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gypsy tail windGute Zusammenfassung – und das mit den Kritiken habe ich schon damals nicht begriffen (die Verkaufszahlen schon eher, war halt die Zeit des Eurodance, die Zeit des kommerziellen Erfolgs gewisser Techno-Strömungen etc – alles nicht für mich -, daneben Trip Hop, D’n’B, fürs Retro-Völkle Brit Pop … Prince stand da eher am Rande und mit dem ebenfalls aufkommenden Neo-Soul und seichten R’n’B hatte er auch nichts gemein). Für mich bleibt das wohl – noch vor „Diamonds and Pearls“ und dem noch mehr geschätzten „Love Symbol“-Album – die wichtigste Prince-Phase überhaupt. Auch nicht zu vergessen, dass damals das „Black Album“ herauskam (zwischen „Come“ und „Gold“ glaube ich?). Klar ist diese Liebe auch stark biographisch geprägt, aber diese Phase kommt mir rein vom Sound her am meisten entgegen und es gibt nicht nur haufenweise überragende Songs sondern mit „Exodus“ auch noch eine versteckte Grosstat.
Ich selbst habe Prince in den 80er Jahren miterlebt und ihn wenigstens einmal 1988 live gesehen und gehört. Spätestens mit Purple Rain war Prince der amtierende Weltmeister im Schwergewicht. Aus der Retrospektive erstaunt es mich, wie damals bei ihm künstlerische Klasse und Kommerz, Hipness und Breitenwirksamkeit Hand in Hand gingen. Prince lief tagsüber im Radio und nachts auf den coolen Parties. Er war gleichzeitig provokant und populär.
Irgendwann wurde einem das fast etwas zu viel: Jedes Jahr erschien eine neues Album von Prince und jedes war großartig. Man vergleiche das mal mit seinem damaligen Rivalen um die Weltmeisterschaft, dem ungleich mehr mainstreamorientierten Michael Jackson, der in den 80ern gerade mal 2 Alben veröffentlichte!
Zumindest bis einschließlich Sign O‘ The Times war Prince der Größte, danach setzte eine gewisse Übersättigung ein und die danach erschienenen Alben Lovesexy und Batman wirkten auf mich etwas fade. Ja, und danach verloren ich und meine Freunde Prince schlicht aus den Augen. Hier und dort hörte man noch mal einen Hit, aber irgendwie war die Luft raus. Gleichzeitig passierte aber auch so viel neues in der Popmusik, vor allem der Siegeszug der elektronischen Musik, die Ende der 80er / Anfang der 90er fast alles andere von den dancefloors verdrängte während Hip Hop die Charts dominierte – jedenfalls, was Black Music betraf. Aber Prince dachte offenbar nicht daran, die Schlagzahl zu verringern.
Ein Freund von mir erzählte mir irgendwann in den 2000ern, Prince hätte angeblich verkündet, keine neuen Alben mehr zu veröffentlichen und kommentierte das mit „Aber wen interessiert das?“ Die Streiterei mit seiner Plattenfirma machte sowieso mehr Furore als seine Musik.
Insofern muss ich bekennen, dass ich den Prince nach 1990 kaum kenne. Wenn ich das hier so lese, gewinne ich aber den Eindruck, dass ich vielleicht die eine oder andere Perle aus seinem Spätwerk verpasst habe?
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)