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Electric Light Orchestra (ELO) – Face The Music
1. Albuminformationen
– VÖ: Oktober/November 1975 Jet Records
– Produzent: Jeff Lynne
– Aufnahmestudios:
Musicland München, De Lane Lea Studios London, The
Record Plant New York
– Toningenieure:
Mack (Musicland); Richard (London); Jimmy Iovine und Dave (New York)
– alle Songs geschrieben von Jeff Lynne
2. Das Coverkonzept und der Albumtitel
„Face The Music“ wartet mit einem sehr interessanten, von Mick Haggerty und Art Attack entworfenen Coverkonzept auf, dessen Kernbotschaft aber oft missverstanden wurde. Man muss zur Entschlüsselung den Titel des Albums heranziehen. „Face The Music“ ist einer dieser vieldeutigen englischen „phrases“. Er kann ‚die Suppe auslöffeln‘ bedeuten, oder aber auf die Musik bezogen ’sich mit der Musik auseinandersetzen; sie auf sich wirken lassen‘. Oder aber auch die Aufforderung ‚Stell‘ Dich der Musik‘ beinhalten.
Auf der Vorderseite blickt man nun auf einen leeren elektrischen Stuhl mit Kopfhörern. Auf der Rückseite befindet sich ein Foto, auf dem man die Bandmitglieder sieht, wie sie mit entsetztem Blick durch die Scheibe in die Zelle blicken. Es handelt sich um typischen Britischen Humor, den allerdings auch einige Briten nicht so recht verstanden. Auch Richard Tandy fand das alles etwas geschmacklos, weshalb er auf dem Foto nur halbherzig mitmacht.
Was will uns das Cover also sagen? Wir blicken hier in eine Zelle, in der Gefangene dadurch bestraft werden, dass sie sich schlechte Musik anhören müssen. Ob da wohl etwas Selbstironie mitschwang? Na ja, für viele Leute mag es in der Tat eine Strafe gewesen sein, sich die neue ELO anzuhören … Wir Fans gehen mal davon aus, dass in der Zelle selbstverständlich andere Musik gespielt wurde …
3. Musiker und Mitwirkende
Bereits auf den vorangehenden Alben hatte Jeff Lynne eindeutig den Ton angegeben, und bei „Face The Music“ war dies nicht anders. Die Band, bei der es einige Neubesetzungen gegeben hatte, war dabei durchaus stark beim Aufnahmeprozess beteiligt. So spielte Lynne lediglich Gitarre und übernahm den Gesang. Bei manchen Stücken teilte er sich gar den Leadgesang mit dem neuen Bassisten Kelly Groucutt. Richard Tandy spielte nicht nur Klavier, Moog und Clavinet, sondern auch Gitarre (Strange Magic). Die Streichersektion bestand nun aus Kaminski (Geige), Hugh McDowell (cello) und Melvyn Gale (Cello). Die ELO-Streicher haben auf jeden Fall zusammen mit dem gebuchten Orchester die Streicherparts eingespielt. Bev Bevan zeichnete wie üblich für Schlagzeug und Perkussion verantwortlich, erhält aber auch Credits für Hintergrundgesang. Zumindest sprach er das Intro von Fire On High.
Es war also bei FTM so, dass die anderen Musiker durchaus viel zu tun hatten bei den Aufnahmen. Auf dem Album sind auch einige ihrer besten Darbietungen zu finden: Bevs atemberaubendes Schlagzeugspiel auf dem Opener oder Richards Keyboardzaubereien auf Poker. Oder das exzellente Spiel der Rhythmusgruppe überhaupt. Anhand der Entstehung des Songs „Evil Woman“ wird aber deutlich, dass Jeff Lynne letztlich ganz genau den Aufnahmeprozess kontrollierte. Den Song schrieb er im Studio, als die anderen Pause machten. Dann rief er die Musiker herein und sagte jedem genau, was er zu spielen hatte. Die anderen Musiker waren also hier schon Ausführende von Lynnes Vorstellungen. Etwas anders sah das mit Richard Tandy aus, der sich zur rechten Hand von Lynne aufschwang und gerade, was die Arrangements anbelangt, auch eigene Ideen einbrachte. Die Rolle von Louis Clark für die Streicherparts darf nicht unterschätzt werden, doch letztlich segnete auch hier Lynne das endgültige Arrangement ab.
Neben der Band spielten auf dem Album eine Reihe von Gästen. Zunächst ist auf den Chor und das 30-Mann Orchester zu verweisen. Darüber hinaus „rannte“ Roadie Brian Jones durch das Intro von Fire On High. Schließlich wurden vier (oder drei: unklar die Rolle von Greenwich)Backgroundsängerinnen engagiert: Jimmy Iovine stellte den Kontakt zu Ellie Greenwich her, die für ihre Arbeit mit Phil Spector bekannt ist. Diese wiederum rief bei Margaret Raymond aus Brooklyn an und sagte, dass ELO Backgroundsängerinnen suchte. Marge Raymond, Nancy O’Neill und Susan Collins sangen zusammen in der GirlGroup SuMagNa und wurden oft für Sessions und Tourneen gebucht (zum Beispiel auch bei der anschließenden ELO-Tour!). Sie nahmen das Angebot an. Da Jeff insbesondere Raymonds Stimme mochte, ist sie die dominante Stimme desweiblichen Backgroundgesangs auf FTM. Allerdings sind auch die anderen Mädchen zu hören.
4. Zielsetzung, Albumentstehung und Aufnahmetechnik
ELO befanden sich die meiste Zeit des Jahres 1975 auf Tournee. Begeisternde Auftritte in Amerika hatten der Band dort zum großen Durchbruch verholfen, und diese Fanbasis wollte man sich sichern und erweitern. Gleichzeitig verlangte das Publikum nach neuem Material. So machte sich Lynne schon recht bald Gedanken darüber, in welche Richtung er mit dem neuen Album gehen sollte. Nachdem er mit „Eldorado“ eine LP vorgelegt hatte, die eine perfekte Symbiose von Pop und dem ursprünglichen Konzept der Band, Elemente von Rock und Klassik zusammenzubringen, darstellte, glaubte Jeff, nun keinem mehr beweisen zu müssen, dass er die Fähigkeit zur Umsetzung des „Klassikrock“-Konzepts hatte. Stattdessen wollte er das Schwergewicht nun noch stärker auf perfekt arrangierte Pop/Rock-Songs und die Suche nach der perfekten Melodie legen. Künstlerisch anspruchsvoller Poprock mit Streichern war das Ziel. Der Einsatz der Streicher sollte nun in erster Linie einfach aus dem Grunde erfolgen, weil Jeff Streicher mochte, nicht aber, um klassische Ambitionen zu unterstreichen. Ein zweiter wichtiger Punkt war, dass Jeff mit dem neuen Album bewusst auch kein thematisches Konzept wie auf Eldorado realisieren wollte, um nicht in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden. Jeff schloss keineswegs aus, sich in Zukunft wieder thematischen Konzepten zuzuwenden. Er wollte aber unter allen Umständen vermeiden, dass die Leute ihn in eine Schublade steckten und von ihm immer Konzeptalben zu erwarten. Konzept hin oder her, Jeff Lynnes Hauptinteresse galt und gilt nun mal dem Song und dem Arrangement.
Während kurzer Pausen bei den langandauernden Tourneen der Band begann Lynne also damit, neue Stücke zu schreiben. Dies geschah damals meist am Piano und ging in relativ kurzer Zeit vonstatten. Im Mai und Juni 1975 fanden in den De Lane Lea Studios in London und in den Musicland Studios in München die grundlegenden Aufnahmesessions statt. Die Basistracks wurden in München aufgenommen, danach Keyboards und Gitarrenoverdubs in London hinzugefügt (unter der Aufsicht von Richard Goldblatt, der zuvor schon mit dem altbekannten Dick Plant als Assistent gearbeitet hatte), ehe es für die vocals und den Mix wieder zurück ins Musicland ging. Der Tipp, das Studio in München zu benutzen, kam von Deep Purple, deren Bekanntschaft man auf den Amerikatourneen gemacht hatte. Dieser Schritt nach München war sehr wichtig für ELOs weiteren Werdegang. Zum ersten lernte man den genialen Toningenieur Reinhold Mack zu schätzen, mit dem man jahrelang zusammenarbeiten sollte. Mack wurde übrigens später Queens Produzent. Zum anderen konnten dadurch langfristig die Probleme mit den Streichersessions gelöst werden (vgl. Eldorado). Zwar wurden bei diesem Album die Streicher nicht in München, sondern in London, aufgenommen, doch bei späteren Alben sicherte man sich die Präzision, Virtuosität und vor allem Disziplin und Begeisterung der Münchner Streichorchester. Zusätzliche Aufnahmesessions, insbesondere für die Streicher, fanden während Tourneepausen über den Sommer statt. Die abschließenden Sessions fanden wohl noch bis in den Oktober hinein im Record Plant in New York statt. Das letzte, was aufgenommen wurde, waren die Background Vocals der Sängerinnen, danach begann die Abmischung bzw. das Remixing. Lynnes’s Wahl war womöglich auch deshalb auf Iovine gefallen, weil der schon mit John Lennon gearbeitet hatte. Das Mastering fand in L.A. statt.
Folgende Aussagen zur Aufnahmetechnik sind mit Vorsicht zu genießen, da sie teilweise spekulativ sind. Es ist zumindest anzunehmen, dass sich mit „Face The Music“ das typische Aufnahmeverfahren herauskristallisierte, welches die ELO-Aufnahmen der Folgeplatten prägte und von Bev Bevan in seinem Buch beschrieben wurde. Er beschreibt ein Overdubverfahren, bei dem mit Schlagzeug und Bass begonnen wurde. Danach Piano und Rhythmusgitarre und anschließend elektronische Keyboards und die Gitarrensoli.
Eine Besonderheit der ELO-Aufnahmen war das Schlagzeug-Doubletracking, das auf bestimmte Teile des Drumsets angewandt wurde (jedoch sind nicht alle Schlagzeugparts des Albums doubletracked): Das bedeutet, die Drums durch ein Lied zu spielen und danach nochmals in einem anderen, großen Raum das Gleiche zu spielen, wobei das Originalstück über Kopfhörer zu hören ist. Dieser andere Raum lag außerhalb des eigentlichen Studios, denn das Musicland befand sich im Kellergeschoss inmitten eines Labyrinths von halligen Räumen und Korridoren. Das Verfahren wurde zaghaft bereits auf früheren Alben angewendet, mit Mack aber erst zur vollen Blüte gebracht und schließlich mit immer wieder leichten Modifizierungen bis Anfang der Achtziger benutzt. Am Anfang wurden die meisten Teile des Kits einbezogen, später beschränkte man sich mehr auf bestimmte Komponenten.
Nachdem die Basistracks fertiggestellt waren, tüftelte Jeff zusammen mit Richard an den Arrangements, Streicherparts und Chorgesangslinien. Dabei kam Louis Clark hinzu und brachte auch Vorschläge ein. Louis war wichtig für die Ausarbeitung der Noten, die er auf Jeffs Anregungen niederschrieb, da jener keine Noten lesen kann. Nach der Aufnahme der Streicherparts erst wurde in der Regel der komplette Gesang aufgenommen. Dieses Overdubverfahren beschrieb Bev Bevan in erster Linie für OOTB. Bei FTM wäre zumindest denkbar, dass einige Basistracks wie der von Poker, der recht organisch klingt, auch Live In The Studio aufgenommen wurden. Unzweifelhaft ist aber der zunehmende Rückgriff auf Overdubbing.
Zur OOTB-Zeit handelte es sich um 24-Spur Aufnahmen. Möglicherweise galt dies auch für die Aufnahmen von „Face The Music“.
5. Genre, Konzept, Klangbild
Das Konzept des Albums beschränkt sich auf die musikalische Seite, während die Texte der verschiedenen Songs in keinem offensichtlichen Zusammenhang stehen. Dennoch ist eine nähere Beschäftigung mit den Texten nicht uninteressant. Während Lynne auf diesem Album einerseits mit Songs wie Evil Woman sehr konkret wurde, zeichnen sich die meisten Texte dieses Albums eher durch einen hohen Grad der Abstraktion und Vieldeutigkeit aus. In einigen Songs gibt es auch versteckte Anspielungen und Insidergags. Waterfall zum Beispiel hat mit Liebe ein sehr universelles Thema, dass hier aber ganz abstrakt abgehandelt wird und nicht situationsbezogen. Strange Magic benutzt sehr abstrakte Worte und kann alles und nichts bedeuten. Dasselbe gilt für One Summer Dream, welches Jeff Lynne, auf den ersten Blick überraschend, als eine Art Protestsong anspricht. Letztlich scheint es so, dass all diese Songs für ihn eine ganz persönliche Bedeutung hatten, die er aber dem Hörer nicht unbedingt aufdrängen wollte. Vielmehr wählte er die Worte so, dass man zumindest bei einigen Songs auch eine ganz andere Bedeutung in diesen Liedern finden kann. In einigen Songs gibt es auch versteckte Anspielungen und Insidergags. Nightrider spielt z. B. auf Lynne’s Vergangenheit mit den Nightriders an.
In musikalischer Hinsicht fällt wieder der klare Aufbau des Albums ins Auge. Fire On High ist ein Instrumental, das bewusst als Opener geschrieben wurde. One Summer Dream eignet sich mit seinem hypnotischen Charakter und dem allmählichen Entgleiten in die Unendlichkeit ideal, um das Album zu beschließen. Die Anordnung der Songs dazwischen ist auch wohldurchdacht. Weiter sind die einzelnen Stücke durch kurze Interludes, Zwischenstücke, verbunden und zeichnen sich durch eine durchgehende surreal-spirituelle Atmosphäre aus. Wenn man das Album durchört, wähnt man sich abwechselnd in der Hölle (vor allem im Opener) und im Paradies, in einem Land, in dem Milch und Honig fließen.
Bezüglich des Klangbildes lässt sich festhalten, dass der Sound sehr voll klingt, im Vergleich zum Vorgänger aber weniger bombastisch. Das liegt vor allem an der etwas veränderten Rolle, die Jeff Lynne dem Orchester bei der Untermalung der Songs zudachte. Die Orchestrierung und die Chorparts fallen nicht ganz so üppig und überschwenglich aus wie beim Vorgänger und werden präziser und punktueller eingesetzt. Dadurch ergibt sich auch mehr Raum für Streichersolos der bandeigenen Sektion. Im Klangbild spielen Keyboards und der Moog-Synthesizer bereits eine wichtige Rolle, sind aber nicht so dominant und vielschichtig eingesetzt wie auf dem Nachfolger „A New world Record“. Auffällig ist neben dem wuchtigen, kraftvollen Schlagzeugsound auf manchen Stücken vor allen Dingen der Einsatz von Akustikgitarren, häufig durch Phasingeffekte verfremdet. Hinzuweisen ist auch auf die akribisch ausgearbeiteten, vielschichtigen Backgroundvocals. Oftmals sind es mehrere Stimmen hintereinander. Sie sind so gut auf die Streicher abgestimmt, dass man sie manchmal gar nicht direkt wahrnimmt, für das Endresultat aber absolut entscheidend. Beim Harmoniegesang eröffneten die Gesangsharonien des neuen Bandmitglieds Kelly Groucutt neue Möglichkeiten. Dessen Basspiel fiel weniger kompliziert aus als das Basspiel auf früheren Alben, passte aber sehr gut zu den Songs.
Was die Produktion betrifft, so wurde ein kristallklarer Klang erzielt und die Songs mit aufwändigen Produktionstricks verfeinert. Besonders der dezente Einsatz von Phasing springt ins Ohr.
Das Album vereint eine große Bandbreite von Stilen und Einflüssen. Bezüglich des Spannungsfeldes Pop-Rock lässt sich festhalten, dass sich die Songs zwischen kunstvollem Pop und (Pop)rock (Z. B. Poker, Fire On High) bewegen. In stilistischer Hinsicht bedient sich das Album vieler Stilelemente des Phillysouls. Aufgrund der vielen anderen Einflüsse geht es vielleicht zu weit, von Jeffs Phillysoul-Album zu sprechen, dennoch ist die Absicht Lynnes, seinen Sound etwas mit R&B und Soul zu ergänzen offensichtlich, wenn man bedenkt , dass Lynne für das Album extra auf weibliche Backgroundsängerinnen zurückgriff und mit Songs wie Evil Woman und Nightrider ganz gezielt Elemente aufgriff, wie sie im Phillysound zu finden waren.
6. Die Songs
Zum Abschluss jeweils einige interessante Aspekte bezüglich der Einzelstücke:
– Fire On High
ist ein furchteinflößendes Instrumentalstück, dass mit einer verrückten Soundcollage, einer „Kakophonie“, beginnt, ehe eine Melodie hereinbricht. Unter den Soundeffekten im Intro befinden sich Händel-Hallelujah-Chöre, Schritte, Lärm usw. Bev Bevan spricht einen interessanten rückwärts eingespielten Prolog: „The music is reversible, but time is not. Turn back. “ Die Musik ist umkehrbar, die Zeit ist es nicht. Wie wahr. Und ziemlich clever gemacht.
Das eigentliche Stück zeichnet sich durch Bev Bevans wuchtiges Schlagzeugspiel sowie einige schöne Schlagzeug-Gitarre-Duelle und atemberaubende Keyboardeffekte aus. Ursprünglich gab es Hintergrundgesang der Sängerinnen. Jeff entschied sich aber dafür, sie wegzulassen.
– Waterfall
Eine gefühlvolle Ballade mit schönen Harmonien und sanftem Leadgesang, der sich in ungeahnte Höhen schraubt. Wunderschön melodisch auch die Brücke und die Überleitung zu
– Evil Woman
Hiermit versucht sich Jeff definitiv an Soulmusik. Die Phillysoundanleihen, der Frage-und Antwort-Gesang. Beginnt mit einem Streichervorspielund einleitendem Gesang, ehe die meisten Instrumente einsetzen. Wird von der elektrischen Rhythmusgitarre getragen. Höhepunkte sind Richards Barpianistensolo und der spektakuläre Part mit den rückwärts eingespielten Streichern (High String Crescendo), welcher aus der Brücke von Nightrider stammt. Evil Woman wurde übrigens auf den letzten Drücker von Jeff für das Album geschrieben, da noch ein Song fehlte. Den Chorus wollte er immer ändern, beließ es aber letztlich doch dabei.
– Nightrider
Nach einem Keyboardintro wechseln sich die gefühlvoll vorgetragenen Strohen und der schwungvolle Refrain ab. Leichtes Phasing auf dem Gesang, der teilweise von Kelly übernommen wird. Der Song besticht durch interessante Streicherparts, tolle Keyboardlinien und das grandiose Klavier- und Geigenoutro.
– Poker
Dynamischer Poprocker mit verzerrter Gitarre und Stakkato-Gesang von Jeff und Kelly. Überragende Keyboardeffekte von Tandy. Die Streicher scheinen sich am Schluss selbständig zu machen. Es fällt gar nicht so auf, dass einige Gesangsspuren des Backgroundgesangs mit der Pitch-Control beschleunigt wurden, um die Stimmen höher klingen zu lassen. Es wurden darüber noch weitere vocals in normaler Geschwindigkeit eingespielt.
– Strange Magic
Eine weitere gefühlvolle Ballade mit einem Text wie aus einer Traumsequenz. Der zart dahinfließendeTrack ist ein sehr gutes Beispiel für die bereits angesprochene übernatürliche Atmosphäre auf dem Album. Richard Tandy spielt den großartigen Slidegitarrenriff. Die Akustikgitarre, die auf dem Stück zu hören ist, klingt deshalb verfremdet, weil man sie durch ein Phasingeffektgerät „schickte“. Die bv werden von Marge Raymond dominiert, dahinter liegen vier weitere Stimmen.
– Down Home Town
Die Überleitung ist ein rückwärts eingespielter Teil von Waterfall: „Face The Mighty Waterfall 2X“. Dieses Country&Western beeinflusste Stück mit Dixie-Teil war wohl als Funtrack des Albums geschrieben wurden. So gibt es Gag-Anmerkungen im Booklet. Ferner trägt Jeff den Song im Nashville-Gesangsstil vor. Der Song sprüht nur so vor Anspielungen und Humor. Was bitteschön macht die Textzeile „She Loves You.No no no“ auf dem Song? Hat doch nichts mit dem übrigen Text zu tun. Ach so! Eine Antwort auf die Beatles (She Loves You. Yeah.Yeah.Yeah.).
– One Summer Dream
ist eine der gefühlvollsten und traumhaftesten Balladen, die Jeff geschrieben hat. Verträumt, hypnotisch, üppig instrumentiert. Auch hier werden wieder tolle Effekte mit der durchgehend zu hörenden Akustikgitarre erzielt. Jeff betont, dass der Song interessante Akkorde aufweist. Er beschreibt das Stück als eine Art Protestsong. Geht es hier etwa in Jeffs Sinne um einen paradiesischen Zustand der Natur, der bedroht ist durch die Menschheit? Wer schreit hier nach Liebe? Die Natur? Ist es vielleicht als Appel an die Menschen zu verstehen, sich selbst zurückzunehmen und mehr im Einklang mit der Natur zu leben? Die lyrics sind so offen, dass viele Interpretationen möglich sind.
OUTTAKES, ALT. MIXES, DEMOS etc.
a) Unveröffentlichte Songs
Es ist bekannt, dass Jeff einige zusätliche Stücke als potentielle B-seiten schrieb, die dann aber nicht verwendet wurden. Im Rahmen der Remasters-Serie wurden sie als Bonustracks für „FTM“ in Betracht gezogen, aber Jeff entschied sich dagegen. Rob sagt, dass sie eher nach der OTTDay-Ära klingen und wie Fremdkörper auf „FTM“ gewirkt hätten.
-Like A Rat Up A Train
Dabei soll es sich um einen kompletten Song handeln, der Ähnlichkeiten mit Baby I Apologise aufweist. Der Titel ist wohl ein Arbeitstitel.
– Give Me Fever
Komplett fertiggestellter Song, der als B-Seite geschrieben wurde.
b) ALT. VERSIONS und MIXES
Zunächst einmal gibt es von den meisten Stücken Edited Versions (UK/US Singles). Wer dazu genaueres wissen will: eine gute Auflistung findet sich bei der Jeff-Lynne-Songdatabase.
– Evil Woman (Alt. Mix, unedited version FTM Remaster)
Diese alternative Version ist eine Strophe länger. Der Mix unterscheidet sich recht deutlich von der bekannten Version. Es fehlt die rückwärts eingespielte Streicherpassage. Wohl die interessanteste Alt. Version unter den hier gelisteten.
– Evil Woman (Neuaufnahme nach 2000)
Orientiert sich stark am Original und ist de facto eine Lynne-Soloaufnahme. Zu hören nur ausschnittweise in Film/TV-Serien.
– Joker (Alt. Mix Poker)
Das Streicherarrangement ist auffälliger, ebenso die schneller gedrehten Bv-vocals. Wurde beim Bremer Fantreffen gespielt und als hörenswerte Version charakterisiert.
– Down Home Town Alt. Mix (Reel To Reel)
nur leichte Unterschiede
– One Summer Dream Single B-Seite Mr Blue Sky
Ein leicht anderer Mix, ausserdem fehlen die weiblichen bv-vocals. Daneben gibt es Berichte zu einem weiteren leicht anderen Mix, der angeblich von Rob bei einem Fantreffen geschrieben wurde.
– Waterfall Instrumental Mix (FTM Remaster)
c) Soundbits
Al Quaglieri, der 1995 für die Mastersound-Edition verantwortlich war, sprach von einer Reihe von Outtakes. Bei Down Home Town gab es einiges an Material, das nicht verwendet wurde.
Die Orchestra Interludes existieren als längere Stücke. Jeff pickte jeweils die interessantesten Passagen heraus.
FIRE ON HIGH-Intro Alt. Mix (FTM Remaster)
Miks Violine ist besser zu hören. Jeff ließ die Band einfach 30 Minuten Soundeffekte aufnehmen und pickte das Beste heraus.
Updates:
– 12.01.09: Alternativversionen, Ergänzung Evil Woman 2000
– 11.09.2011: Präzisierung Aufnahmeorte nach neuesten Informationen von Richard Goldblatt
– 10.04.12: Genauere Beschreibung des Schlagzeugdoubletrackings
Quellen
Neben den eingangs dieses Threads genannten Internetadressen wurde auch auf www.lightshineson.de zurückgegriffen. Hier gibt es eine Sektion mit Informationen/Artikeln. Nützliche Informationen bieten die Albumbooklets, insbesondere das der jüngsten Remastered Edition. Vieles an Information stammt aus Bevs ELO-Buch sowie den Büchern „Blackberry Way“ und „Unexpected Messages“. Die Ausgaben 21, 23 (Rarer Scheiben-Club) und 31 des deutschen Fanzines „Face The Music“ wurden ebenso herangezogen wie zeitgenössische Interviews des Melody Makers März 1975 und New Musical Express April 1976. Sehr hilfreich sind neuere Infos aus einem 2011 Interview von Reinhold Mack in Tape Op.
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