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Alter Schwede, da vergibt Spiegel-Online doch tatächlich 10 von 10 möglichen Punkten.
Paul Weller – „As Is Now“
(V2/Rough Trade)Das Schöne an Paul Weller ist, dass man immer genau weiß, woran man ist. „As Is Now“, dieser kurze und trotzige Albumtitel, bringt das Credo des „Modfathers“ auf den Punkt: Lebe für den Moment, sei immer einen Schritt voraus, blicke nicht zurück. Mit diesen Direktiven hat sich Weller durch drei Karrieren gehangelt. Vom zornigen jungen Mann (The Jam) über den stilverrückten Internationalisten (The Style Council) bis hin zum Naturburschen mit dem erdigen R&B-Sound. Nach dem letzten Album „Illumination“ war es mit der Inspiration mal wieder vorbei. Schon Mitte der Neunziger, gebeutelt von Scheidung und Nagen am Hungertuch, fürchtete Weller: „Has my fire really gone out“? Damals folgte auf die bange Frage eine der erfolgreichsten und besten Phasen seiner Karriere, diesmal musste ein Album voller Coverversionen für neue Zuversicht sorgen. Die Arbeit an „Studio 150“ und die zugehörige Tournee hätten ihn wieder auf die Spur gebracht, sagt der inzwischen 47-Jährige. Und so markiert „As Is Now den Eintritt Wellers in eine weitere Schaffensphase. Wie immer, wenn Weller sich neu erfindet, ist das Ergebnis grandios und von so aufrichtiger Intimität, dass es einen fast zu Tränen rührt. Gleich im ersten Song „Blink And You’ll Miss It“, einem ernergischen Soulrock, stellt er klar, dass er immer noch der Modernist ist, der ewige „changing man“. „Come On/Let’s Go“ geht zurück zum rüden Sound der Jam-Jahre, „I Wanna Make It Alright“ und „Roll Along Summer“ greifen verloren geglaubte Jazz-Elemente wieder auf. Am Ende, nachdem das siebenminütige „Bring Back The Funk“ und das rumpelnde „From The Floorboards Up“ genug Energie für drei weitere Platten entfesselt haben, folgt mit „The Pebble And The Boy“ noch eine ergreifende Piano-Ballade, die sich Versöhnung mit der vergangenen Jugend sehnt. Doch wer glaubt, hier tritt ein altgedienter Recke in sein mildes Spätwerk ein, der irrt. Herzstück des Albums ist die gospelartige Ballade „Fly Little Bird“, mit der Weller wie mit einem Mantra immer wieder zum Davonfliegen auffordert. Sich selbst, versteht sich, wie immer. Paul Weller ist ein ekstatischer Mönch, schrieb ein Kollege unlängst. Seine Religion ist die Musik, und seine Mission ist noch lange nicht beendet. Für den Moment, as is now, ist er auf der Höhe seines Könnens. (10) Andreas Borcholte
Quelle: Spiegel-Online vom 04.10.2005
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How does it feel to be one of the beautiful people?