Re: The Rolling Stones – Tattoo You

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langelo-misterioso

Registriert seit: 10.03.2011

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j.w.Side 1
1. Start Me Up *****

Der letzte große Hit der Stones, der zum echten Klassiker wurde (sorry, You Got Me Rocking). Und in dieser Version, die in die Zeit der Some Girls-Sessions zurück datiert, spielen sie ihn so, wie sie ihn später nie spielen sollten – mit klarem Bewusstsein für die Pausen, die Momente, wo sie dem Song Luft lassen seine Reize zu entfalten. Der Song wurde zwischendruch auch als Reggae probiert. Ich kenne diese Versionen nicht, vielleicht werden sie irgendwann noch mal heraus kommen. Hier gefällt jedenfalls der Bass sehr, der in späteren Liveversionen (wo die Gitarren auch bratziger sind) nicht so zum Tragen kommt. Auch bei diesem Song, sind die Gitarren mit Phasern in ihrem Sound verändert. Auch das haben sie später live nicht mehr eingesetzt. Dafür haben Keith und Ron andere Momente im Zusammenspiel entwickelt, die live auch sehr gut kamen. Interessant ist auch, dass die Liveversion aus Leeds 82 weitaus mehr Verwandschaft mit den Liveversionen der Steel Wheels-Tour hat als mit den US-Versionen von 81 (die ich persönlich für die schlechteste Live-Umsetzung des Songs halte) haben. #51

2. Hang Fire *****
Wunderbare Rock’n’Roll-Nummer, wie sie nur von den Stones kommen kann. Die Gitarren sind dicht verwoben und blitzen immer wieder auf, zwischendurch hört man Ian Stewart klimpern (am besten kann man ihn übrigens wirklich auf der LP hören, in der CD geht er im Sound eher unter), der Dooo-doo-do-do-Chor bringt gute Laune und kaum hat man die Tanzschuhe zugebunden, ist der Track schon wieder vorbei. #96

3. Slave ****1/2
Hier stehen die Tasteninstrumente stark im Vordergrund, meisterhaft gespielt von Billy Preston im Januar 1975 als der Basistrack aufgenommen wurde. Sonny Rollins spielt ein tolles Saxophonsolo und Bill und Charlie grooven unnachahmlich. Diese Nummer hätte Black And Blue noch mal eine Stufe höher heben können, hätten sie sie damals schon so vollendet. Sehr cool, nur auch leider nie live gespielt. Ein Jammer, gerade für eine der Clubshows müsste das doch der Hammer sein. #104

4. Little T&A ****1/2
Keith mal wieder mit einer Uptempo-Nummer, sehr coole Gesangsperformance, Charlie lässt die Hi-Hat tanzen (besonders schon in dem ruhigen Zwischenteil). Die Gitarren haben wieder diesen schönen Sound, den sie nur damals so hinbekommen haben. Ein kurzes Echo, dezente Modulation und nur gerade soviel Verzerrung wie notwendig. Live wurde das dann gleich schon immer ziemlich bratzig, was nicht unbedingt besser war. „My tits and ass with soul, baby“. #140

5. Black Limousine ****1/2
Von Ronnie Wood stammt die Grundidee für diesen Blues. Sein Slideguitarriff trägt und prägt die Nummer. Und trotzdem steht er in der Liste der Komponisten nur an dritter Stelle. So ist halt die Hierarchie bei den Stones. Mick Taylor wäre sicherlich schon froh gewesen, wenn er in seinen Fällen wenigstens an dritter Stelle gestanden hätte… Nichtsdestotrotz eine überzeugende Nummer in ihrem angestammten Metier, wie sie sie auf den Alben davor lang nicht mehr veröffentlicht hatten. Jagger sagte mal in einem Interview, dass es angeblich der nach Start me up meistgespielte Song des Albums wäre. Das sollte ihnen doch zu denken geben, oder? #122

6. Neighbors ****1/2
Dieser Track ist wieder der wahnsinnige Rumpel-Rock’n’Roll, den sie in dieser Phase so gut drauf hatten. Das Saxophon schreit wild, Charlie drischt die Snare, Jagger wiederholt „yourself, yourself, yourself,…“. Herrlich. Hat mich damals gefreut den Song 2003 in der Münchener Olympiahalle zu hören. Schön auch das Video, wo sie alle hinter dem Fenster einer Mietshausfassade spielen. #149

Side 2
1. Worried About You *****

Noch ein Track, der auf Black And Blue hätte landen können und das Album dann so langsam aber sicher in *****-Regionen gebracht hätte. Live haben sie ihn im El Mocambo 1977 auch schon gebracht, aber die Aufnahmen aus dem Januar 1975 (mit Wayne Perkins an der Sologitarre!) erst ab 1979 wieder bearbeitet. In der letzten Dekade kam dieser Song auch ab und zu wieder ins Liveset – Jagger singt ihn immer noch gut, aber Keith und Ron bekommen die Gitarren leider nicht so cool hin, wie in der Studioversion. Grandios. #55

2. Tops *****
Noch ein left-over aus vergangenen Tagen, genauer gesagt aus den Sessions für Goats Head Soup. Hier ist es auch noch Mick Taylor, der die Sologitarre spielt. Unverständlich, wie man solche Schätze so lange vergessen kann. Noch ein klarer *****er.
#60

3. Heaven ****
Der einzige Track, der wirklich erst nach der Veröffentlichung von Emotional Rescue entstanden ist. Ein ganz merkwürdiger Bastard von einem Song. Merkwürdig schon deshalb, weil weder Keith noch Woodie an seiner Entstehung beteiligt waren. Die Gitarren stammen von Mick und Bill Wyman, die den Track zusammen mit Chalie und Chris Kimsey, der hier an den Tasten zu hören ist, produzierten. Jagger singt wieder Falsett, was vielen Stonesfans unangenehm aufstößt. Mir nicht. Ich finde die Stimmung, die der Song hat, sehr reizvoll. Aufgrund der Tatsache, dass Heaven durchaus Ähnlichkeiten zu Songs aus John Lennons Solophase hat, dachten viele, es sei als Tribute für den im Dezember 1980 erschossenen Beatle zu sehen. Tatsächlich wurde der Song aber bereits im Herbst 1980 aufgenommen. #238

4. No Use In Crying ****
Hier hört man wieder die ganze Band in klassischer Besetzung, der Ursprung des Tracks reicht in das Jahr 1979 zurück, aber er wurde auch erst nach Emotional Rescue fertig gestellt. Sehr schöne Soulnummer, die auch viel besser auf dieses Album passt als auf die beiden Vorgänger. #163

5. Waiting On A Friend *****
Noch ein Schatz aus Goats Head Soup-Zeiten. Für mich die beste Nummer des Albums, knapp vor Start me up und Worried about you. Haben sie live auch nie so cool hinbekommen. Die Lässigkeit, wie sie diesen Track spielen, ist grandios. Jaggers Gesang ist perfekt. Auf dem veröffentlichten Track ist Mick Taylors Gitarre nicht mehr zu hören. Aber wenn man sich die Melodiebögen, die Sonny Rollins auf dem Saxophon spielt, anhört, stellt man fest, dass das genau der Stil ist, den Taylor in seinem Solospiel z.B. auf Time waits for no one hat. Meine Vermutung ist, dass Taylor damals genau das als Gitarrensolo gespielt hat und dieses auch auf den Spuren der anderen Instrumeten durch Übersprechungen zu hören ist. So hatten sie nur die Wahl, dass das Sax genau die Taylormelodien nachspielen musste um die Rest von dem Gitarrensolo zu überdecken. Vielleicht gibt es ja die Version mit Mick Taylor irgendwann/irgendwo auch noch mal zu hören. Falls das jemand auf einem Bootleg hat, würde ich mich über eine Nachricht freuen. #50

Schöne Besprechung j.w. !
Das Album kommt bei dir etwas besser weg als bei mir (habe es heute auch hier besprochen), aber im Schnitt recht ähnlich.
Danke für die Infos, da habe ich noch das ein oder andere erfahren dass ich nicht wußte.

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