Re: Prince

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basseck

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Leute, was ist hier los? Nur 44 Seiten in 14 Jahren zu Prince? Lena hat fast das Doppelte in der Hälfte der Zeit. Egal, nun ist er leider tot. Man könnte sagen, er hätte eh nichts Weltbewegendes mehr veröffentlicht, wie all die anderen Alt-Stars, aber im Gegensatz zu vielen Anderen seiner Generation war er noch fit und auf der Bühne noch keine peinliche Erscheinung. Aus aktuellem Anlass mal in die Abteilung Axel Rose, GnR, AC/DC rüber schauen. Das ist es auch, was mich am meisten stört: dass man ihn nie mehr live erleben kann. Klar, große Hammeralben wie „Purple“ oder „Sign“ waren nicht mehr drin, aber ich hätte Prince zugetraut, noch mal mit einer geilen Hit-Single um die Ecke zu kommen. Die musikalische Vielseitigkeit und seine Unberechenbarkeit machten Prince als Künstler auch über einen längeren Zeitraum interessant. Daher war er mit 57 auch nicht mehr von seinem Sex-Image der 80er abhängig, hinter der schrillen, übersexualisierten Fassade des MTV-Zeitalters steckte mehr als genug Substanz.

Ich will hier aber trotzdem nicht nur lobhudeln: Prince war von seiner Persönlichkeit her auch schwierig und seine Exzentrik erreichte oftmals eine ähnliche Verschrobenheit wie bei Michael Jackson. So wie sich Jacko mit „Neverland“ sein Paralleluniversum schuf, verschanzte sich Prince in seinem „Paisley Park“ und pflegte seine Macken. Weder die meisten seiner Mitmusiker noch seine Frauen hielten es lange mit ihm aus. Der Umgang mit den Fans war ab den 90ern grenzwertig. Erst nervte er mit jahrelangem Streit gegen seine Plattenfirma, verwirrte die Öffentlichkeit mit komischen Künstlernamen, bevor er im Internetzeitalter gegen Alles und Jeden zu Felde zog, der an Fan-Seiten bastelte oder was bei YouTube hoch lud. Für mich hat er damals zu viel Porzellan zerschlagen. Respekt bekam er von mir nur noch für sein musikalisches Ausnahmetalent, aber irgendwie nahm ich ihn auch nicht mehr für voll und war genervt.

Auf ihn aufmerksam wurde ich das erste Mal im Sommer 1984, da war ich gerade 12 und voll in der Bravo-Phase. Die Bravo puschte den Film „Purple Rain“ natürlich total und betonte, dass Prince der größte Konkurrent von Jacko sei. Schnell war klar, dass Prince eben zu jenen überlebensgroßen Superstars gehören wird. Madonna, Springsteen (und später Whitney Houston) gesellten sich noch dazu. Von da an ging’s mit Prince in Deutschland steil bergauf, mit jedem Album wurde er berühmter und beliebter. Ein Klassenkamerad fuhr 1987 besonders auf „Sign Of The Times“ ab und befand, dass Sheena Eastons Einsatz bei „U Got The Look“ doch viel geiler sei, als „Michael Jackson mit seiner blöden Schnulze“. Der King Of Pop hatte da gerade mit „I Just Can’t Stop Loving You“ seine erste Single aus „Bad“ veröffentlicht. Auch „Lovesexy“ war gut und zumindest in Deutschland sehe ich das Album nicht als Einbruch seiner Popularität. Mit „Batman“ konnte ich wenig anfangen, aber das Album war sehr erfolgreich, „Grafitti Bridge“ ging irgendwie an mir vorbei, bevor Prince mit dem grandiosen „Diamonds & Pearls“ 1991/92 seinen letzten Popularitätshöhepunkt erreichte. Bei Frauen hatte Prince immer besonderen Schlag. Als 1992 die Teilnehmerinnen zur Bravo-Girl-Wahl mit Steckbrief vorgestellt wurden, gab fast jede als Lieblingsmusik „Prince“ an. Das war wirklich auffällig.

Danach begann aber die oben schon angesprochene schwierige Phase, zumal sich 1993/94 die Musikwelt dramatisch veränderte: Techno, House, Grunge und Hip Hop ließen alle 80er-Jahre Stars wie alte Dinosaurier aussehen, die im neuen Musikjahrzehnt nichts mehr verloren hatten. Als Prince Mitte der 90er mit „Most Beautiful Girl“ seinen letzten großen Hit landete, wirkte er in den Charts schon seltsam deplatziert zwischen Eurodance, Rap und Alternative. Ich hatte endgültig das Interesse und ihn auch aus den Augen und Ohren verloren.

Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich nochmal seiner 90er-Werke zur Brust zu nehmen, als er die Welt als Symbol und TAFKAP verwirrte und seinen Frieden damit zu machen.

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