Re: Paul Weller – Heavy Soul

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dennis-blandford
Jaggerized

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01. Heavy Soul (Pt. 1) ****1/2
Wuchtige, offene Akkorde, die sich Weller und Cradock gegenseitig zuwerfen und die Whitey mit sehr muskulösen Roll-Ins unterlegt. Weller ist zornig und reagiert textlich auf Kritik und persönliche Krisen. Das Stück transportiert den Titel „Schwere Seele“ sehr trefflich. Als ich „Heavy Soul“ im November 1998 auf der „Modern Classics“ Tour erstmals live hören konnte war ich begeistert. Klar ist es irgendwo auch dräuender Gitarrenrock aber der wütende Weller war in den Neunzigern eine Bank!
02. Peacock Suit ****1/2
„I got a grapefruit matter that is as sour as shit“ Schon die ersten Wörter spuckt er giftig aus. Als Vorabsingle stilistisch doch noch näher an “Stanley Road”, gelingt ihm hier fast alles. Toller Break und stetige Bissigkeit im ganzen Song, nichts ist hier sophisticated oder soulig. Die Gitarrenarbeit von Weller und Cradock kling eher nach heavy „Revolver“. All time classic!
03. Up in Suzes‘ Room ****
Für mich nicht ganz so zwingend wie für meinen Vorredner aber natürlich nicht wirklich schwach. Mit etlichen Breaks, stops & and goes sowie mit vielen Versatzstücken aus 30 Jahre Musikgeschichte versucht Weller hier eine Menge in das Stück zu integrieren. Streicher dominieren teilweise tolle Melodiebögen während die Gitarren jubilieren.
04. Brushed **1/2
Als zweite Single ein Rohrkrepierer. Machen wir uns nichts vor: „Brushed“ rockt stumpf vor sich hin und hat keine Eleganz in der Melodieführung, die es als Single rechtfertigen würde. Ein okayer Albumtrack, maximal. Die Streicherloops in der Mitte waren damals schon nicht mehr so innovativ.
05. Driving nowhere ****
Feiner, leichter Albumtrack, mit klassischen Bridges und einer schön geschlagenen Akustischen als Hauptelement. Klingt nach frühen Faces oder Humple Pie und Weller legt auch die Marriott-typischen Gesangsmleodien an den Tag. Pure and Simple: I like it.
06. I should have been there to inspire you ****
Weller im Gospel-Modus, allerdings ohne Chor bzw. mit sich selbst im Nachhall. Selbstkritisches an die Adresse von D. C. Lee war damals ja nicht gerade selten. Schönes Stück, wieder mit feiner Gitarrenarbeit in der Mitte. Der richtige Moment to slow things down a bit for a moment.
07. Heavy Soul (Pt. 2) ****
Nochmalige Einblendung des End-Jams von Heavy Soul, jetzt vom Streicher Ensemble unterstützt und mit noch mehr soulfull Heavy-Gitarrenarbeit aber ohne Gesang. Funktioniert gut für mich auch wenn es nur ein LINK in die zweite Phase der Platte ist. Ich persönlich mag einfach das gesamte musikalische Thema zu diesem Titelstück.
08. Friday Street *****
Als dritte Single für mich das Highlight des Albums. Klar, hat Weller bei den ersten drei Platten schon ähnliches formuliert aber das hier kann er einfach wie kein anderer. Wie er sich in die Strophen, Bridges und Refrain reinkniet überzeugt mich immer noch. Wieder scheint sein Idol Steve Marriott durch, wenn er zornig die Stimme erhebt. Kompakt gespielt, keine Sekunde zu lang und mit klassischem Schlusspunkt. Im Video gibt Paul den ewigen Mod, der sich mit dem Scooter am Freitag-Abend aufmacht. Herrlich! War für mich in Frankfurt 2014 der sing-a-long des Konzerts. Nicht ohne Stoltz darf ich noch anführen, dass ich mir wild entschlossen im Dezember 1997 die 7“ auf einer Plattenbörse gekauft habe, wo ich doch damals die CD-Single bevorzugte. Those were the days my friend.
09. Science ***
Nicht mein Favorit auf der Platte. Die Rimshots von Whitey begleiten einen guten, zornigen und sinnigen Weller Text. De Musik dazu ist aber nicht so zwingend.
10. Golden Sands **1/2
Ein Boogie mit Jools Holland ist für mich gerade noch OK. Viel mehr fällt mir hierzu leider nicht ein. Von der Dynamik an dieser Stelle vielleicht nicht ganz so toll gesetzt oder doch, bevor die beiden letzten Stücke das Finale einleiten?
11. As you lean into the light ***1/2
Eine klassische Ballade, die sich sehr langsam mit geschmackvollen Akkorden aufbaut und Weller singt im Stanley Road Modus. Das Stück endet wirklich zu schnell und hätte sicher an dieser Stelle auch noch weiter ausgebaut werden dürfen.
12. Mermaids ****1/2
Diese letzte Single aus dem Album mochte ich immer sehr. Die Streicher leiten hier wieder den Song und kleistern ihn nicht zu. Whiteys Spiel ist einfach aber effektvoll und die Gitarrenbridges zum Shalala-Refrain würde ich schon als „unwiderstehlich“ bezeichnen wollen. Nicht ohne Grund Roy Wood gewidmet. Again: classic Weller

Ich bewerte das Album mit sehr knappen ****, da es auch den wehmütigen Abschied des 90s Weller bedeutete, der sich spätestens nach dieser Platte eigentlich neue Wege hätte überlegen sollen. Dass er dies erst im Jahr 2008 tat und dies vielleicht zu spät ist nun mal der Lauf der Dinge. Hauptsächlich als Trio mit Whitey und Marco Nelson eingespielt gelingt leider nicht alles. Heavy Soul hat viele hervorragende Stücke aber wie immer nach den ersten 3 Meisterleistungen eben auch eher uninspirierte Wiederholungen bei den langsameren Stücken, die das Werk etwas abschwächen. Noch ist der Weller-Gestus aber intakt.

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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."