Re: The Rolling Stones – Bridges to Babylon

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j-w
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maximum rhythm & blues

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Ich habe mir die Platte gestern mal wieder angehört und Lust bekommen, sie noch mal etwas genauer zu sezieren. Die #-Nummern kennzeichnen den Rank im Gesamtoevre.

1. Flip The Switch ***1/2 #281
Bei den Promointerviews zu der Platte meinte Keith, es sei der schnellste Song, den sie je aufgenommen haben. Das stimmt aber nicht. Rip this joint ist um einiges schneller. Typische Keefnummer um ein typsiches Open-Chord-Riff aufgebaut. Charlie shufflet verlässlich, Bobby Keys hält das Bariton-Sax rein. Solider Track. Nicht mehr und nicht weniger.

2. Anybody Seen My Baby **** #170
Hat bei mir etwas verloren, die Nummer. Der Basslauf ist immer noch cool, der Chorus genial bei KD Lang geklaut und die Strophe ist auch okay. Aber es bleibt eine Jagger-Solo-Nummer, die Stones passen da nicht 100%ig dazu.

3. Low Down ***1/2 #266
Erdiger Stonesrock. Hier wieder die Handschrift von Keith. Gut gemacht und auch ein cooler Track, aber nicht weltbewegend.

4. Already Over Me ****1/2 #156
Jagger- und Richardssongs wechseln sich ab, hier wieder Mick wie er leibt und lebt mit einer Ballade im leichten Countrygewand und das kann er ja gut, sowas. Sehr stimmige Nummer, ein Höhepunkt auf dem Album, sehr geschmackvoll arrangiert und produziert. Sollten sie mal live bringen. Vielleicht bei einer Clubshow.

5. Gunface **** #234
Nochmal Jagger. Die Nummer hätte auch auf Goddess in the doorway erscheinen können, wird von den Stones aber angemessen umgesetzt. Hätte ich auch gern mal live gehört.

6. You Don’t Have To Mean It ***1/2 #287
Jetzt Keith auch am Gesang – die Nummer hat es sogar auch noch ins Set der Licks-Tour geschafft, ein leichter Reggae, den Keith sich so maßgeschneidert hat. Eine Gute-Laune-Nummer, aber nichts was tiefer geht.

7. Out Of Control ****1/2 #141
Starke Nummer. Die einzige aus dem Album, die bei jeder Tour wieder zu hören ist. Zwar selten, aber immerhin. Der Basslauf zitiert Papa was a rolling stone, was einer gewissen Ironie nicht entbindet. Die Trompete, die Wah-Wah-Gitarren, die Dynamik, das kraftvolle Ende – hier zeigen die Stones, wie sie auch noch in späten Jahren voll überzeugen können.

8. Saint Of Me ****1/2 #129
Noch stärker. Klassischer Jaggersong, wie er sich mit den Stones wunderbar umsetzen lässt. Rockte die Arenen und Stadien auf der 97/98er Tour und wurde auch für die Licks-Tour noch mal eingeprobt. Seitdem nicht mehr gehört. Warum eigentlich nicht?

9. Might As Well Get Juiced **** #216
Einerseits der experimentellste Track auf dem Album, anderseits eigentlich von der Anlage her ein klassischer Blues, den man auch ganz traditionell hätte spielen können – der dann aber nicht so spannend geworden wäre. Mir gefällt dieses Experiment mit Drumloops und Keyboards.

10. Always Suffering ****1/2 #158
Noch eine Jagger-Ballade. Auch wieder sehr gelungen. Nie live gespielt. Hätte auch wieder auf Goddess in the doorway gepasst. Macht sich aber auch hier gut.

11. Too Tight *** #333
Der Rest der Platte gehört Keith. Hier singt zwar Jagger, aber der Track ist auf dem Fundament von Keiths Gitarre entstanden. Solide Hausmannskost, aber nicht herausragend.

12. Thief In The Night ***1/2 #289
Hier singt der alte Pirat wieder. Die Musik ist hauptsächlich aus der Feder von seinem langjährigen Guitar-Tech Pierre de Beauport. Auch ein Track, der auch nach 99 noch live zu hören war auf der Licks-Tour. Am Ende einer Platte bildet er einen guten, stimmungsvollen Abschluss – für die Stadionbühne jedoch ob seiner Schläfrigkeit eher eine Nummer zum Pissen gehen und/oder Bier holen.

13. How Can I Stop *** #341
Und gleich noch einmal. Nur marginal lebhafter als der Track davor und auch nicht besser. Wie auch auf dem Track davor ist Jagger nicht einmal im Studio beteiligt gewesen. Tut nicht weh, die Nummer, aber das Album hätte auch gut ohne sie auskommen können. Trotzdem hat sie ihre schönen Momente.

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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue