Re: Sind Alben Gesamtkunstwerk oder Songansammlungen?

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otis
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Originally posted by NiteOwl@30 Dec 2004, 09:37
Wieso ist etwas dagegen zu sagen, wenn man Musik nebenbei hört? Bitte Gründe anführen! mp3s tragen dazu wie bereits beschrieben nicht bei. Vor 20 Jahren hatte ich mehrere Kassetten im Rucksack, jetzt ist es ein mp3-Player. Im Wechsel des Mediums sehe ich keine dramatische Veränderung. Klingeltöne zählen bei mir nicht, ich beurteile Zeitschriften auch nicht nach Werbeflugblättern…

Jetzt musst du vielleicht nur noch erklären, was der Unterschied zwischen „Musik“ und „Earfood“ ist. Ich vermute ja, du meinst eine nicht messbare Kombination aus Qualität, Anspruch, Rezeption und Konsumgewohnheit – die du bei dir sehr hoch ansetzt und bei anderen nicht erkennst bzw ihnen nicht zugestehst!

Wenn ihr beim Joggen Musik hören könnt, dann soll es doch ok sein. Ich kann es mir für mich nicht vorstellen. Habe mal mit einem Discman-Stöpsel im Ohr den Hund ausgeführt. Nie wieder. Wenn es für euch passt, dann meinetwegen, das ist aber meinerseits kein Winden und Relativieren.

Gegen Berieselung und Geräuschkulisse habe ich für mich absolut was. Musik stört mich als Geräuschkulisse. Weil ich dann ständig hinhöre. Wertige Musik (!!) hat es nicht verdient zur Geräuschkulisse zu verkommen. Wie ich einen guten Wein nicht runterschütte, ein gutes Essen nicht verschlinge, ein leckeres Bier genieße oder was weiß ich eben.

Der Wechsel des Mediums hat sehr wohl eine dramatische Veränderung bewirkt. Vom Transistorradio, über den Walkman bis hin zur allgemeinen und schnellen Verfügbarkeit fast jeglicher Musik per mp3-Stick oder Ipod hat ganz sicher ein grundlegender Wandel stattgefunden.

Den beklage ich als solchen nicht grundsätzlich (das wäre Quatsch), sondern hinterfrage nur die damit verbundenen Rezeptions- und Konsumgewohnheiten.
Aber stimmt schon. Was soll ich da überhaupt was beklagen? Sollte mir doch alles egal sein. Nur weil die Leute Fastfood reinstopfen, Industriefutter essen, muss ich es nicht selber tun. Wenn sie damit zufrieden sind, sollen sie.

Was die Kids anbelangt, sehe ich manches wesentlich positiver als Mick. Ich kenne einige, die aufgrund der allgemeinen Verfügbarkeit, heute ein wesentlich breiteres Hörspektrum haben, als vergleichbare es vor 10, 20, 30, 40 Jahren hatten. Das ist z.B. das Positive daran.
Andererseits aber gibt es eben auch immer mehr die Dauerkonsumenten, die Musik als Geräuschkulisse, Earfood, Eardrug oder was auch immer brauchen. Mit denen rede ich nicht über Musikhören, Skippen oder was weiß ich. Da liegen die Welten tatsächlich zu weit auseinander.
Und dieser ganze Prozess wird durch die neuen Medien extrem vereinfacht. Daran aber, das gebe ich gern zu, sind die Medien nicht als solche und per se schuld.

Btw: ich jogge nicht mehr! :P

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