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Seit kurzem ist das neue Album von Sleater-Kinney draußen und… huch, ich bin ganz überrascht! Die Platte ist ungewöhnlich; Maik Brüggemeyers Besprechung im Stone ist da ziemlich treffend. Eins kann man der Band jedenfalls nicht vorwerfen: dass sie stehenbleiben oder sich wiederholen würde. Hell, yeah, they RAWK! Das ist seit Jahren das erste richtige ROCK-Album, das ich mir gekauft habe, und siehe da, es gefällt mir sogar. Corin Tuckers große Stimme kommt gut zur Geltung, Carrie Brownstein holt einige dreckige Sounds aus ihren sechs Seiten und Janet Weiss haut kräftig auf die Felle und sorgt für reichlich Spannung. Die Texte sind so gut wie von Sleater-Kinney gewohnt.
Der Beginn von „The Woods“ ist nicht sehr einladend: Das erste Highlight kommt für mich erst nach zwei Minuten von „Wilderness“, dem zweiten Song, in Gestalt von coolen Gitarrensounds. Es gibt reichlich Lärm und Verzerrung und übersteuerten Sound auf diesem Album. „What’s mine is yours“, der dritte Song, hat eine Passage, da erwartet man fast, sie würden gleich das „Star-spangled Banner“ zerlegen wie Hendrix in Woodstock. Einer der besten Songs hier ist für mich „Jumpers“, der aus kontrastierenden Teilen aufgebaut ist: anrührender Gesang im Chor, dann Corin mit mächtiger Stimme, Carrie angenehm hysterisch, heftige und ruhige Instrumentalparts. Im Text geht es um Selbstmord. „Modern Girl“, von Carrie gesungen, beginnt folkig und wird dann in Distortion ertränkt – sehr lo-fi und ziemlich exzentrisch. Etwas subtiler wär’s schön gewesen. „Entertain“ ist im Grunde ein treibender Rocksong, wird von Carrie aber wieder mit Hysterie aufgeladen. „Rollercoaster“ beginnt mit einem Gitarrenmotiv, das mir verdammt bekannt vorkommt; ich komme aber grad nicht darauf, was da zitiert wird. Insgesamt ist das schöner Rock ’n‘ Roll mit Erinnerungen an die 60er und Girl-Group-Backing-Vocals, aber rauen Gitarren. „Steep Air“ ist dann düsterer und ziemlich heavy. Erinnert mich an meine Grunge-Phase in den frühen 90ern. Tja, und dann geht’s richtig ab mit „Let’s call it Love“ – laut Maik Brüggemeyer „eine Art feminine Antwort auf ‚Whole lotta Love'“. Corin singt: „I’ve got a long time for love“ und diesen Worten lassen sie dann Taten folgen, indem sie sich wirklich viel Zeit nehmen – für den Improvisationsteil, für die Musik, die hier die Liebe vertritt. Carrie, you ‚re my guitar hero! Nach elf Minuten geht das Stück dann über in das ruhigere „Night Light“, einen sehr schönen, gefühlvollen Song, der das Album abschließt.
Für ein Urteil habe ich „The Woods“ noch nicht oft genug gehört, aber es gefällt mir schon mal besser als „One Beat“, der Vorgänger (der von mir ***1/2 kriegt).
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WerbungTolles Review – vielen Dank! Werde daraufhin nochmal reinhören. Sleater-Kinney ist eigentlich nicht so mein Ding, ist mir alles immer ein bisschen zu aufgeregt.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Ich finde das Album inzwischen ziemlich großartig; es hat allerdings einige Durchgänge gedauert, bis es soweit war. Es ist richtig aufregend; an jeder Ecke gibt es überraschende Wendungen. Da wird nicht auf Nummer Sicher gespielt; das Album ist ein spannender Trip. Und es ist wieder verdammt viel Leidenschaft zu hören. „The Woods“ ist kein fröhliches Album; es ist zeitgemäß und die Zeiten sind finster. Es ist sicher nichts für jeden; man muss wohl eine Neigung zum Lärm mitbringen. Der Soundmix ist… very violent. Auch „Rollercoaster“, das ich oben als schönen Rock ’n‘ Roll bezeichnet habe, hat einen fiesen Mittelteil.
„The Woods“ ist wieder anders als die früheren Platten von Sleater-Kinney, die untereinander auch schon recht unterschiedlich waren. Man kann jetzt plötzlich auch an Hendrix denken oder an The Who. Aber es gibt genug zu hören, so dass ich bisher nichts vermisst habe.
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To Hell with PovertyAuf die Gefahr hin, dass ich jetzt wie ein hechelnder Fan klinge…
Ich war, was Sleater-Kinney angeht, ja schon immer ein Frauenversteher. Ich mag die Band, ich mag ihre Platten – aber auf The Woods war ich nicht vorbereitet. Keine Ahnung, was da passiert ist; vermutlich ist ein guter Geist in sie gefahren oder sie haben ihre Seelen verkauft wie Doktor Faustus. Besser kann diese Art von Musik gar nicht mehr werden (lauter übrigens auch nicht).
Und wenn sie am Schluss des 11-Minuten-Songs Let’s Call It Love in ein 5-1/2-Minuten-Gitarrengewitter losbrechen, das wie eine Kampfansage an Neil Young in seinen besten Zeiten klingt, bin ich bei jedem Hören wieder hin und weg.
(Erstauflage mit Live-DVD. Schlechter Sound, große Musik.)
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Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.Ja, das Album ist großartig! Ich bin Dir allerdings zuvorgekommen mit dem Thread zu „The Woods“. Ich hoffe, dass die beiden Stränge miteinander verknüpft werden.
„Let ’s call it Love“ ist toll.
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To Hell with PovertyGo1 Ich bin Dir allerdings zuvorgekommen mit dem Thread zu „The Woods“. Ich hoffe, dass die beiden Stränge miteinander verknüpft werden.
Oh! Da habe ich nicht aufgepasst. :(
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Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.Großartiges Songwriting und ein Sound, der selbst Sabine Christiansen zum Leben erwecken könnte. Was davon bei Hendrix oder Young (Neil, nicht Angus) abgekupfert ist, ist mir dabei piepegal.
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Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.Ja… ist ne wirklich geile Scheibe… Die Single „Entertain“ kann man sich übrigens gratis runterladen (128kbit/s quality).
http://www.sleater-kinney.com/sounds/entertain.mp3
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Wow, der Thread zu Coldplay’s „X&Y“ hat 300+ Antworten… Bei Sleater-Kinney sind’s mit dieser Post gerade mal 8… traurig traurig.
Nach mehreren Stunden mit „The Woods“ gefällt mir „Jumpers“ wohl am besten, mit Abstand einer der besten Songs, den ich in den vergangenen Jahren gehört habe (Der Track stimmt einfach für mich, auch wenn ich sonst ne Frohnatur bin… objektiv kann man das sowieso nicht beurteilen). Bombshell tune…
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multiplexerWow, der Thread zu Coldplay’s „X&Y“ hat 300+ Antworten… Bei Sleater-Kinney sind’s mit dieser Post gerade mal 8… traurig traurig.
Was soll da ich sagen, TEAM DRESCH hat bisher nur eine :rolleyes:
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Anspieltipp: „Let’s Call It Love“. Beginnt als Rocksong, wird schnell hysterisch und endet in einem 6-Minuten-Gitarrensolo, das Neil Young verdutzt und wie mit Krücken auf der Überholspur einfach stehen lässt.
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Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.Gute Poppmusik.
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Weitere herausragende Songs sind „Rollercoaster“ und „Jumpers“. In letzterem geht es um Selbstmorde (an der Golden Gate Bridge). Der Text ist wohl inspiriert worden von einem Bericht gleichen Titels in The New Yorker vom 13.10.2003. Die Textzeile „Four Seconds was the longest wait“, die mehrmals wiederholt wird, erklärt sich daraus, dass es vier Sekunden dauert, bis der Körper nach dem Sprung von der Golden Gate Bridge unten aufschlägt.
Das „Modern Girl“ des darauf folgenden Songs ist auch nur scheinbar glücklich, in Wirklichkeit aber wohl ziemlich unzufrieden. Das Album insgesamt ist nicht unbedingt frohsinnig, aber sehr kraftvoll, wild, rebellisch.
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To Hell with PovertyAnne PohlGute Poppmusik.
Aber mit den dauernden Tempowechseln technisch recht anspruchsvoll. ;)
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Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.multiplexerWow, der Thread zu Coldplay’s „X&Y“ hat 300+ Antworten… Bei Sleater-Kinney sind’s mit dieser Post gerade mal 8… traurig traurig.
..Vielleicht liegt es an dem aussagekräftigen und treffenden ersten Posting von Go1.
Ich muß sagen mich hat das Fieber jetzt mit großer Intensität gepackt und das brauchte etwas Zeit.
es hat allerdings einige Durchgänge gedauert, bis es soweit war. Es ist richtig aufregend; an jeder Ecke gibt es überraschende Wendungen.
Was auch mich im nachhinein besonders beeindruckt. Zunächst erscheint es wie ein simpel aufgenommenes, straightes Rockalbum, aber viele Songs entwickeln sich tatsächlich auf interessante Weise und ähnliches gilt in meinen Augen für die Produktion, die ich zunächst nur als spontan und noisy empfand. Ich habe den Eindruck, jedes Fiepen, jede Rückkopplung, Verzerrung hat seine Berechtigung, was aber gleichzeitig nicht wirklich die Illusion der absoluten, rauhen Spontanität beschädigt. Ein Album das auch unter dem Kopfhörer hervorragend funktioniert. Noch dazu finde ich Dramaturgie perfekt. Let´s Call.. würde mich ohne das ab- und anschließende Night Light nicht völlig zufriedenstellen.
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Bleibense Mensch. [/FONT][/I][/COLOR][/FONT] -
Schlagwörter: sleater-kinney
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