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nail75Im Text oben konstruiert tolo ein Bild von Syd Barrett als dem Guten, Reinen, Schönen, Edlen, der von seinen oberflächlichen, egozentrischen Bandmitgliedern (also vor allem von Waters) schmählich „zurückgelassen“ wird und dessen Verlust (also Barretts persönlicher Verlust) das eigentlich Tragische ist. Das finde ich grenzwertig, weil Syd Barrett nun einmal geisteskrank war und nicht in der Lage, seine Musikerkarriere fortzuführen. Das ist tragisch, aber hier sehr geschickt der Band die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, stört mich.
Edle, Gute und Böse gibt es in diesem Drama nicht. Das Tragische ist auch nicht, dass Syd Barrett seine Musikerkarriere nicht fortsetzen, sondern kein ‘normales’ Leben fortführen konnte. Barrett hat sich zwar mit zuviel LSD selbst in eine schwere psychische Erkrankung geschossen, doch man sollte dabei den gewaltigen Druck seines Umfelds nicht unbeachtet lassen. Ich stelle keine Schuldfrage, sondern nehme einfach nur wahr, dass die Bandmitglieder das Thema Barrett nicht loslässt. Das könnte Gründe haben.
Es ist ja nicht nur das Album mit den Stücken SHINE ON YOU CRAZY DIAMOND, WISH YOU WERE HERE, HAVE A CIGAR und auch WELCOME TO THE MACHINE das (auch musikalisch) etwas auf- und verarbeitet will, sondern es sind auch andere Songs, die dies versuchen. Rick Wright tut dies (sehr bewegend) auf seinem Soloalbum WET DREAM in PINK’S SONG. Auch Roger Waters lässt das Vergangene keine Ruhe; er erinnert sich mit GRANTCHESTER MEADOWS an gemeinsame Zeiten mit Freund Syd in Cambridge. Später tut er dies im Song BRAIN DAMAGE (“The lunatic is in my head – I’ll see you on the dark side of the moon”) ein weiteres Mal. Auch in COMFORTABLY NUMB von David Gilmour und in HIGH HOPES geht es nochmals um den verlorengegangenen Diamanten.
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