Re: Tom Waits "Real Gone"

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j-w
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@ muffkimuffki:
Dass Franks Wild Years nach Rain Dogs und Swordfishtrombones etwas abfällt, sehe ich auch. Aber nur minimal. Und nach Songs von einer Klasse wie „Innocent when you dream“, „Yesterday is here“, „Temptation“, „Cold call ground“ oder „I'll be gone“ sucht man auf Alice/Blood Money vergebens. Blood Money läuft bei mir gerade – ja, das ist Waits und wenn man ihn mag, ist dieser Stil auch knorke, aber da wird schon der Standard-Waits über Songmaterial gezogen, das verglichen mit früheren Großtaten einfach abfällt. Wenn er sich bei Coney Island Baby dann auch noch selbst zitiert (Innocent when you dream) dann wird offenkundlich, dass da der Mythos reproduziert wurde ohne etwas wirklich neues dabei zu haben. Erinnert mich an so Stonesalben wie „Undercover“ oder „Voodoo Lounge“. Schon solide, und auch unverkennbar in Sound und Stil aber halt bei weitem keine Großtaten.
Man sollte ja auch bei Blood Money und Alice berücksichtigen, dass es Werke sind, die auf Theaterstücken basieren, bzw. dafür geschrieben wurden. Wenn man dann „nur“ das Album hört fehlt da eine Komponente. Und das Album Franks Wild Years macht das Stück, das da erzählt wird, lebendiger als es bei Alice/Blood Money der Fall ist. Da finde ich Black Rider noch näher am Stück, wobei die Songs ohne das Theaterstück noch verlorener sind. Das wollte Waits bei Blood Money/Alice wohl vermeiden, ist ihm auch geglückt – beide Alben funktionieren wesentlich besser als Black Rider, aber mal ehrlich: Nur der kurze Song „Franks wild years“ von der Swordfishtrombone erzählt doch eine viel lebendigere Geschichte, lässt einen ganz anderen Film im Kopf abfahren, als Blood Money/Alice!

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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue