Re: Pink Floyd – Wish You Were Here

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nail75

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IrrlichtWas soll das eigentlich?

tolo hat ihren Standpunkt, auch wenn ich vieles davon entschieden nicht teile (und oftmals auch schlicht nicht nachvollziehen kann), verständlich und sehr gut erläutert, sodass derartige Poserpostings dann doch gerade erst recht in die Fanbrillen Sparte fällt, der man sich ja vermeintlich entziehen will. Ich finde es ganz erfrischend hier mal eine andere Meinung zu „Wish you were here“ zu lesen – und bei derart müdem Reflexgeschnatter wie „lächerlich“ oder „pseudokritisch“ fühlt man sich leider eher an undifferenzierte youtube Standartsentenz erinnert. Diskussionskultur sieht jedenfalls anders aus.

Im Text oben konstruiert tolo ein Bild von Syd Barrett als dem Guten, Reinen, Schönen, Edlen, der von seinen oberflächlichen, egozentrischen Bandmitgliedern (also vor allem von Waters) schmählich „zurückgelassen“ wird und dessen Verlust (also Barretts persönlicher Verlust) das eigentlich Tragische ist. Das finde ich grenzwertig, weil Syd Barrett nun einmal geisteskrank war und nicht in der Lage, seine Musikerkarriere fortzuführen. Das ist tragisch, aber hier sehr geschickt der Band die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, stört mich.

Gilmore bedauert im Nachhinein seine Fehler und die verpassten Möglichkeiten. Das ehrt ihn, aber es ist nicht meine Aufgabe, hier moralische Urteile über die Band zu fällen, zumal es offensichtlich bei Barrett noch weitere Gründe für sein Abgleiten gab als die Band. Gut, böse, falsch, richtig, hättest du doch und wieso hast du nicht…was bringt es, das im Nachhinein aufzurechnen? Es ist so passiert, wie es passiert ist, das kann man bedauern, aber man kann es nicht ändern. Man kann das aufarbeiten, aber die Frage ist doch: Wem bringt das was? Schadet es nicht mehr, als es nützt?

Ich muss dann meine ganzen Bewertungen dieser Meta-Erzählung unterordnen, meine Analyse wird durch Sympathien vergällt und es dominiert der Blick zurück, vielleicht nicht im Zorn, so doch in der Abneigung. Ich setze die Vergangenheit als Waffe gegen die Beteiligten ein und auf die sehr berechtigte Frage, für wen dieses Album gemacht wurde, antworte ich dann: „Jedenfalls nicht für Barrett!!!!!“ Das ist mir nicht genug.

Dennoch war tolos Text oben anregend, auch wenn ich mit so vielem gar nicht einverstanden bin. Daher sind Texte über Musik immer besser als keine Texte. ;-)

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.