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Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
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Ich habe mir heute nach langer Zeit die beiden Baker-Alben, die hier stehen, angehört. »At Capolinea« finde ich noch großartiger als ich es in Erinnerung hatte, und die Erinnerung war ja auch schon eine gute. Das schwebte so präzise und unprätentiös, in sich abgeschlossen, durch nichts, durch keinen Mutwillen zu »kleinen Spielchen«, völlig unbetroffen von melodiösen Skrupeln durch den Raum, dass ich Lust gehabt hätte, am hellichten Tag die Milchstraße abzuwandern.
So eingestimmt und vorbereitet, hat mich die Meisterschaft von Baker und Bley auf »Diane« (Steeplechase, 1985) dann geradezu betroffen gemacht. Man hört ja manchmal sagen, große Solisten seien unfähig zum Zusammenspiel; hier jedenfalls gilt das nicht. Der Einsatz des ersten Stücks »If I Should Loose You« gehört für mich zu dem Besten, was ich in der Kunst, auf verschiedenen Instrumenten den gleichen »Ton« zu modellieren, kenne. Überhaupt, wie Bley diesen Versenkungs- oder Versinkungsgrad von Baker aufnimmt, in kleinen Soli fortspielt und -spinnt, und zwar »leise«, ist verzückend. Noch einmal der Anfang von »If I Should Loose You«: Akkord von Bley gesetzt, leicht umspielt, und dann setzt aber keine 300stel Sekunde zu früh Baker an mit einem dieser kurzen Stöße und dann spielen die beiden in einem Geschling, als ob die Zeit erst einmal frei hätte. Doch, diese Meisterschaft rührt mich sehr.
Und hat mir auch den Baker’schen »Gesang« endlich erschlossen. Ich höre da dieselbe »Gleichgültigkeit« qua Souveränität gegenüber allen Einwänden, die man machen könnte (z. B. »Balladenheini«, was mir auch immer im Kopf rumspukte), so, als hätte er gar keine Augen.
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