überschneidende Rhythmen, Stimmungswechsel. Die Cellos werden prominent zur Geltung gebracht. Albtraumartige Textzeilen.
09 In The Hall Of The Mountain King
Cover des klassischen Stückes von Grieg. Die Einleitung ist ein anderer Teil der Peer Gynt Suite. ELO spielen den Song als Rockversion mit Hoppelbass und E-Gitarrenrhythmusbegleitung und einem komplizierten, über eine fuzzbox gespielten Geigensolo.

OUTTAKES, DEMOS etc

1. Songs

– Everyone’s Born To Die (vgl. Remastered Edition)
Ist eine Rockballade mit etwas Synthi und vielen kleinen Gitarrensoli. Man hört auch Bob Dylan als Einfluss heraus.

– Baby I Apologise (ELO 2 Bonustrack)
ist ein unfertiger Demosong, der in voller Länge vorliegt und im Zeitraum der Albumsessions entstand. Jeff war aber nicht zufrieden damit. Es wird auch angenommen, dass er den Song für jemand anderes schrieb und nicht spezifisch für ELO. Es scheint weitere Versionen des Songs zu geben, die durchaus fast wie komplett andere Songs klingen. Bei einem ELO-Fantreffen spielte Rob eine dieser Versionen.

Laut Rob Caiger gibt es darüber hinaus kein weiteres unveröffentlichtes Songmaterial der Session. Allerdings gibt es ein Monokassettenband, auf dem Jeff Lynne zwei weitere Songideen festgehalten hat, die aber nicht aufgenommen wurden. Ferner sei an die Reihe von Songs erinnert, die Lynne zwischen 73 und 75 speziell als Single-B-Seiten schrieb und die fertiggestellt wurden. Sie sollen etwas nach OTTDay klingen. Außerdem sagte Lynne damals, dass er vorhatte, einen Song über Hitler zu schreiben, es dann aber bleiben ließ.

b) Alternativversionen und Mixe

Es gibt eine Reihe alternativer Mixe von Songs der zweiten Seite:

– Daybreaker
Neben einem Rehearsal-Mix ist ein Mix aus Take 1 bekannt (Minimalversion) und ein alternativer Mix aus Take 2, der der Albumversion sehr ähnlich ist.

– Showdown
Der frühe Mix aus Take 1, wie er auf der First-Light Bonus-CD zu finden ist, hat ein richtiges Ende mit Synthesizer und zusätzliche Textzeilen. Auf der „Early ELO“ von 1991 befinden sich 2 alternative Mixe: „Bev’s Trousers“ ist ein späterer Mix von Take 1, „All Over The World“ zeichnet sich durch verfremdete, metallischere Stimmen aus. Auf der Kompilation „Harvest Showdown“ befindet sich der ADT Mix. Besonders interessant ist der frühe Mix, der auf der Kompilation „Early Years“ zu finden ist und der mit starkem Phasing experimentiert. Coole Version. Nach 2000 nahm Jeff Lynne den Song anscheinend komplett neu auf zur Verwendung in Filmen/TV-Serien. Diese neue Soloaufnahme orientiert sich stark am Original, hat aber durchaus Eigenleben und klingt knackig-frisch. Und singt da Jeff nicht „It’s surreal the submarine“, als kleine Hommage an Del Shannon, der das immer so verstanden hatte?

– Dreaming of 4000
Es gibt auf der Remastered Edition einen mit „Mambo“ bezeichneten frühen Mix von Take 1, der rockiger ist und bei dem die Stimme klarer erscheint, da Effekte noch fehlen.

– Ma-Ma-Ma Belle
Bei der gekürzten Single-Version ist der Break mit dem aufsteigenden Celloton genial gemacht. „Auntie“ und „My Woman“ sind zwei weniger spektakuläre alternative Mixe auf der „Early ELO“. Auf der 2006 Remastered Edition finden wir einen ebenfalls mit „Auntie“ betitelten Take 1 (Minimalversion) und einen alternativen Mix von Take 2, noch ohne die zusätzlichen Effekte, dafür mit mehr kreischenden Gitarren. „Auntie Bollocks“ ist eine Version mit anderem Gitarrensolo, wie sie auf einem Fantreffen gespielt wurde.

c) Soundbits

Die Interludes sind eine Soundcollage. Hier soll auch Hugh McDowell mitwirken, weshalb vermutet wird, dass diese Interludes noch für ELO 2 aufgenommen wurden. Man nahm 30 MInuten am Stück auf und Jeff pickte nur die besten Teile für’s Album heraus.

Wilf’s Solo (First Light ELO2 Remaster) war ursprünglich das für In The Hall Of The Mountain King angedachte Solo. Es gab hierfür um die 20 Takes, wobei Wilf letztlich Take 1 ausgewählt hätte.

8. Fazit
On The Third Day war für ELO letztlich das Album, das der Band zum Durchbruch in Amerika verhalf. Dort wurde es zu einem Hitalbum, auch unter dem Eindruck der umjubelten Liveauftritte. In England sah das (noch) nicht ganz so aus. Das Album war ferner auch deswegen wichtig, weil Lynne hier nahc eigener Aussage (in der Rückschau zumindest) seinen Weg fand.

Quellen

Ein zentrales Interview ist „Rob Mackie trifft Jeff Lynne“ (Sounds Januar 1974). Viele nützliche Informationen bieten die Booklets der Sony BMG Remasterd Edition (2006), der First-Light ELO 2 Edition (2003) sowie der Boxsets „Afterglow“ und „Flashback“. Ferner zentral sind die zusätzlichen Informationen und Artikel in den Veröffentlichungen des ELO-Fanclubs: Newsletter 51 (1997), FTM 23,28, 29, 30, 32. Weiter zu nennen das ELO-Buch von Bev Bevan (1980), „Unexpected Messages“ (1996) und „Blackberry Way“ (1996). Ferner wurden die eingangs des Threads genannten Internetseiten und dabei insbesondere die Songdatabase konsultiert.

Nachtrag: Ich habe mir alles angesehen, was ich gemacht habe: es ist gut (wenn auch nicht perfekt – Ergänzungen nicht ausgeschlossen). Es wird Abend, und bald wird es auch wieder Morgen. So kann ich mich nun am nächsten Tag (nein, nicht der siebte) etwas ausruhen, nachdem ich mein Werk vollbracht habe.

Updates:
16.04.09: Ergänzungen zu Outtakes – Soundbits

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