Startseite › Foren › Kulturgut › Das TV Forum › Der "Tatort" › Re: Der "Tatort"
So darf mit Recht angenommen werden, dass dem Weinfälscher Lichius im wirklichen Leben eine sehr kurze Karriere beschieden gewesen wäre. Bei einer gemeinsamen Verkostung mit Kommissarin Blum und ihrem Mitarbeiter Perlmann führt er sich bereits durch den in der Story echten Droste-Wein und dessen Beschreibungen ins önologische Abseits. So giesst Lichius einen tiefdunklen, purpurnen Tropfen ins Glas, der allenfalls von einem 5-jährigen, jedoch unmöglich von einem gut 180-jährigen Wein stammen kann. Dazu schwafelt er von «Tränen», die der Wein beim Schwenken auf der Glasinnenseite zeigt. Auch das ist unwahrscheinlich, weil diese «Tränen» oder «Kirchenfenster» gut erkennbar erst ab einem Alkoholgehalt von mindestens 12 Prozent auftreten und die damaligen Bordeaux lediglich etwa 10 Prozent Alkohol enthielten. Lichius riecht dann tatsächlich noch Röstaromen vom Barrique. Solche Würzaromen, hervorgerufen u. a. durch Vanillin und Eugenol, können bei einem jungen Wein wahrgenommen werden, bestimmt aber nicht mehr bei einem derart alten Erzeugnis, weil sie sich im Lauf der Zeit verändern und überlagert werden von den tertiären Aromen der Weinalterung.
Aus der detaillierten Nachlese zur Wein-Thematik in der gestrigen NZZ, die auch online nachgelesen werden kann:
http://www.nzz.ch/feuilleton/eine-nachlese-1.18482698
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba