Re: Pink Floyd – Wish You Were Here

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tolomoquinkolom

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grandandtHier empfehle ich Dir mal „Shine On“ in einem Planetarium bei der Sternenbeschau anzuhören! Oder besser noch die Anlage voll aufdrehen und aufs Dach des Hauses klettern und morgens um 4 den Sternenhimmel dabei zu betrachten.

Das sind sehr schöne Ideen von dir. Aber findest du nicht, dass Musik auch außerhalb von Planetarien und in Innenräumen überzeugen sollte? Ich weiß aber, was du meinst. Nur, für die von dir vorgeschlagenen Orte gäbe es allerlei musikalische Alternativen – auch von Pink Floyd.

Syd Barrett hat ja bekanntlich seine ehemaligen Freunde seinerzeit im Aufnahmestudio besucht. Bei den Klängen von WISH YOU WERE HERE sind ihm dann die Haare ausgefallen. Ich kann das gut verstehen.

Wenn Du dann noch solche Bewertungen wie die obrigen raushaust, dann ist Dir wohl nicht mehr zu helfen. (Und ich finde Deine Bewertungen von Momentary im Vergleich zu Division Bell und beide im Vergleich zu den Alben der 70er auch eher merk- bis fragwürdig.)

“Wondering and dreaming, the words have different meaning”

Mir ist bewusst, dass WISH YOU WERE HERE ein beliebtes und von vielen geschätztes Album ist. Weshalb ich nicht in den Meisterwerk-Chor einstimmen mag, will ich nochmals versuchen zu erklären.

Die Musik von Pink Floyd zeichnet sich für mich hauptsächlich durch besondere emotionale Tiefe und formale Erhabenheit aus. Bei WISH YOU WERE HERE höre ich fast nur Oberfläche, ein Requiem mit gedehnter, hohler Musik. Das Album ist für mich musikalisch wie auch moralisch an seinem Anspruch gescheitert und leidet an selbstbezogener Wehleidigkeit. Konzeptalben haben in der Regel ein Thema. Dieses Album kreiselt um Verlust im Allgemeinen und um einen ehemaligen Freund und ein früheres Bandmitglied im Besonderen – wohlgemerkt nicht um den Verlust, wie er sich für Syd Barrett darstellt und anfühlt (was so etwas für ihn bedeutet, hat er unter anderem in JUGBAND BLUES und MATHILDA MOTHER geschildert). Der Verlust, um den es thematisch geht, fällt für die Band auch weit geringer aus, als für den verglühten und zurückgelassenen Freund. Für mich funktioniert das pathetische Porridge mit weinenden Gitarren, Breitwand-Effektkino und elegischem Bombast nicht. Musikalisch war dem ‘verrückt leuchtenden Diamanten’ Barrett genau das Gegenteil wichtig. Man könnte sich auch noch die Frage stellen, für wen WISH YOU WERE HERE eigentlich gemacht wurde.

Gilmour hat in einem Interview etwas sehr bewegendes zu seiner eigenen Vergangenheit, die der Band der späten Sixties und zu Barrett gesagt: “In der Jugend macht man sich oft sehr egoistisch und rücksichtslos an die Verwirklichung eigener Ideale und Wünsche, ohne dabei wahrzunehmen, das genau dies andere Menschen und auch Freunde verletzen oder zerstören kann. Später habe man dann eine Menge Zeit darüber nachzudenken ohne etwas rückgängig machen zu können”.

“What exactly is a dream? And what exactly is a joke?”

Was meine Sterne angeht, so versuche ich der vom Rolling Stone Magazin aufgestellten Formel zu folgen. Dabei neige ich nicht zu distanzlos inflationärem Meisterwerk-Overacting, dem man im Forum häufig begegnet. Für mich sind echte Meisterwerke eher Ausnahme als Regel.

Was ist an meinen Bewertungen von A MOMENTARY LAPSE OF REASON und THE DIVISION BELL fragwürdig, wenn diese meine individuellen Eindrücke wiederspiegeln?

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