Re: ROLLING STONE Januar 2005

#2549019  | PERMALINK

otis
Moderator

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Habe den RS gerade bekommen. Und Zeit. Las gerade Anja Rützels Coverversionen-Text, über den ich mich gehörig geärgert.
So viel Halbwahrheiten, (was ich aber gar nicht im Einzelnen belegen kann! da mir keine solche Untersuchungen, wie die vom Pendzich, zur Verfügung stehen) sind mir selten untergekommen. Selbige Pendzisch-Untersuchung scheint mir aber auch als solche schon wieder ziemlich fragwürdig!

Was ein Quatsch, wenn er im Vergleich zu heute über früher z.B. sagt: „Der Unterschied besteht nur darin, dass wir heute alles kennen, was da gecovert wird. In den 70er und 80er Jahren beruhten Cover-Hits meist auf unbekannt gebliebenen Originalversionen.“
Zum einen ist die Tradition der Cover so alt wie die Musik. Volksmusik, Jazz, Blues, R&B, Rock´n Roll etc sind gar nicht ohne denkbar. Rützels erster Absatz ließ ja noch einiges in Richtung Differenzierung erwarten, weil sie auf die Original-Aufnahme abhob. Aber dieser Gedanke wird dann im Folgenden kaum noch weiterverfolgt, obwohl er der einzige schlüssige Ansatz zu einer Kritik an Coverversionen wäre.

Zweitens ist auch vieles historisch falsch und fragwürdig. Sind doch z.B. gerade in den 60s Unmengen an Songs eingedeutscht worden (wovon ja eine Serie wie „1000 Nadelstiche“ sehr gut lebt), was von Rützel in die 70s verlegt wird („die vor allem in den 70ern gepflegte Tradition des deutschen schlageresken Covers, das in Cindy&Berts „Der Hund von Baskerville“ ihren Höhepunkt fand“).
Also schierer Quatsch, das in die 70s zu verlegen. Und Cindy und Berts 1970 erschienenes „Hund von Baskerville“ ist dann wofür der Höhepunkt? Nicht mal für das „Schlagereske“!! Höchstens für die Text-Dummheit, es ist nämlich kaum schlagerhaft! Auch der Nachsatz „da Covern zu dieser Zeit noch als geistloses Epigonentum verachtet wurde…“ ist schlichtweg falsch. Ohne „noch“ hätte das für diese Jahre (ca.68-75) vielleicht ein klein wenig Sinn ergeben.
Und was die Bowie-„Schnurre“ soll, ist mir völlig schleierhaft. Interessieren würde mich zudem, ob sie überhaupt stimmt. Hatte er den Song von Visconti? Und wo hat ihn der damals noch nicht sonderlich bekannte Bowie aufgeführt? Die Dylan-Basements waren zu jener Zeit wesentlich heißer gehandelt und x-fach häufiger gecovert. Aber da muss man mit „Schnurren“ kommen.

In meinen Ohren die schlimmste, um nicht zu sagen perverseste Phase der Cover-Mania war die Zeit um 80, weiß nicht mehr genau wann, als die Schlümpfe halt aufkamen und schlimmer noch diese Stars on 45, bei denen x Original-Songs auf 4 Minuten gequetscht wurden.

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