Re: Prince

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friedrich

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gypsy tail windJa, das ist wohl das „bigger picture“. Ich war dazu aber zu jung, zudem hat mich die elektronische Musik der 90er zu allergrössten Teilen nicht interessiert (tut das auch heute nicht), was ich oben beschrieb ist natürlich meine ganz persönliche Sicht der Dinge – wie gesagt, im Jahr, in dem „Exodus“ und „The Gold Experience“ rauskame (v.a. ersteres finde ich solltest Du unbedingt mal anhören!) wurde ich gerade mal 16. Aber dass Prince verschiedenen Generationen unterschiedliches zu bieten hat, ist wohl auch eine Qualität, die ihn heraushebt (Michael Jackson, da er schon genannt wurde, bietet das nicht, es sei denn man hält seine unerträglichen Kitschballaden für eine neue Dimension ;-)).

Ja, vielleicht muss man es miterlebt haben, was Prince in den 80ern für ein Superstar war! Aus heutiger Sicht wohl kaum noch nachvollziehbar. Ich hatte damals auch den Eindruck, dass es Anfang der 80er kaum noch wirkliche Popstars gab, da Punk / New Wave, später Hip Hop und Elektronik die Stars der 70er furchtbar alt aussehen ließ. Und dann tauchten auf einmal Prince, Michael Jackson und Madonna auf und wurden internationale Superstars! Purple Rain, Thriller und Like A Virgin waren die Mega-Seller, die aus sämtlichen Lautsprechern tönten. In den ersten beiden Fällen ging das auch mit einem Crossover von Black Music in den Mainstream einher, im dritten Fall zumindest bedingt, wenn man Nile Rodgers als Produzenten in Betracht zieht. Pop war wieder hedonistisch, voller Glam und Sex!

Allein die drei genannten waren in den 80ern unglaublich dominant. Aber diese Dominanz konnten sie in den 90ern nicht mehr behaupten. Erwarte ich auch gar nicht. Pop ist ein schnelllebiges Geschäft.

Edit: Der vierte Superstar der 80er war Bruce Springsteen mit Born In The USA. Man konnte Prince, Michael Jackson, Madonna und Bruce Springsteen damals gar nicht aus dem Weg gehen. Ich erinnere mich vage an eine Szene aus Spike Lees Film Do the Right Thing, in dem zwei Charaktere darüber streiten, wer die größten Stars aus Sport, Film und Musik sind. Bei Musik sagt dann der Weiße „Bruce Springsteen“, der Schwarze „Prince“. Aber sie streiten sich nicht darüber, ob es vielleicht noch andere Superstars gibt, denn dass Prince und Bruce die Größten sind, steht außer Frage. So war das damals.

Natürlich geht es in Do The Right Thing noch um ganz andere Dinge, nämlich vor allem um rassistische Stereotypen. Der Weiße versucht seine Bewunderung von Eddie Murphy damit zu begründen, das der „not really black“ ist. ;-)

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)